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Anm. Jag har ännu inte stött på Liber
1947. Kanske den aldrig har utgivits? Liber 1945-46 gjordes i ordning
i hast inför pappa Gerds ankomst till Sverige i december 1946.
Liber 1948-49 var ett dubbelnummer, vilket kanske stärker misstanken
att Liber 1947 aldrig funnits. Men å andra sidan borde väl
Liber 1948-49 då ha gjorts till ett trippelnummer, även om
det gått lång tid sedan 1947? - Jag hittade Liber 1950 instucken
i en annan Liber från 1980-talet, så ännu finns det
hopp!
Pappa fick plats på Atlas-Diesel i Sickla, i sydöstra
utkanten av Stockholm, och började där den 20 april. Han bodde
hos vår släkting Eva Widman på Södermalm, medan
resten av familjen stannade på Salta tills vi fick en trerumsvåning
på Cirkelvägen 19 i Gubbängen i juni och kunde flytta
in där i september/oktober.
Januari
1947
Brev från
Agnes Kiendl ("Nessi") till Märta Zenker den 1 januari
1947.
Eibishof, 1. I. 1947.
Meine liebe Märta!
Hab
herzlichen Dank für Deinen lieben Brief der uns ja leider die betrübliche
Nachricht von der Ablehnung des Einreisegesuches brachte. Schon längst
wollte ich Dir schreiben, damit Du u. Helene zu Weinachten einen Gruß
von mir hättet. Aber die letzten Wochen waren so voller Hetz u.
Verzweiflung weil unsre Ausweisung hier vor der Tür stand, - daß
ich mich einfach nicht zum Schreiben aufraffen konnte.
Nun sehen wir seit vorgestern einen Lichtstreifen am Horizont, eine
Hoffnung, doch bleiben zu können u. den Hof zu behalten. Alles
Nähere des Wie und Warum zu schildern bräuchte zu viel Zeit,
aber Du kannst mir glauben, daß es viel viel Kraft u. Zeit gekostet
hat.
Bern war ja nun sehr enttäuscht über die Ablehnung, - aber
da neulich hier in der Zeitung stand, daß Schweden seine Einreisebestimmungen
erleichtern will, möchte er es doch gern nochmal probieren. Er
wird Dir selbst darüber schreiben. Ich bin augenblicklich freilich
froh, ihn da zu haben. Man kann mit ihm alles besprechen u. beraten,
er hilft mir wo er kann. Aber ich möchte ihm doch wünschen,
ins Ausland zu kommen. Hier ist ja gar keine Aussicht u. Möglichkeit
für ihn u. in dem überfüllten Deutschland auch nicht.
Wie habt Ihr das Weinachtsfest verbracht? Sicher haben Deine 3 lieben
Bübchen Dir viel Glück gebracht u. Dir über die Sehnsucht
nach Eurem Vati etwas hinweggeholfen. Ist denn noch gar keine Aussicht,
ihn herüberzubekommen? Wieviel Jahre Eurer jungen Ehe gehen Euch
verloren! Und wieviel in der Entwicklung der Kinder, das Gerd gar nicht
miterlebt! Der einzige Trost ist, daß es Hunderttausenden so gehtu.
daß man dankbar sein muß, wenn man doch weiß, daß
der Vati lebt u. einmal doch heimkehren muß. - Wie geht es Helene
mit ihrem Vierblatt? So viel gehen meine Gedanken zu Euch allen. Ob
man sich je einmal wiedersieht?! -
Wir hatten - trotz allem - ein schönes frohes Fest mit einem schönen
Tannenbaum und viel viel Weinachtslieder-Singen, Besuch von Freunden
u. Freundinnen der Kinder, Gesellschaftsspiele u. Fröhlichkeit.
- Im November hatten wir Besuchs-Erlaubnis u. durften alle unsern lieben
Vati ½ Stunde sprechen. Er ist gesund u. arbeitet als Holzfäller
u. hat einen riesigen Vollbart!
- Euer schönes Paket ist leider nicht angekommen, nun muß
man es wohl aufgeben. Falls Du uns nochmals etwas schicken wolltest,
so wäre ich vor allem für Kleidungsstücke aller
Art für die 2 Großen sehr dankbar. Sie sind wohl noch
nötiger wie Eßwaren. (Größe 176-178, Schuhgröße
42-43!) Sie müßen manche Sachen abwechselnd tragen (guten
Anzug etc), Wolf hat keine Sonntagshose, keinen Pullover, - Bern's Anzug
wird an allen Ecken u. Enden zu klein. Wolfs Arbeitszeug ist schon 100
mal geflickt, - Hemden u. Unterhosen desgleichen. Oma u. ich flicken
alles wieder zusammen, aber wir sehen nicht, wie es noch den ganzen
Winter aushalten soll.
Nun liebe Märta, Dir u. den Deinen alles alles Gute für 1947,
besonders, daß Gerd zu Euch kommen kann. Sage bitte auch Helene
herzliche Grüße u. Neujahrswünsche.
Immer Deine tr. Base Nessi.
Mein armes Muttchen war wieder so krank (Blinddarmentzündung)
und muß so frieren, das ist mir ein großer Kummer. Sie wohnt
bei Leni in Zwickau.
Brevkort från
Gerd till Stefan från Borlänge den 4 januari 1947
Brev från
Märta till Gerd (c/o Widman, Södergatan 2IV,
Stockholm) den 13 januari 1947
Salta den 13. 1. 1947.
Kära lilla Du!
Ich soll auf Deutsch schreiben, damit Du es besser verstehst, sagt
ma. Puh! Also heute sind die restlichen 6 Pakete in Enköping angekommen
und wir bekommen sie morgen. Ist es nicht wunderbar? Gott sei Dank!
Und Eva Hakelius hat telephoniert, daß der Direktör Winberg
von seinem Bett aus auf Röda Korsets sjukhem mit dem Direktör
OTTERBÄCK, Saab gesprochen hat und sie wären sehr interessiert.
Du solltest anrufen. Namnanrop ist Saab und persönlich mit dem
Direktor eine Zeit zum Zusammentreffen vereinbaren. Da er oft auf Reisen
ist, kann es sein, daß Du ihn nicht triffst, und dann sollst Du
mit Major Nordkvist sprechen. Da solltest Du auf Direktör Winbergs
Gespräch mit OTTERBÄCK hinweisen. Da wäre es wohl gut
auch mit Atlas Diesel verhandelt zu haben und L. M. Ericsson. Kannst
Du mit dem Steeg und Reuter Mann auf Drottninggatan verhandeln wieviel
Du verlangen kannst. Wenn man zu wenig verlangt, da "diskvalificerar"
man doch sich selbst. Es ist natürlich schlecht ganz ohne Zeugnisse
zu kommen aber da mußt Du ganz deutlich und genau angeben mit
wem Du verheiratet bist und wie Dein Schwiegervater heißt.
Und Referenzen: 1) Agronom Axel Hakelius, Ordförande i mjölkcentralen
och dessutom i Jordbrukstekniska institutet. Der Vetter von Pappa: 2)
Direktör Hakon Swenson, Västerås und mammas Vetter 3)
Disponent Birger Wiberg, Chef für C. M. Wibergs Vagn o. redskapsfabrik.
Du wirst wohl sagen müssen, daß Deine Papiere gebombt seien
und daß Du nur ungern nach Graz schreibst, aber daß Du Deine
Arbeiten vorführen kannst und jetzt nur preliminär fragen
wolltest. Frag den Drottninggatsman, daß Du event. einem Deutschfreund
sprechen kannst.
Ich bin so froh über die Pakete! Mir geht es genau so wie heute
früh, da werde ich wohl morgen auch kaum kommen. Stefan fragt,
wie ich mich fühle, wenn ich nun seit so langer Zeit wieder mal
allein bin.
Könntest ja auch erwähnen: Direktören för Norrbottens
(NORRBOTTENS) Järnverk Bertil Åström, Luleå. Gespannt
auf den Bericht von Deinem ersten selbständigen Tag in Schweden.
Pappa fährt auf Rotary und mamma geht ins Kino und nimmt den Brief
mit.
Mit steifen Ohren
Deine Märta
Brevkort från
Gerd till Märta den 14 januari 1947
14. 1. 1130
Liebste!
Nun ist schon wieder ein Tag rum. Er verging mit orienteringssport.
Axel Lundquist Drottninggatan noch nicht erreichbar, wahrscheinlich
morgen. Kaum bin ich hier - schon kriege ich Post von Dir! Gunhild hat
mir einen Stoß mitten ins Herz versetzt, indem sie glaubt, daß
ich nur deutschgeschriebene Briefe verstehe! Danke schön für
alle upplysningar. Klingt ja sehr gut. Ich werde mich mit dem Direktör
aber erst dann in Verbindung setzen, wenn ich weiß, wann ich soweit
bin, daß ich ihm etwas zu zeigen habe. D. h. ich werde ihm bald
schreiben (preliminär), da es sonst unhöflich gegen Axel.
Hak. bezw. Winberg wäre. Dabei mußt Du mir aber helfen.
Liebe Kleine, das ist langweilig, daß Dein süßes Blinddärmchen
garnicht besser werden will. Du mußt Dich schonen und darfst nicht
nach St. fahren , sonst kommt das große scharfe Messer! Ich finde,
daß U.K. [Utlänningskommissionen?]
gut noch ein paar Tage warten kann. Am Samstag können wir dann
besprechen, ob Du nächste Woche mitfahren kannst, oder Erik, oder
ich allein, oder ob wir es doch schriftlich machen (unsympatisch).
Fein, daß die Pakete gekommen sind! Siehst Du, ich bin eben ein
Sonntagskind. Damit ist das große Abenteuer also glücklich
abgeschlossen. Eva (sic) ist rührend. Ich muß nur immerzu
bremsen, daß sie nicht zuviel tut. Das ist schwer, weil sie mich
kaum versteht. Das Gespräch ist ganz einseitig!
Vielen Dank für Nessis Brief. Ich hoffe so sehr, daß sie
dort bleiben können. Ich habe mitten in Postkontoret laut über
Hannes' Vollbart gelacht.
Grüße u. Küsse! Dein Gerd.
Brev från
Sibylle Zenker till Märta den 19 januari 1947
19. I. 47.
Meine liebe Märta,
Wie habt Ihr Weinachten und Neujahr verlebt? Ich habe an Dich gedacht,
als ich in Görlitz war. Ich war froh, daß ich überhaupt
zu meiner Schwester resisen konnte. Auf dem Neu. Bahnh. bekam ich die
Genehmigung nicht, aber als ich am nächsten Tag zum Hauptbahnhof
ging, erhielt ich sie. Von Görlitz nach Dr. verkehrte nur noch
1 Zug; der D.-Zug früh um 6 Uhr. Ich kam aber auch gut mit ihm
zurück. Im Januar mußte ich wieder hier sein, trotzdem die
Schule erst am 13. I. anfangen sollte.
Nun sind leider Kohlenferien bis auf weiteres; das ist ganz scheußlich.
Unsere armen Kinder! So viel ist nachzuholen, und nun schon wieder die
Unterbrechung. Wir Lehrer haben in der Zeit genug zu tun. Die Neulehrerausbildung
wird ganz stark betrieben u. schriftliche Stellungsmaßnahmen zum
neuen Lehrplan werden gefordert u. s. w. Da ich wöchentlich 6 Std.
Geschichte gebe, arbeite ich nun Bücher der neuen Geschichtsauffassung
durch: Mehring, Engels...
Als ich hier ankam, fand ich ein Päckchen von Käe Dörries
vor. Eine herrliche, weiße Strickjacke. Da ich Käte kaum
kenne, war ich sehr erstaunt. Hans meinte nun, sie stammtewahrscheinlich
von Dir, K. hätte sie nur gesandt, da Du an diese leichter schicken
kannst. Simmt das? Jedenfalls danke ich Dir sehr von Herzen dafür.
Ich werde sie auftrennen, u. dann muß meine geschickte Schwester
Else etwas sehr Schönes daraus stricken.
Wir leiden hier sehr unter Kälte u. Dunkelheit. Ein um den andern
Tag ist der Strom ganz weg. Oft ist auch an Stromtagen kein Licht da.
Und ich koche doch alles auf meinem kl. elektrischen Kocher. Ich muß
also des öfteren nachts kochen; den ¾ 11 Uhr kommt der Strom
wieder. Vorige Woche hatten wir 3 Tage hintereinander keinen Strom.
Ich holte also den Kocher dicht ans Bett. Als ich früh gegen 6
Uhr noch mal anstecke, um das Essen dann in die Kochkiste zu setzen,
kippt der Topf beim Umrühren, - die kochenden Erbsen auf meinen
Arm u. ins Bett! Ich stehe vorsichtig auf, um Ordnung zu machen, - da
geht das Licht aus! - Tableau! Ich bekam eine Riesenbrandblase am Unterarm
- aber sie heilt gut ab. Ich war garnicht beim Arzt; denn 3 Stunden
Warten kostet das mindestens. Nun juckt es nur noch tüchtig.
Habe ich Dir mal von meiner Freundin Erna aus Eisenach erzählt?
Wir waren oft zusammen an der See. Hans Christoph u. Ott, ihr ältester
Junge, waren gute Freunde; sie waren auch zusammen in Swinemünde
1940, zu Rad von Dresden aus. Erna war diesen Herbst 3 Tage bei mir.
Sie hatte gleich im Juni 45 Nachricht von Ott aus dem Gefangenenlager
in Cherbourg. Dann keine Nachricht mehr. Am 18. XII. 46 bekam sie vom
Schweizer Roten Kreuz ein Schreiben, daß Ott am 25. IX. 45 in
Trouville s. mer bei einem "accident" ums Leben gekommen sei.
Er liegt in Trouville s. mer begraben. - Sie nimmt an, daß er
um heimzukommen, zu den gefährlichen Hafenarbeiten gemeldet
hat, u. daß er durch eine Mine getötet wurde. - Nun sind
die 2 Freunde vereint! - Aber Erna hat noch 1 Jungen u. 2 Mädel
- und ein Heim. Auch ihr Mann ist noch da, Studienrat in Eisenach. Auch
Ott war ein besonders feiner Junge. Seine Briefe sollen jetzt - zusammen
mit anderen - gedruckt werden.
Von meinem ältesten Neffen Hermann ist auch keine Nachricht da.
Seine Frau mit 2 Kindern lebt als Evakuierte in Bayern in einer Baracke,
- ihre Heimat, Breslau, ist ja verloren. Was soll aus ihr und den Kindern
einmal werden; wenn der Vater nicht wiederkommt? - Meine Nichte Inge
mit ihren 3 kleinen Mädeln lebt jetzt noch in Görlitz. Ihr
Mann hat Stellung als Architekt in Augsburg, - er wird wohl demnächst
seine Familie rüberholen. Er möchte nach Amerika auswandern.
- Die 3 kleine Mädel sind dauernd krank. Die Älteste, Ingegretel,
liegt schon seit 6 Wochen im Krankenhaus, - Nierensachen, - sie ist
noch stark herzkrank. Inge ist sehr tapfer u. hat Flucht u. Heimkehr
mit den 3 Kindern allein durchgeführt. Das jüngste Kind war
eben geboren, als sie fliehen mußten.
Wie geht es Deinen Buben? Was macht das Patenkindel Stephan? Bitte,
erzähle mir mal von ihnen! An Deine Eltern viele Grüße.
Dir selbst noch einmal von Herzen Dank! Möchte das Jahr 47 ein
gutes für Dich werden u. Dich mit Gerd vereinen!
Deine Sibylle.
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Margaretas dop ägde rum i Uppsala domkyrka. Därefter
mottagning hemma på Egilsgatan. Fr. v. Erik Zenker, Mariann
Tiblin, Karin af Sillén, Margareta af Sillén, Ingela
Tiblin, Stefan Zenker, Ann-Margret Tiblin, Karin Tiblin. (Rolf hamnade
utanför.) |
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Ingela (skymd), Karin m. Margareta, Mariann,
Gunhild, Erik Z.
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Med sparkstöttingar vid Salta Vaska. Erik,
Märta, Rolf, Stefan, NN.
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Februari
1947
Brev från
Elisabeth Zenker till Märta den 7 februari 1947
An Frau Märta Zenker, Salta gård, Enköping,
Schweden von Frau Elisabeth Zenker, Dresden A21, Ermelstr. 13
d. 7. 2. 47 [men ligger i ett kuvert
poststämplat 7 mars]
Meine liebe Märta! Seit heute taut es u. nun atmen
wir alle auf u. hoffen, dass es wirklich nun mit dem harten Winter zu
Ende geht. An u. für sich war er wohl herrlich in seiner Schnee-
u. Eispracht u. ein Entzücken für alle Kinder, aber - da gehört
eben doch ein warmer Ofen dazu u. licht am Abend u. bischen mehr HappenPappen
u.s.w. Es ist nur das Wunderbare, dass der Mensch sich an alles gewöhnt,
auch an die neue Eiszeit. Leider muss unser hübscher Park gegenüber
auch mit leiden, der Zaun ist längst gestohlen u. nun fallen die
Bäume in der Nacht, - er wird immer durchscheinender! und man kommt
in der Moral so weit oder so tief viel mehr, dass man nicht platzt vor
Zorn über die räuberischen Hände sondern neidisch ist,
keinen Mann da zu haben der einen auch mal so mit Feuerholz versorgt.
Dafür lässt ja aber Gott seine Sonne nun täglich höher
steigen u. die tief eingefrorene Elbe wird wohl da auch bald Sprünge
bekommen, das wird ein tolles Hochwasser geben, dazu die Schneemassen,
die niemand abfahren kann.
Da sitz ich nun da und schreibe lauter unnützes Zeug,
ich bin aber augenblicklich ein ganz unnützes Stück Menschenfleisch,
das der guten fleissigen Frau Dittner alle Arbeit überlassen muss.
Ich habe mir nämlich an der linken Hand Finger erfroren, die nun
eitern u. da muss ich d. Arm still legen, weil er etwas dick wurde u.
nun sitz ich da u. bin unangenehm in m. Tatenlosigkeit. Bis Du den Brief
kriegst, kann ich aber wieder Bäume ausreissen (das ist jetzt ja
eben die beliebteste Beschäftigung!) Ich muss ja nun ganz still
sein, wenn mir das nie mehr mit Hertha allein sein so etwas bitter ist,
denn ohne die tüchtige Frau Dittner müssten wir ja erfrieren
und verhungern, denn Hertha ist fast immer weg im Beruf.
Jetzt komme ich z. Grund meines Briefes, wollte nicht
gleich mit d. Tür ins Haus fallen. Erik der Grosse schrieb mir
z. m. Ueberraschung eine Karte. Ich bekam erst einen Schreck, weil Du
oder G. es nicht tat, aber von Upsala geht wohl die Post schneller.
Also der Brief an Gisela ist schon vor 14 Tagen eingetroffen u. ihr
von ihrer Mutter nachgesandt, aber in einem Päckchen u. d. Empfang
auch schon bestätigt. Sollte noch einer kommen, bleibt er hier
also liegen. Im übrigen ist der Name von Gisela Hase, G. weiss
schon was das bedeutet. Die Arbeit bei der sie beschäftigt war
hat aufgehört, ihr Geld hat sie aber immer noch nicht. Aber neue
Arbeit hat sie in Aussicht bei d. Spruchkammer vier der Militärverwaltung.
Die Abwesenheit ihres ehem. Chefs schienen d. Auftraggeber noch garnicht
gelöffelt zu haben. Sie fühlt sich wieder sehr wohl da unten,
hier gefiel es ihr absolut nicht.
Ich möchte zu gern mal Eure Zeitungen lesen was sie
so über uns und unsre Herren schreiben. Jetzt ist ja Leipz. Messe,
da sollen auch Schweden kommen. Die Messfremden werden nach unsern Begriffen
glänzend versorgt, wir schnallen uns dafür d. Riemen enger,
hinter die Kulissen wir[d]
wohl keiner gucken können. Ja, das waren schöne Zeiten, als
ich in Leipzig alles für m. Messfremden richtete u. schwedisch
radebrechte!
Grüss Deinen l. Bruder bestens u. alles Gute wünsche
ich d. glückl. Eltern für d. Lebensweg von Laila Margareta.
Seid alle innig gegrüsst, vor allem d. so brave Stefan von
Deiner Mutti.
Brev från
Nanna Schweitzer f. Zenker till Gunhild af Sillén den 16 februari
1947
Dresden A-46 Kleinzschachwitzer Ufer 3
16. II. 47
Meine liebe Gunhild!
Dein lieber Brief, der uns vorgestern in's Haus kam, hat uns so unendlich
gefreut. Habe sehr viel Dank dafür. Er hat gerade 1 Monat gebraucht,
bis er zu uns kam. Das ist furchtbar lange. Es wird aber wohl mit der
verschneiten und vereisten Welt zusammen hängen, durch die die
Post sich jetzt den Weg bahnen muss. Wir haben es jetzt jedenfalls schon
in der vierten Woche Tag und Nacht unter -10 - -20o C. Ihr
im hohen Norden scheint es wärmer zu haben. Es ist recht bitter,
da ja kein Mensch Kohle und Holz hat und wärmer als +7 - +9o
C findest Du es bei keinem Menschen mehr. Es ist schon erstaunlich,
dass wir alle noch so im grossen und ganzen gesund sind; gottlob auch
Mutti, sie hustet zwar und Schnupfen hat sie auch, aber bis jetzt beides
nicht so bösartig wie in anderen Jahren. Hoffentlich kommt sie
auch so über das Frühjahr weg; denn zum liegen darf sie mit
ihrem mageren Körper nicht kommen.
Dein glücklicher Brief hat uns mit froh gemacht. Wir können
es uns garnicht mehr vorstellen, wie es ist, voll Glück und Freude
zu sein. Hier siehst Du kaum je einen Menschen mehr lachen. Das Leben
ist für uns in Deutschland furchtbar ernst und schwer geworden.
Ihr könnt es Euch nicht vorstellen, wie unser aller Leben jetzt
aussieht. Kälte, Dunkelheit, Hunger, keine genügende Kleidung
usw. usw. - Um so mehr freut es uns, nun von Euch so viel Gutes zu hören
und ich gönne es Märta - der kleinen lieben Schwester - von
ganzem Herzen. Nur - sie sollen uns nicht ganz vergessen, wir sehnen
uns mehr als jemals im Leben nach Liebe und Zusammengehörigkeit.
Aber Otto und ich, wir dürfen nicht klagen, uns Beiden geht es
gut, schon deshalb, weil wir beisammen sind. Otto hat in seinem Beruf
als Gartenarchitekt doch schon recht viel zu tun. Zwar sind es alles
Arbeiten und Planungen auf lange Sicht aber sie hängen doch immerhin
mit dem Aufbau zusammen, der ja einmal kommen wird. Da gibt es unendlich
viel interessante städtebauliche Fragen. Otto sitzt im Ausschuss
der hiesigen Architekten für das Siedlungswesen und ländliches
Bauen. Da hat er viel Sitzungen usw. Der Heimatschutz hat für Otto
als Landschaftsgestalter oft Aufgaben, so dass wir immer gerade leben
können. Auch die Malerei bringt immer allerhand ein. Da wir unser
Geld fast ausnahmslos auf der Sparkasse hatten und es nun eingefroren
ist, ist es sehr wesentlich, dass wir soviel verdienen als wir zum leben
brauchen, und das tun wir gottlob.
Ich selbst habe von einem Verlag auch einen zweiten Auftrag erhalten,
und zwar ein Unkrautbüchlein von etwa 60 Unkräutern aufzustellen.
Das heisst, sie zu beschreiben (Name, Familie, Heimat, Vorkommen, Blütezeit,
Wuchs, Wirkung, Verbreitung, Bekämpfung) und dazu je 1 Federzeichnung.
Der Auftrag macht mir viel Freude. Wenn ich nur mehr Zeit hätte.
Der tägliche Kleinkram nimmt so viel Zeit weg; das Anstehen vor
den Läden usw. - Jetzt fängt nun so langsam meine Kaninchenzucht
wieder an. Ich will dieses Jahr 4 Häsinnen je 2x decken lassen,
so dass ich mit 40-48 Jungtieren rechne. Das Serumwerk braucht Tiere
dringend. Sie zahlen gut, und wenn wirklich eine neue Geldentwertung
kommen sollte, wovon alle reden, so habe ich in den Tieren eine wertbeständige,
gute Anlage, und 2 Tiere bezahlen mir die Monatsmiete.
Eben kam ein glücklicher Brief von Märtas Mann vom 31. 1;
fein. - Sag hat Märta und die Jungens unsere Weinachtsbriefe bekommen?
Otto schrieb an Stefan, ich an Rolf. Sie sollten doch von ihren Paten
wissen, dass sie an sie denken. - Unser an Gerd geschicktes Weinachtspäckchen
kam nun auch zurück, wir essen mit Behagen unsere eigenen Pfefferkuchen
aus dem Salta-Mehl auf, jetzt ein ungeheures Geschenk. Es war schrecklich
schwer das Mehl wirklich bis Weinachten zu sparen, zu oft kam man in
Versuchung es zur Abendsuppe zu verwenden, aber es gelang.
Eine wirkliche Hungersnot wird für uns jetzt erst im Frühjahr
kommen, wenn die Kartoffeln alle sind. Meine reichen bis April, Seidels,
bei denen ich eben war sind in 3 Wochen fertig. Was soll bloss dann
werden. Von knapp 2 ... Nährmittel kann man doch nicht leben, weil
eben alles fehlt, Fett, Fleisch, Fisch, alles, alles. Na, irgendwie
muss es ja gehen. Von April ab wird es dann wohl hoffentlich Brennessel
geben, die haben uns vorm Jahr erhalten. Solltet Ihr wirklich etwas
schicken wollen, so lasst bitte leider alle Luxusdinge fort. Haferflocken,
Trockenmilch, Süsstoff sind Dinge, die sehr, sehr helfen. Aber
das soll kein Betteln sein.
Otto und ich wir grüssen Euch Alle, Alle. Elof, die Kinder, die
Enkelkinder und besonders Dich.
Deine
dankbare Nanna.
Brev från
fru Margarete Wessner till Märta den 25 februari 1947
Tante Wessner var den älskvärda
dam, som hyrde ut en del av sin våning vid Dürerplatz åt
oss åren 1941-44.
Nichtewitz, d. 25. 2. 47
Liebe Frau Zenker!
Ihren lieben Brief bekam ich kurz nach Weinachten. Wie sehr freute
es mich, einmal etwas von Ihnen zu hören. Herzlichen Dank dafür.
Besondere Freude machten mir die beigefügten Bildchen. Da hörte
ich gleich wieder Stefans Stimmchen, wenn die beiden Geister früh
an meine Tür klopften: "Tante, zu dir kommen?" Nun guckt
er schon so verständig in die Welt; Rolf ist wohl verschmitzter.
Aber der kleine Erich muß ja ein allerliebstes Kerlchen sein.
Die Bilder liegen vor mir in einer Briefschale; ich sehe sie mir zu
gern an. Hoffentlich heilt Stefans Bein recht gut; es wird ja eine Geduldsprobe
für ihn sein, so lange still zu sitzen. Daß er so musikalisch
ist, freut mich auch; Sie werden schon später einen Lehrer für
ihn finden; jetzt ist es ja doch noch zu früh.
Hoffentlich hatten Sie zu Weinachten die Freude, Herrn Zenker bei sich
zu haben. Wie wird er sich über seine drei Buben gefreut haben.
Ist er noch an der techn. Hochschule tätig? Wenigstens haben Sie
niemand von Ihren lieben Bekannten eingebüßt bei dem Dresdner
Unglück, allerdings wie durch ein Wunder. Ich mag Dresden gar nicht
wiedersehen. Die alte schöne Stadt wird es ja doch nie wieder.
Nun schreiben Sie mir, liebe Frau Zenker, daß Sie im Dez. ein
Paket an mich abschickten. Ich danke Ihnen herzlichst für Ihre
Güte, daß Sie an mich dachten. Leider ist bis jetzt nichts
davon zu sehen und zu hören. Ich fürchte sehr, ich bekomme
es nicht. Bei uns wird jetzt zu viel gestohlen. Und wie würde ich
mich darüber freuen. Man könnte doch Alles jetzt zu gut gebrauchen,
auch Zwirn. Der schwarze fehlt mir schon lange und es ist nichts zu
bekommen. im Gegenteil, es fallen immer wieder Sachen weg, anstatt daß
sich die Lage besserte. Meine größte Sorge gilt jetzt dem
Brennmaterial. In kurzer Zeit geht mein Holzvorrat zu Ende und ich weiß
noch nicht, woher ich mir neuen beschaffen soll. Kohlen bekommen wir
auch nur ganz wenig.
Wenn das Wetter anders wäre, holte man sich etwas aus dem Wald.
So haben wir aber schon monatelang die strenge Kälte. Seit ein
paar Tagen ist es milder, aber nun schneit es wieder unaufhörlich.
Und es gibt doch so schon genug Elend in Deutschland; so Viele haben
nichts Warmes anzuziehen. - Wie sind denn in Schweden die Verhältnisse
nach Kriegsende geworden? Ich erfahre so gar nichts, was draußen
in der Welt vor sich geht. Ich halte Winterschlaf um Feuerung zu sparen
von abends 8 bis früh 8 Uhr, habe das aber schon lange satt und
warte mit großer Sehnsucht auf den Frühling oder wenigstens
auf milderes Wetter. Sonst waren die Winterabende oft so gemütlich,
wenn man im warmen Zimmer bei einem guten Buch sitzen konnte. Man hat
sich sein Alter doch etwas anders gedacht. Jüngere können
wenigstens die Hoffnung haben, daß es noch einmal wieder besser
wird. Nun schicken Sie bitte nicht mehr so viel kalten Wind von Norden
her.
Stefan danke ich noch für das grüne Schweinchen; es will
leider nicht fressen und fett werden. Mit recht herzlichen Grüßen
an Sie, liebe Frau Zenker, und an Ihre Lieben will ich schließen.
Erfreuen Sie bitte wieder einmal mit einem Briefe.
Ihre dankbare M. Wessner
Mars
1947
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Karin, Margareta och Erik af Sillén
i salongen på Salta.
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Brev från
Sibylle Zenker till Märta den 10 mars 1947
10. III. 1947
Beginn der Friedensverhandlungen!
Meine liebe Märta,
Heute kam Dein Brief vom 7. II. - über 1 Monat ist er gegangen;
da will ich nur gleich antworten, daß Ihr vielleicht zu Ostern
einen Gruß von mir habt. Außerdem habe ich jetzt noch mehr
Zeit, denn die Schule hat nicht im vollen Umfange begonnen.
Also vorerst - vielen Dank für Deinen lieben Brief! - Die Verwandten
sehe ich kaum. Hans war am Geburtstag von Hans Christoph, am 2. I.,
einmal bei mir. Seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Aber
Mutter hat mir die gute Nachricht über Gerd mitgeteilt. Ach - muß
das schön gewesen sein! Wie habe ich mich mit Dir gefreut! Was
tut nun G. in Schweden? Wird er Arbeit finden? Bitte, schreibe doch
einmal darüber; es interessiert mich so. Du schreibst von Wohnungswechsel,
da müßt Ihr doch allerhand Pläne haben.
Daß Stephan das Stillehalten so gut übersteht, ist ja herrlich.
Was hat nun der Arzt gesagt? Ja - laß ihn ruhig mit der linken
Hand arbeiten , - aber gewöhne ihn auch daran, die rechte zu gebrauchen.
Das fällt einem Linkshänder viel leichter, als wenn wir die
Linke nehmen sollten. Das ist ja gerade der Vorteil, den die Linkshänder
haben. Denke an Menzel, der mit beiden Händen malen konnte - als
Linkshänder! Wir verlangen in der Schule, daß alle
Kinder rechts schreiben; zum besonders schönen Zeichnen mag ruhig
die Linke genommen werden. [Fungerar bra för
mig: Jag skriver på tangenter och kastar mest med vänster,
skriver och ritar med penna med höger. SZ]
Ja, ich war zu Weinachten in Görlitz, am 2. I. kam ich zurück.
- Du fragst nach dem Frieren! Ach, Märta, - nur gefroren!
Weißt Du, man erkältet sich beim Wechseln vom Warmen
zum Kalten. Nun ich saß fast immer kalt, - da gewöhnt
sich der Körper an den Zustand. Wie ich's ausgehalten habe, bei
-15°, -20° - drei Tage lang ohne zu heizen im Zimmer zu wohnen
- das weiß ich eigentlich selbst nicht recht. Ich habe nur an
dem Tage, wo Karin zu mir kommt (einmal in der Woche) und am Wochenende
geheizt. Aber im Grunde weiß ich überhaupt nicht, wie ich
es aushalte, dieses Leben. - Ich bin, glaube ich, sehr gesund. Wie froh
war ich, diese Gesundheit an meinen Jungen weiter geben zu haben! -
Aber was brauche ich nun diese Gesundheit! Wie lange will ich denn noch
leben? - Doch das sind unnütze Fragen - verzeih! - Schlimmer noch
als die fehlende Heizung war daß wir so oft keinen Strom haben.
Ich koche doch alles auf meinem kleinen elektrischen Kocher. Gas haben
wir gar nicht, under Zähler ist entzwei. Was tust Du nun, wenn's
abends kalt und dunkel ist? - Da kannst Du gar nicht arbeiten!
Na - also die Schule fing am 3. II. an, d. h. die Kinder kamen in die
Eishöhlen von Klassenzimmer u. bekamen Schulaufgaben, die sie am
nächsten Tage abgaben, um neue zu erhalten. Die Oberklassen machen
da natürlich viel Arbeit durch Korrektur der Hausarbeit. Ich habe
aber wieder ein 1. Schuljahr. Wie soll man denn Hausarbeiten aufgeben,
die müssen ja erst schreiben u. s. w. lernen. Nun ich mache es
so: Ich habe die Eltern mobilisiert und gehe 5 mal in der Woche mit
einer Gruppe von 8-10 Kindern in eine warme Küche oder Stube, -
nachher gebe ich dem Rest der Klasse in der Schule selbst Aufgaben.
Mir graute erst recht vor diesem "Küchenunterricht"
- aber es geht sehr gut. Ich sitze stets schön warm, die Mütter
sind sehr nett, und man kann mit den Kindern vorwärts kommen. Leider
ist meine Klasse recht wenig begabt - da macht es viel Mühe und
wenig Spaß. Von 9 - ½11 Uhr bin ich in der Küche,
von 11 Uhr an in der Schule. Korrektur ist wenig, - also habe ich mehr
freie Zeit, - wenn auch allerhand Nebenarbeit wie Geschichtskurse, ...lehrerausbildung
u. s. w. dazukommt. Wie hätte ich mich früher über die
freie Zeit gefreut! Jetzt fürchte ich sie fast.
Mit der Wohnung werde ich nicht viel tun können. Gerd oder
Du - Ihr müßtet mir offiziell den Auftrag geben, Eure Wohnung
u. Sachen für Euch zu verwalten, indem ich dort wohne. Vielleicht
wäre das ein Weg. - An sich habe ich es mit der Wohnung nicht schlecht
getroffen, - ein hübsches Zimmer, nette Leute, - aber kein eignes
Heim! Aber ich bin schon froh, daß alle Möbel im Zimmer u.
alles Geschirr u. s. w. - mein Eigentum ist.
Ich grüße Euch alle recht von Herzen.
Deine Sibylle.
Brevkort från
Elisabeth Zenker till Märta den 20 mars 1947
Abs. Elis. Zenker, 10a Dresden A27, Ermelstr. 13
Bundesland Sachsen, Sowj. Besatz. Zone, Deutschland
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D. 20. 3. 47.
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M. liebe Märta!
Grosse Freude bereitete mir Dein l. Brief, der freilich 4 Wochen gereist
war. Zu hübsch war es, von d. Kindern zu hören, wie reizend
muss der Kindertisch in Upsala gewesen sein von dem Helene erzählte.
Hoffentlich kamst Du vom Professorbesuch mit Stefan guten Mutes zurück
u. er war zufrieden mit d. Befinden des tapferen lieben Jungen. Und
Dein grosser Junge? was mag er mit St. erreicht haben? Wie sehnsüchtig
denke ich an Euch alle.
Seid vorgestern ist nun endlich Tauwetter u. die Elbe hat Hochwasser.
- Sag mal, kannst Du nicht Deine Bekannte fragen, wie deren Mutter hier
d. Ausreisegenehmigung erhielt? Ich bekomme keine Antwort aus Berlin
v. der schwed. Kolonie, Major Thomson , an den ich auf Rat d. Polizei
hier schrieb. Auch aus Hamburg keine Nachricht, die Helene so lange
schon ankündigte.
Nun kann ich auch wieder m. Arbeit tun mit d. dummen Fingern. In d.
Wohnung ist's noch sehr kalt u. nichts mehr zu heizen. Bleibt weiter
gesund u. fröhlich mit einander u. seid alle herzlich gegrüsst
von
Eurer Mutti.
April
1947
Brevkort från
Gerd till Märta den 22 april 1947
Liebste!
Dieser war der erste Streich... Na ja, es geht. Eine faule Sippschaft
ist das dort draußen. Arbeitszeit ½ 9 - ½
5, eine halbe Stunde Lunchpause mindestens, sonnabends bis 12.10. Leider
reicht die Zeit nicht, um den Zug 12.40 zu erreichen, ich kann also
erst 15.40 in E. sein.
Zuerst war ich bei meinem gefrälstem Bruder u. bekam meinen Ausweis.
Die Wohnungen werden in 3 Abteilungen gebaut, die erste soll 1. Oktober
fertig werden, genügt aber bei weitem nicht der Nachfrage, "det
blir slagsmål". Man kann sich noch nicht anmelden. Ich
muß jedenfalls auch anderweit suchen. Eva macht natürlich
schon große Pläne u. sucht die besten Straßenbahnverbindungen
nach allen Richtungen heraus.
Kostenlose Krankkasse für uns alle. "Interessekontor"
sorgt wie ein Vater für mich, bezahlt Miete, Versicherung, Abonnement
beim Haarschneider usw., ich brauche es nur zu bestellen. Noch nicht
beim Arzt gewesen, wurde hinbestellt. Lamner verreist, unser Konstruktionschef
hält mir langen Vortrag, führt mich herum und stellt mir 200
Svenssöner vor. U. a. Ing. Munck! Nett, baumlang wie alle Adelsmänner.
Ich habe aber nichts mit ihm zu tun.
Mein Zimmer: Acht mehr oder weniger sympathische Knaben u. auch ältere
Herren, lesen Zeitung u. unterhalten sich über Motorboote. Sehr
häßliches zugiges Durchgangszimmer. Oberlicht, kein Fenster.
Eigener Tisch, eigener Stuhl. Man trägt graue Schutzmäntel.
Sehr nettes kleines Ingenieurchen aus anderem Büro führt mich
den Rest des Tages herum u. versorgt mich mit Arbeit (= Lektüre,
ausgerechnet auf Englisch). Ing. Överby, den Namen wird man sich
merken müssen. Nette Kantine, aber langes Schlangestehen. Schwer,
einen Platz zu bekommen. Neben meinem Tisch steht ein Telefon. Denkst
Du etwa, ich antworte? I wo! Konzentration ist unmöglich in diesem
Stall. Im Zug kenne ich schon einen Haufen Leute.
Am
Kai (Stadsgården) herumgebummelt. Panzerschiff Oscar II. Selbst
die Russen haben halbmast geflaggt für Krischan.
Eva lädt zu festlichem Willkommessen ein. Gomm auf de Gautsch!
[= Komm auf die Couch??]
War es hübsch bei Schuberts? Habe ich was verpaßt?
"Ich freu mich Montag schon auf den Sonntag." In diesem
Sinne, immer mal wieder. [Tante Jenny erinnert sich an die Konfirmation
von Christians
Mutter!!].
Dein Gerd
Kuß!
Brev från
Märta till Gerd den 22 april 1947
Salta den 22. 4. 47
Mein Liebster Gerd!
Tausend Dank für Deine Karte, die mit Brief nr. 19 von Giesecke
ankam.
Ach mein kleiner Gerd kann alles. Så roligt med arbetstidens
ringa omfattning! Så tråkigt, att våningarna ej bli
färdiga alla på en gång. Då är det väl
inte troligt att vi som utlänningar kan få vara med vid första
omgången. Bli de båda andra omgångarna färdiga
först under 1948? Tror Du, att vi få gratis sjukkassa även
medan vi bo kvar här hemma? Det kanske inte räknas, så
det är bäst att jag fortsätter att betala d.v.s. att
jag först och främst betalar mina 1,30 för april för
oss 4.
Stirrade dom mycket på dig, dom där 8, när Du slog
Dig ned? Fick Du nån att prata med under lunchen? Är dom
på det hela taget snälla? Noch, varför inte vita ritrockar?
Hur kom det sig att bemälde ing. Överby (!) tog hand om Dig,
om han ej hör till avdeln.? Tänk, att Du var ute i går
kväll, Din luring! Jag beräknade, att Du på 5 min. skulle
kila till brevlådan, men vara trött och gå i säng
tidigt, så att jag skulle ha goda chanser att få träffa
dig.
Ingelsons, Forssblads, auf Kurö. Nichts verpasst. Deras renoverade
hus blir hemskt fint.
Mamma är så trött i dag och har legat hela dan och
orkade ej fara till Stockholm. Jag har med Annie städat 3 garderober.
Milda vindar blåsa över nejden.
I morgon ha vi kafferep för Ää med 6 pojkar som gäster
= 9 stycken.
Tack snälla Du för att Du skrev så mycket. Hemskt tacksam
för ett kort och är Din
älskande Märta x [x:et markerade var
hon kysst papperet]
Giesecke vill veta, om jag har mött Dig i Tyskland eller Köpenhamn
o. hur det gick till.
Stefan ligger i Din säng.
Medsänt tidningsurklipp 1:
|
Tripp-trapp-trull-sängarna
inköptes senare till vårt hem i Gubbängen. Där
sov vi tre bröder under många år. /SZ
|
Medsänt tidningsurklipp 2: "Thomas
Mann om tyskt väsen", översatt från "The
Yale Review".
Brevkort från
Gerd till Märta den 23 april 1947
23. 4.
Liebste!
Nun fühle ich mich schon als A-D-Veteran. Ich weiß sogar
schon, wohin die Türen in meinem Zimmer führen, und wie die
Kollegen an den Nachbartisch heißen. Leider lerne ich kein Wort
Schwedisch, abgesehen von ein bißchen Geschwätz hin und da.
Ich sitze nämlich und lese Englisch und Deutsch, ausgerechnet.
Der erste Arbeiter, mit dem ich sprach, hielt mich für einen Norweger.
Als ich mich als Faschistenhund zu erkennen gab, stellte sich heraus,
daß er eine deutsche Mutter hat u. ausgezeichnet Deutsch spricht!
Ich betrachte das als günstiges Vorzeichen.
Ich habe mich poliz. angemeldet, aber mantalsskrivningen ist nur einmal
im Jahr, im November. Mittagessen am günstigsten bei Norma. Heute
versuchte ich hushållsskolan Margareta, das lohnt sich aber nur
für ausgesprochene Freßsäcke. Die Amerikaner haben Ruge
als Gouverneur für Triest vorgeschlagen! Er wird es doch nicht
annehmen?! Morgen gehe ich in ein winziges Bumskino und sehe mir Urlaub
auf Ehrenswort an. Im Jahre des Herrn 1947!
Ich fühle mich so fremd u. ausländisch. Komisch zu denken,
daß dieser Lebensabschnitt möglicherweise eine Dauereinrichtung
ist und daß ich - wer weiß - vielleicht noch mit 80 Jahren
in Stockholm sitze. Eva ist nach wie vor rührend u. übertrifft
sich selbst.
Ja - ajö då!
Dein Gerd.
Brev från
Otto Schweitzer till Stefan den 27 april 1947
Brevkort från
Gerd till Märta den 28 april 1947
28. 4.
Liebste!
Tack så mycket för senast! Ich merke, daß ich doch
nicht genügend vorbereitet worden bin, um meinen ehrenvollen Auftrag
ausführen zu können. Wie heißt diese Vereinigung ungefähr,
die Redner ausleiht? Wo u. wann soll der Mann sprechen, bezw. vor welchem
Auditorium? Stell Dir vor, Du bist ich und kommst zu diesem Herren.
Was sagst Du da? Ist schon früher einmal einer in Teda gewesen?
Ich kann doch nicht gut hinkommen u. etwas von den Leuten verlangen,
wovon ich keine Ahnung habe.
Nun sitze ich an meinem neuen Platz. Hell u. geräumig, aber auch
nicht viel ruhiger. Auch hier sind die Leute nett. Ein Saal mit ungefähr
12 Zeichnern und ebenso vielen Tischen und Zeichenbrettern. Scheußliches
Montagswetter! Bist Du auch so überalle Maßen lieb, wenn
ich nicht da bin?
Eva weiß noch nicht, ob sie kommen kann. Von Tante J. glaubt
sie bestimmt, daß sie nicht mitfährt. "Vi har ju
några veckor att tänka på det."
Ja lilla Märta, som sagt var.
Jenny: "Nej tack så rysligt mycket. Kanske senare när
det är varmt."
Dein Gerd.
Brev från
fru Margarete Wessner till Märta den 29 april 1947
Nichtewitz, d. 29 April 47
Liebe Frau Zenker!
Nun ist es endlich doch Frühling geworden nach diesem langen harten
Winter und die Bäume stehen jetzt hier in Blüte. Recht spät
ist Alles daran, die Felder können nun erst bestellt werden der
großen Nässe wegen. Und diese Jahr hätte doch Alles
recht zeitig reifen mögen, um die Notlücke bis zur nächsten
Ernte zu überbrücken.
Bei Ihnen werden sich besonders die Kinder freuen, daß sie nach
der langen Winterhaft wieder hinauskönnen in Freiheit, Luft und
Sonne. Hoffentlich hat Stefans Behandlung guten Erfolg gehabt, so daß
auch er sich wieder herumtummeln kann. Es mag eine harte Geduldsprobe
für den kleinen Kerl gewesen sein. Ich hoffe auch, daß Sie
den Winter gut überstanden haben in gesundheitlicher Beziehung.
Bei mir war es der Fall, nur einen Finger hatte ich mir beim Holzhacken
gequetscht und der ist nach 7 Wochen noch immer nicht ganz in Ordnung,
so daß ich lange Zeit gar nicht nähen konnte.
Ich freue mich, daß man nun wieder zum Holzholen in den nahen
Wald gehen kann und hole mir fast jeden 2ten Tag einen kleinen Handwagen
voll. Dadurch kann ich das zugewiesene Holz für den Winter auf
sparen. Und ich bin so gern im Wald. Ein anderes Vergnügen habe
ich hier nicht. Wenigstens konnte ich mir jetzt einmal einige gute Bücher
leihen, Lesestoff vermiße ich hier sehr, und in den Tageszeitungen
steht auch nichts Erfreuliges [sic], im
Gegenteil bekümmert Einen sehr das Schicksal Deutschlands, wenn
man die Verhandlungen liest. Für mich neigt sich ja das Leben dem
Ende zu; aber die nächste Generation wird kein schönes Leben
haben, sie bedauere ich.
Liebe Frau Zenker, nun hätte ich Ihnen ja gern den Empfang Ihres
Paketes angezeigt. Es tut mir sehr leid, daß ich das nicht kann.
Es ist ja nicht nur für mich, sondern auch für Sie eine Enttäuschung.
Haben Sie aber nochmals herzlichen Dank, daß Sie mir die Freude
machen und mir helfen wollten. Ich las in der Zeitung, daß die
Hälfte aller Auslandspakete verloren ginge, d. h. gestohlen würde.
Mit der Moral ist es eben jetzt schlecht bestellt in Deutschland und
wird mit den zunehmenden Nöten noch schlimmer werden. Die zuständigen
Post- und Bahnstellen sind wohl machtlos, etwas dagegen zu tun oder
kümmern sich nicht darum. Ich hätte mich doch so sehr über
das mir zugedachte gefreut und hätte etwas Zusätzliches auch
so gut gebrauchen können, auch Zwirn oder Stopfgarn, woran großer
Mangel ist. Es denken zwar Alle, auf dem Dorfe hat es keine Not. Aber
zu kaufen bekommt man hier trotz aller Bemühungen nichts; z. T.
sind auch Kartoffeln, Möhren und Kohlrüben in den Mieten erfroren
u. verfault. Aber wer noch hat, gibt nur gegen Tauschware ab. So sieht
man täglich Fremde mit gefüllten Rucksäcken abwandern
und muß sich auch sorgen, ob man mit den geringen Vorräten
bis zur nächsten Ernte reicht. Nach Brot muß man sich jetzt
schon immer viele Stunden anstellen. Erfreulich ist das Leben jetzt
wirklich nicht mehr.
Nun ich denke, liebe Frau Zenker, daß Sie es schöner und
besser haben und gönne es Ihnen sehr. Nur das Getrenntsein von
Hrn. Zenker wird Ihnen schwer sein. Ich hoffe, Sie haben immer gute
Nachrichten aus Dresden. Ich schließe den Brief mit recht herzlichen
Grüßen an Sie und Ihre liebe Familie. Laßen Sie bitte,
einmal wieder von sich hören. Das würde sehr freuen.
Ihre Margarete Wessner.
Maj
1947
Brevkort från
Gerd till Märta den 1 maj 1947
1. 5. 47.
Liebe!
Eigentlich hätte ich ja gestern abend schreiben wollen,
aber ich habe es reineweg vergessen, bis ich um elf im Bett lag.
Ist das nicht schmählich? - Ja, das war ja ein recht winterliches
Frühlingsfest. Ich war um 8 auf Skansen, das war ganz hübsch
mit den vielen Weißmützen und den Feuern. Reitertournier,
Volkstänze, Chöre, "Platzmusik". Aber soviel
Menschheit, beinahe wie in d. Dresdener Straßenbahn. Dann
trieb ich mit dem Strom ins "Tivoli" hinein. Unmöglich,
irgendwo zu fahren oder fliegen, vor jeder Bude stand eine endlose
Schlange. Ich Statistiker stand und rechnete vor jeder Schlange.
Resultat: zwischen 20 und 70 Minuten Wartezeit!! Ein Vergnügen
gab es aber ohne Warten:
Nein, das war nichts für einen Gelehrten. Aber einen anderen
Spaß hatte ich gestern: das erste Geld! Schööön.
Da brauche ich also keine finanziellen Kunststücke zu versuchen,
um über den Mai zu kommen. Aber: 25 % Steuern, bis ich einen
Skattsedel habe, dann (schätzungsweise) ungef. 17 %. Das
ist ja aber nicht so schlimm. In meiner Freude rannte ich gleich,
um Radioapparate anzusehen. Ich glaube schon, wir sollten den
kleinen Philips nehmen. Ich habe Angst vor gebrauchten, vielleicht
dumm.
|
|
Eva will unter keinen Umständen mehr als 30.- nehmen. Nichts zu
machen. Gerührtes, fünfminutenlanges Händeschütteln.
Tant Jenny kommt mit 2 Briefen! Tack lilla Du. Wie nett, der diskrete
Brief vom Rudl. Ja visst, die guten Leute müssen was kriegen. Das
Auslösen in München kostet ja eine Menge Geld, und das Porto
nach Dresden! Weißt Du noch genau, was Du einpacktest? Darüber
sprechen wir wohl am Sonntag. Nun schreibe ich an Frau Mutter Zenker.
Aber nicht über Atlas Diesel. Tack för vitsippan! Ja, ich
weiß nicht recht, ob ich gestern abend 21h
an meine Liebste dachte. Kann schon sein! - Die Aussicht von Solliden
ist so schön bei Einbruch der Dunkelheit. Ein ganz ganz kleines
bißchen wie Lingnerterasse.
Leb wohl, mein kleines bißchen, hol mich ab "wie gewöhnlich",
så är Du snäll.
Kuß Gerd.
Widman heißt es (bezw. sie).
Brev från
Helene Zenker till Gerd den 4 maj 1947
Ingenjör G. Zenker
c/o Fröken E. Widman
Söderg. 2, Stockholm
Hinsnoret, 4 maj 47
Liebstes Bruderherz!
Es ist fast unfassbar, daß man so ohne weiteres wieder an Dich
schreiben kann und Du so nahe bist! Jetzt sitze ich auf der Terasse
in unserem schönen Sommerbesitz und sonne mich, und will Dir endlich
ein paar Zeilen schreiben.
Zuerst meine innigsten Glückwünsche zu der neuen Stelle.
Ich hoffe, daß es das Richtige für Dich ist und Du dich gut
hinlebst. Atlas-Diesel ist doch eine solide Firma mit vielen Möglichkeiten
u. sicher hast Du schon jetzt einen guten Eindruck auf sie gemacht!
Wie ist es? Wirst Du schon ein guter Schwede? Da muß man es vor
allem mit der Ruhe nehmen, nicht aufbrausen! Aber das liegt Dir ja wohl
nicht so wie mir!
Ja, nun fehlt bloß unser Müttchen noch. Ich sorge mich zu
sehr, daß sie immer noch keine schwed. Papiere bekommen hat. Ob
die Russen das einfach unterschlagen? Eigentlich müßte die
Einreiseerlaubnis doch schon längst von Hamburg an sie abgeschickt
worden sein. Ob Du wohl Zeit hättest noch mal zur Utlänningskommissionen
zu gehen u. persönlich zu fragen, ob die Sache nicht beschleunigt
werden kann. Herr Engelke hatte damit zu tun. Sie muß ja reisen,
während es warm ist, sonst kommt man ja aus Deutschl. garnicht
raus. Frau Lochmann sagt, die einzige Möglichkeit aus der russischen
Zone rauszukommen ist schwarz, u. dann von d. engl. Zone die Ausreise
hierher zu ersuchen. Aber das kann man ja Mutti kaum antun. Wo sollte
sie sich dann in einer andern Zone aufhalten? Man kann das ja auch garnicht
in einem Brief schreiben.
Hier in Hinsnoret ist es so herrlich, wenn d. Sonne scheint, u. wir
haben schon den ganzen Garten frühlingsrein gemacht. Ich kann mir
den Sommer ohne Mutti hier kaum ausdenken. Ich brauche sie ja auch so
nötig für alle möglichen Hilfen, es ist zum eckig werden,
wie viel Kleinarbeit immer liegen bleibt wo ich doch keine Hilfe bekommen
kann. Und wie sollen wir denn mal wegfahren können, wenn wir keinen
zum Kinderbewachen haben! Habt Ihr Euch schon beschlossen zu Pfingsten
hierher zu kommen? Das ist doch wohl die einzige Freizeit die Du im
Laufe des Sommers bekommst, nicht? Du mußt einfach unser Hinsnoret
im Frühling sehen. Allerdings schrieb Gunhild grad, daß Elof
u. Gunhild zum Rotaryfest nach Falun kommen d. 15 Juni, aber Ihr Zenkers
könnt doch trotzdem zu Pfingsten kommen. Wie findest Du Dich denn
so zurecht so ohne Familie während d. ganzen Woche? Hoffentlich
findet Ihr eine ordentliche Wohnung bis zum Herbst. Da wirst Du wohl
Deine Jungen fest anpacken müssen, damit sie sich in der Stadt
einleben können.
Ich hab die letzten Tage mit Paketepacken u. Briefschreiben verbracht.
An Nessi, Hans u. Tante Rüger u. dann ist Mutti u. Nanna wieder
an d. Reihe. Es sind so viele, daß die Zeit nie ausreicht.
Grüße Erna von uns. Sei innigst gegrüßt von Deiner
Helene.
Brevkort från
Gerd till
Märta
den 7 maj
1947
7. 5.
Liebe Kleine!
O hur härligt... Lächerlich, wie schnell alles jetzt
grün wird. Nun gehe ich ohne Mantel zur Arbeit. Kann ich mir ja
leisten, so überaus elegant wie ich bin. Außerdem bin ich
dabei, meines Lebens größten Wahnsinn zu begehen, nämlich
einen Radioapparat zu kaufen. Ein
Mann mit so vielen Schulden! einer so zahlreichen Familie! So wenig
Geld in der Tasche! Das ist der Fluch des Abzahlungssystems. Gestern
habe ich mir einen kleinen Philips und einen großen, hübschen
Aga heimkommen lassen u. habe sie den ganzen Abend auf Herz und Niere
geprüft. Der Große ist 120 kr = 6 Monate teurer als der Kleine,
aber ich glaube, wir sollten trotzdem lieber den großen nehmen,
weil er natürlich in verschiedener Hinsicht viel besser ist. Schließlich
sind wir ja mindestens 10 Jahre mit dem Ding verheiratet. Wie schade
daß ich dich nicht da habe, um wenigstens 50 % der Verantwortung
abzuwälzen! Nun bin ich es allein, der in der Verwandtschaft in
einen unsoliden Ruf kommt.
Helene schrieb mir u. hat uns Zenkers noch einmal für Pfingsten
eingeladen. Auf nach Hinsnoret! - Heute bin ich zu Kroppkakor eingeladen,
weil ich nicht weiß, was das ist (wahrscheinlich habe ich es bei
Dir schon hundertmal gekriegt.) Sonst gibt es nichts neues. Ich habe
ein kleines 5 Seiten-Berichtchen in schauerlichem Schwedisch verfaßt
und Lamner überreicht. Mußt Du zur Feier des Namenstages
korrigieren, damit es in etwas besserer Form auf die Nachwelt übergeht.
Mach's gut, Kleine. Stefan paps nicht so!
Dein Gerd.
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Ur Stefans fotoalbum: Favoritkusinen Ingela.
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Mariann, Karin, tant Lene med Ann-Margret.
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Brevkort från
Märta till Gerd den 20 maj 1947
D. 20. 5. 47 12-åriga studentexamen
Hörru Du! Nu far vi nog upp till Borlänge redan till H-gs
födelsedag den 22 (skriv ett kort) o. överraskar. Den ska
firas i stan. Men sen får Du allt byta tåg i Borlänge,
annars kommer Du upp till Rättvik o. ej åt Falu-hållet.
Du får nog vänta en kvart i Borlänge, men då är
vi nog alla redan ute i Hinsnoret. Vidare lyser det för Nina nu
på pingstdagen o. sönd. därefter är det mottagning
i Upsala. Då ska pa. o. ma. fara dit, så då måste
Du o. jag vara hemma hos barna. Då blir det väl så,
att vi firar vår 5-8-åriga bröllopsdag o. kanske t.o.m.
6 juni i Stockh. Pappa är så förtvivlad över torkan,
så han vill ej ha nåt kalas här. Habe an Otto geschrieben.
Tüchtig wie ich bin. Erik rief heute Karin telephonisch an von
Saga nach einer Nacht Fahrt auf der Nordsee. Nun war er wieder glücklich.
Habt Ihr beide eine glückliche Fahrt gehabt? Nun fährt ma.
zum Zahnarzt. Viele Küsse von Deiner Märta.
Brev från
Elisabeth Zenker till Märta den 22 maj 1947 från Dresden
(eftersänt till Södergat. 2IV Widman den 8 juni).
Meine liebe Märta!
Das war ja wie ein Wunder: Deine l.[liebe]
Karte, die am 15. geschrieben, aber am 20.5 abgestempelt ist, kam heute
früh, also nach 2 Tagen schon an. Das ist ja schon über-friedensmässig!
Hoffentlich antwortet Dir das Konsulat nun eben so postwendend wie ich
u. dann können wir weitersehen, was sich tun lässt. So verschieden
wird es ja gehandhabt. Frau Dittner erzählte von einem Fall in
Berlin, wo ein höherer ehem. Offizier aus dem Westen seine gesamte
Habe u. Möbel, die in seiner Berliner Wohnung von Ausgebombten
benutzt wurde, zu sich nach dem Westen holen durfte! Aber das war eben
nicht in der russ. Zone.
Nun soll ich Dir von Nanna viele Grüsse sagen, es interessierte
sie so sehr, was Du von den deutschen Kindern schreibst. Es wäre
ja zu schön, wenn Du gute Menschen ermitteln würdest, die
welche aufnehmen, denn Du selbst hast doch wohl mit Deinem Kleeblatt
schon genug Arbeit, oder hatten Deine guten Eltern dran gedacht? Aber
weisst Du, viel nötiger als Kätes Kinder, die viel besser
ernährt worden sind, haben es hier Frida Seidels Barbara (14 J)
u. Armgart, die wohl 11 J. ist u. Anne Wellers Brigitte (12) u. Annemarie
(10) die in der Schuluntersuchung "Ernährungszustand ganz
ungenügend" gesagt bekamen. Nanna meint, vor'm Jahr waren
Wellers Kinder, aber jetzt doch mehr Fridas am elendsten. Was Frida
selbst immer noch durchzumachen hat, kann ich Dir garnicht so schreiben,
- das richtige Kesseltreiben ist es. Deshalb wäre ihr auch so das
Glück zu gönnen, wenn wenigstens eine ihrer Mädel, vor
allem Barbara, die nicht wie 14 aussieht, mal etwas rausgefüttert
würde.
Es kommen nun für uns alle recht schwere Monate, wo es keine Kartoffeln
mehr gibt u. das was auf d. Karten steht oft mit "Austausch"
beliefert wird, also z. B. anstatt Fleisch dann Quark von Magermilch.
Gemüse natürlich garnicht, wir essen eigentlich jeden 2. Tag
Brennesseln, die zum Glück in Schweitzers Nähe wachsen, hier
in Striesen gibt's natürlich keine. Sie schmecken auch richtig
gut so mit Kartoffeln zus. gekocht, aber wenn letztere in baldiger Zeit
alle sind, machen die Brennesseln allein auch nicht satt. Wie bitter
schwer ist da das Leben für Mütter mit viel Kindern!
Also wenn Du was für die Rüger-Enkel tun könntest, sie
irgendwo unterbringen, - wieviel Dank würdest Du ernten! Das ist
der grosse Haken bei meiner geplanten Reise, - ich schäme mich
fast, so hier alle im deutschen Elend sitzen zu lassen u. komme mir
fahnenflüchtig vor. Und doch sehne ich mich so sehr nach all m.
lieben Kindern "im hohen Norden"! Das ist ja wohl zu verstehen
nach 8 u. 3 Jahren!
Jetzt will ich den Brief noch wegschaffen damit er schnell hoffentlich
reisen kann. Mit 1000 Grüssen Dir u. all Deinen Lieben.
Deine Mutti.
Brev från
Marianne Schweitzer till Märta den 25-29 maj 1947 [postat
den 9 juni]
An Frau Märta Zenker geb. af Sillén
Salta - Enköping
von M. Schweitzer
Dresden - A 46
|
Dresden - A 46
Kleinzschachwitzer Ufer 3
Pfingsten 1947
|
Meine liebe Märta!
Eigentlich müsste ich mich mit dem Schreiben dieses Briefes noch
einige Tage warten, denn vor 3 Tagen bekam ich die Aufforderung mit
von der schwed. Kolonie in Berlin ein Paket abzuholen, und ich nehme
fast an, dass es von Dir ist, und da könnte ich gleich Bestätigung
und Dank schreiben. Aber in der Woche wird doch nichts aus der Schreiberei
und Sonntag [ist] auch immer schwer, weil - wenn
Mutti dann fort ist, es meistens zu spät ist noch einen Brief anzufangen.
Durch unsre neue doppelte Sommerzeit kommen wir immer erst gegen 10-1030
aus dem Garten, und ehe wir gegessen haben ist's nach 1100.
Früh will man immer noch garnicht vor 700 aus
den Federn, und das ist für den Sommer zu spät. Augenblicklich
wissen wir allerdings vor 7 Uhr auch kaum wieviel Uhr es ist, da wir
keine Uhr mehr haben und repariert wird kaum etwas vor 6-8 Wochen -
wenn nicht gerade der kaputgegangene Teil hier nicht zu haben ist, wie
bei meinem Kienzle-Wecker, der aus dem Westen kommt, dann geht's garnicht.
Aber um 700 läutet nebenan die
Werft, und Lothar fängt an zu arbeiten. - Taschen- oder Armbanduhren
sind weg. - Ihr seht also: wir sind sehr glücklich; denn uns schlägt
keine Stunde.
Otto hat seine Ausstellungsarbeit beendet, und wir hoffen nun auf einen
kleinen klingenden Lohn. Nun plant Dresden eine Anschreibung für
einen Ideenwettbewerb für einen Heidefriedhof, da hoffen wir auf
neue Mitarbeit. Haltet den Daumen.
So geht es uns Beiden immer wieder in all den Miseren recht gut. Der
Garten fordert viel Kraft, mehr als oft da ist, aber er lohnt es auch
schon. Radieschen, Salat, Spinat und Rhabarber haben wir schon ganz
schön ernten können und auch die Ermelstrasse gut versorgen
können. Unser Hauptnahrungsmittel sind allerdings die Brennessel.
Nur all das Grünzeug schreit nach einer Beilage von Kartoffeln
usw. Wir haben es augenblicklich zu einem Lebendgewicht von 120 bzw.
89 in Kleidern
geschafft.
Heute ist ein ganz herrlicher Tag; so richtiges Pfingstwetter. Wir
denken viel zu Euch hinauf, wie Ihr heute wohl fröhlich zusammen
in Hennings Garten sein werdet. - Wenn man doch mal dabei sein könnte!
Wir waren am 12. Mai bei den Freitalern zu einem wahrhaft fürstlichen
Geburtstagskaffee. Die gute Suse hatte direkt Friedenskuchen - Quark
und Kirsch - und "Schlagsahne" aufgetischt. Es war sehr hübsch
und "warm". Renate ist ein hübsches ganz erwachsenes
Mädchen, Suse die alte, junge, elegante. Hans recht zart. - Suse
hat allerdings eine recht unangenehme Nasen- und Stirnhöhlensache
zu überwinden. - Unnseren sonstigen gemeinsamen Bekannten geht's
soweit gut. Wellers kamen besser durch den Winter als vorm Jahr dank
Annes unermüdlichen Ähren- und Kartoffellesen. Sehr zart ist
Michael; direkt besorgniserregend, er hat neben der Unterernährtheit
mit dem Herzen zu tun. Friedel hat sehr viel zu leiden, immer auf's
Neue, aber sie trägt es tapfer. Die Kinder kamen leider recht zurück.
Es sind liebe Kerlchen. Barbara, nun schon 14 jährig wirkt äusserlich
wie 11 Jahre. Sie wird über's Jahr schon konfirmiert. Mechtild
ist nun bei Käte und studiert und schreibt glücklich über
die Höhenluft.
Dass Dein Ältester sich nun so schön herausgemacht hat ist
doch ein rechtes Glück, grüsse ihn nur ganz besonders herzlich.
Ich wünsche ihm viel Glück zu seinem Beginnen. Grüsse
auch die andern Jungens von Herzen.
29. 5. Nun kam gestern Dein lieber Brief an Otto und heute am frühen
Morgen schleppte Mutti Euer herrliches Paket heraus. Ich lege Deiner
Mutter hier gleich ein Briefchen bei mit unserem Dank [se
nästa brev]. Was so ein Paket bedeutet für uns,
das könnt Ihr, glaube ich, garnicht erfassen, und um so mehr danken
wir es Euch. Butter sahen wir schon lange nicht mehr, wir bekamen Fleisch
statt Fettigkeit. So leisteten wir uns gleich ein so herrliches Butterbrot,
und nun kann ich das Abendessen schon garnicht erwarten, wo es zu den
sonst trocknen Radiesbrot auch Butter geben soll.
Lebe wohl liebe Märta. - Ach denke Dir, Nessi wurde nun doch heimatlos
- ausgewiesen aus Oesterreich! Wir warten nun so auf Nachricht aus irgendeinem
Umsiedlerlager. Das ist schon recht viel Leid. - Also habt noch einmal
so viel Dank! Für Paket und Brief. Schreibe oft mal von
Euch, ja? Es tut so gut. Von Herzen
Deine Nanna + Otto.
Ahnt Ihr, wie gut Eure Haferflocken mit etwas Trockenmilch dazu schmecken,
oder Milch-Mehlsuppe? Ich glaube, das könnt Ihr kaum ahnen.
Die Pinsel! der Kamm! Ihr Guten!
Brev från
Marianne Schweitzer till Gunhild den 29 maj 1947 [postat
den 9 juni]
An Frau Gunhild af Sillén
Salta - Enköping
von Frau M. Schweitzer
Dresden - A 46 10
Kleinzschachwitzer Ufer 3
|
Dresden, am 29. 5. 47. |
Meine liebe Gunhild!
Ganz benommen sind wir noch von der Fülle der Schätze, die
wir heute aus dem von Euch gesandten Paket, welches vollkommen unversehrt
ankam, auspacken konnten. Habt so sehr viel Dank dafür. Wie sollen
wir das Euch jemals vergelten? Vielleicht wird das doch noch einmal
möglich, wenngleich auch augenblicklich wenig Aussicht dafür
zu bestehen scheint.
Aber Otto ist Optimist geblieben. Er glaubt fest an einen neuen Aufstieg
Deutschlands und damit auch von uns. Er hofft so fest auf eine deutsche
Gesundung und glaubt auf Grund des deutschen Wesens so fest daran. Und
er glaubt auch hier an diese Möglichkeit und will infolgedessen
nicht nach dem Westen, wie es für ihn als gebürtigen Westfaler
möglich wäre. Er hat sich hier bei allen laufenden Aktionen
von Anfang an sehr eingesetzt und ist in seinem eigentlichen beruf als
Gartenarchitekt recht tätig. Zuerst lief in Dresden eine Ausstellung:
"Das neue Dresden" - ein Ideenwettbewerb zum Wiederaufbau
war das. Da bekam Otto für seinen Stadtplan: "Das grüne
Dresden" einen Preis. Es war eine grosse Arbeit, aber sie machte
viel Freude. Wir haben in vielen Quellen gelesen, die ich als alte Dresdnerin
noch nicht kannte. Dieses Frühjahr veranstaltete die Stadt eine
Ausstellung: "Vom Brachland zum Kleingarten". Auch da war
Otto mit viel Planmaterial und viel Ideen sehr beteiligt. Jetzt soll
ein Ideenwettbewerb für einen Teil des Heidefriedhofs ausgeschrieben
werden für die Opfer der Schreckensnacht vom 13. II. 1945. Hoffentlich
wird Otto auch da zugelassen. - Zur Orientierung für Deinen Schwiegersohn:
Unsere neue Ausstellungshalle ist am Nordplatz, dem ehemal. Königsplatz
am Industriegelände. (Albertstadt.) Dort ist eine wirklich recht
schöne Stadthalle aus einer der ehemal. Kasernen (?) entstanden.
Sonst haben wir noch an unseren Heimatschutzarbeiten und allerhand
botanischen Arbeiten zu tun, und dann schreit der Garten sehr nach uns.
So werden unsere Tage immer länger als sie werden sollen. Und wenn
man dann als Hausfrau vor seinem Schrank steht, und wirklich in keinem
Fach und keiner Büchse mehr etwas finden kann, dann ist's recht
traurig. Ich sorge mich oft recht um Otto, der jetzt so sehr abnimmt.
Jetzt fängt man nun an von der Substanz zu zehren, Zusätzliches
besitzt der Körper nicht mehr. Aber verzweifeln darf man nicht,
wenn man auch oft nahe daran ist. Wenn man bloss die Kinder in Euer
gesegnetes Land schicken könnte. Wenn es einmal möglich wird
und wenn Ihr dann einmal jemanden wisst, die ein Kind nehmen wollen,
würdet Ihr zuerst mit an die gleich 14 jähr. Barbara Seidel
denken? Früher sehr kräftig verfällt sie jetzt so. Sie
ist ein sehr liebes Mädel, so praktisch und häuslich; sie
kann schon viel helfen. Sie hat doch schon recht viel durchgemacht.
Im Kriege verlor sie den Vater und den Bruder, jetzt ist sie dabei,
die Heimat zu verlieren; das alles wirkt sich wohl aus. Wenn Mutti sie
doch mitnehmen könnte. - Wir geben Mutti sehr ungern und schwer
her, aber ich denke doch, dass sie sich in Schweden erholt und wieder
rüstig wird. Es geht ihr gottlob eigentlich erstaunlich gut für
das was sie alles hinter sich hat.
Von Euren braunen Bohnen legte ich heute einige aus, Otto meint, sie
sei sicher sehr ergiebig, und er isst ja so gern Hülsenfrüchte.
- In 2-3 Wochen werden wir hoffentlich die ersten Erdbeeren ernten und
nächste Woche - oder zum Sonntag die ersten grünen Stachelbeeren.
Es gibt diese Woche wohl kein Fleisch, da leisten wir uns Hefeklösse
und Stachelbeeren von Eurem so weissen Mehl. Das erscheint uns ganz
unwirklich. Das es so etwas überhaupt gibt! Diese Schätze
müssten die Eigenschaft des Oelkrügleins der Wittwe haben.
- Aber wir wollen nicht undankbar sein und so vermessene Wünsche
haben.
Otto und ich, wir grüssen Euch so dankbar und so herzlich, Dich
und Elof und Kinder und Enkel.
Deine dankbare Nanna.
9. 6. Durch unglücklichen Zufall blieb der Brief leider liegen.
Da möchte ich Euch nur noch sagen, dass wir nun schon 10 Tage lang
satt sind. Was das heisst, das ahnt Ihr nicht. Einmal gab es Hefeklösse,
die waren herrlich, aber Verschwendung. Jetzt mache ich abends Milch-Mehlsuppe,
da langt das Mehl viel weiter. Die Milch ist ja Sahne! So gute sahen
wir noch nie! Alles, alles schmeckt so gut und hilft so. Ich weiss garnicht
was ohne Euer Paket geworden wäre. Wenn so etwas doch nie alle
würde. - D. N.
Ach dann hätte ich noch eine recht grosse Bitte: Eine Bekannte,
ehemals Besitzerin eines Sägewerks in der jetzigen Tschechei, ausgewiesen
bat mich ob folgende 2 Damen, d. h. die folgenden Namen und Anschriften
zu ermitteln seien. Es sind die Namen 2er Mitpensionärinnen von
ihr 1912-13 in Genf. Die Namen sind also noch dazu Mädchennamen,
und wenn Ihr ihre jetzigen Namen und Adressen wüsstet wäre
es mehr als Glück. Der Mann der Bekannten ist durch Unterernährung
schwer erkrankt, und sie möchte die Beziehungen aus Hilfsgründen
neu knüpfen. 1) Damals: Gertrud (Kalle) Wallenberg, Stockholm,
Strandvägen. 2) Marianne Silverskjöld aus Gothenburg. - Sie
selbst hiess damals Gustl Renger jetzt Richter.
Brevkort från
Gerd till Märta den 29 maj 1947
Donnerstag abend.
Märtalein!
Ob Ihr denn wieder zuhause seid? Schönen Dank für die Karte.
Den blanken Knopf werde ich leider selbstverständlich vergessen.
Sv. wollte ich anläßlich einer "Dienstreise" zur
TH besuchen, er ist aber bis 3. 7. in Göteborg. Das Planimeter
kam gut an. Besten Dank an Gunhild!
Ich sah im Fahrplan, daß ein Bus um 17.35 vom Bahnhof abgeht,
den werde ich benutzen, außer wenn mir die Post morgen Näheres
über das Rad bei Thulins bringt.
Mach's gut. Auf bald!
Dein Gerd.
Juni
1947
Brev från
Märta till Gerd den 3 juni 1947
Salta den 3 juni 1947
Mein geliebter, allerliebster Gerd!
Nun habe ich so viele Briefe geschrieben: gestern an Dagens Nyheter
(Anzeige) Mittwoch oder Donnerstag mußt Du sie drin lesen, und
an Linds i Borlänge. Vorgestern an Erik und Mutti (von Pfingsten
erzählt) und heute an Böhmes, Kuzzers und nun auch an Dich,
mein Gerd!
Jag är så glad över det här bifogade kortet, som
Du förstår, som om det gällt mig själv, nästan.
Så rart skrivet av Curt Heinz. Kannst Du nachfühlen wie glücklich
sie sind? Och dom, som ej haft varandra sen sommaren1939. Sie möchte
ich furchtbar gern in meiner Nähe haben.
Ma. hat an Erik geschrieben, sah ich, daß ich Freitag früh
nach Sthlm. fahre. Da sagen wir wohl das und sehen uns bei Eva um 17
Uhr! Soll ich auch eine Wohnung kaufen? Es gibt doch solche wo man ein
paar Tausend einmalig bezahlt und dazu gew. Miete. Deine kleine Frau
nimmt alles.
Erik schreibt von seinem Kamerad, wie der als sie das Bett teilten
wohl von seiner Frau träumte, weil er anfing Eriks stjärt
abzutasten zugleich auch die Brust, worauf Erik sich diskret immer mehr
an die Kante zog. Zustände wie in Deiner alten —
— — —
Heute war Pa. auf Wappa von Tante Anna gebeten zu einem
Konferenz mit Alfs Bruder und einem alten Freund von Alf Ins. Furchtbar!
Ma. hat an Klingbergs geschrieben und von dem wohltuenden Regen erzählt.
Stefan hat von Rolf Anders. eine Angelrute gekriegt. Nun mußte
ich gestern und heute mit zum See. Nichts hat es gebracht, aber unsre
badeten alle drei. +18° soll es im Wasser sein. Ich mag das nicht
den Wurm auf den Angelkroken (?) zu setzen, men mamma gör det med
Schwung.
Schon wieder ist es um 12. Heute habe ich mal wieder
so zärtlich an Dich gedacht. Auktionsrechnung u. Röntgen bezahlt
61 + 20. Frottéhandtücher gemacht 9 St. Viele Pelargonien
und Dahlien gepflanzt. Stefan hatte wieder Zahnweh! Morfar auch!
Ich bin Dir heute treu geblieben!
Deine Märta
Brev från
Gerd till Märta den 3 juni 1947
Brev från
Nessi Kiendl till Märta den 4 juni 1947
Eibishof, 4. Juni 1947.
Meine liebe Märta!
Vor etwa 2 Monaten erhielt ich von einem Salzburger Spediteur die Mitteilung,
ich solle ein schwedisches Spendenpaket bei ihm abholen. Ich telegrafierte
ihm, er solle es sofort hierherschicken. Es erfolgte nichts. Dann schrieb
Bern an ein junges Mädel in Salzburg u. diese schickte uns dann
das Paket. Bern holte es Samstag Abend in der Stadt ab. Am Sonntag früh
wurde die ganze Familie zum Auspacken versammelt! Das gab ein Ah und
Oh, - hättest Du es nur hören können! Ob es nun das Paket
vom vorigen Jahr war? Vielleicht brauchte es so lange, weil Du nicht
"Österreich" draufgeschrieben hattest. Es war wohl geöffnet
worden u. etliches gestohlen aber das ist ja bei dem langen Unterwegssein
kein Wunder. Trotzdem waren noch Herrlichkeiten drin! In den Haferglocken
waren Maden, sonst war alles noch gut u. die Haferflocken haben wir
durchgesiebt.
Du glaubst nicht, liebe Märta, welche herrliche Hilfe diese Dinge
für mich sind! Und welches Glück für die Kinder: Schokolade!
Bonbons! Kakao! Alles Dinge, die wir ja gar nicht mehr kennen! Wir dürfen
ja nicht klagen, wirklich gehungert haben wir noch kaum. Aber wenn man
fast nur von Kartoffeln u. Gemüse lebt, so fehlt eben doch vieles
und es macht viel viel Kopfzerbrechen wie man täglich alle satt
bekommt.
Bern geht früh um 6 aus dem Hause, kommt nur 9h Abends
heim. Ich muß ihm für den ganzen Tag Essen mitgeben. Auch
Gerold geht um 6h fort, kommt gegen 2h heim, muß
auch viel mitbekommen und beide brauchen was Ordentliches beim Heimkommen.
Wie herrlich ist der Zucker! Und wie glücklich ist bes. unsre Oma
über den echten Tee u. wir alle über den Kaffee! Und der Speck
gibt viele schöne Mahlzeiten. Die Weizenflocken sind auch so herrlich
nahrhaft u. wohlschmeckend, - dies alles ist wundervoll. Hab vielen
innigen Dank auch von all meinen Leutchen.
Vor einigen Tagen kam auch das schöne Paket von Deiner Mutter
mit dem schönen dicken Wintermantel der Wolf wie angegossen passt
u. den er sehr gut brauchen kann u. die schönen festen Schuhen,
die Burgl für den Winter dringend nötig hat! Auch dafür
danke ich Euch von ganzem Herzen. Auch von Helene bekamen wir solch
schönes Paket, es war nur 3 Wochen unterwegs und auch ganz herrlich.
Sogar die Butter war noch tadellos. So kommen wir uns jetzt vor, wie
die Krösuse. Ich habe gleich eine ganze Menge beiseite gebracht
für die schlimme uns bevorstehende Zeit im Lager.
Im Juni soll angeblich der Transport gehen, mit dem wir Hof u. Heimat
verlassen sollen. Hannes, der ja Gott Lob seit dem 2. Mai daheim ist,
rennt täglich auf Ämter u. Behörden, englische u. oesterrische,
um zu erreichen, daß unsre Ausweisung verschoben wird, bis über
das deutsche Eigentum entschieden ist. Aber es ist sehr wenig Hoffnung,
daß es noch gelingt. Oma kann bleiben u. will es auch, bis wir
für sie ein Unterkommen gefunden haben. Für Bern und Wolfram
kämpfen wir noch u. hoffen es zu erreichen. Bern arbeitet weiter
bei dem Gartenarchitekten (bittet aber sehr weiterhin auf ihn zu denken,
wenn eine Einreisemöglichkeit nach Schweden besteht!). - Wolferle
ist bei einem Bergbauern auf100 m Höhe, herrlich gelegen, hat es
gut, wenn auch viel Arbeit! Aber er ist wie Kind im Hause als Ersatz
für einengefallenen Sohn. Er möchte sehr gern dort bleiben.
Was wir 4 - Hannes, ich, Gerold, Burgl dann draußen im Reich
anfangen, wo u. wie wir unterkommen werden, das ahnen wir noch nicht.
Es graut uns, wenn wir daran denken!
Wie freue ich mich für Euch, daß Ihr nun endlich wieder
vereint seid! Was liegt alles zwischen dem Pfingsten, das Ihr bei uns
in Spanheim verlebtet u. heute! Bitte schreibe mir doch auch mal ausführlich
von Euch allen. Hast Du keine Bilder von Deinen 3 Buben?
Daß mein geliebtes Muttchen im März heimging, kann ich noch
immer nicht fassen. Wie sehnte sie sich, uns alle noch mal zu sehen!
- Wie fehlt mir ihre Liebe, ihre langen, teilnehmenden, guten Briefe.
Wie schwer waren ihre letzten Jahre und die letzten Monate nur Hungern,
Frieren u. Krankheit. Und ich konnte ihr nicht helfen, nicht bei ihr
sein. Damit kann ich nicht fertig werden.
Ich tröste mich nur damit, daß sie nun jenseits allen Leides
ist. Das Leben läßt selbst uns Jüngeren nicht mehr viel
Hoffnung auf bessere Zeiten, alles ist so trostlos, - wir müssen
den Alten die Ruhe gönnen. Ich wünsche Helene nur von Herzen,
daß sie ihre Mutter bald zu sich nehmen kann und nicht diesen
Schmerz erlebt ihr in Krankheit u. Not nicht helfen zu können.
Es ist schon spät Abends geworden und ein Tag mit 33° im Schatten
und Wascherei hat mich recht müde gemacht u. die Hände sind
kaput durch die Aschenlauge, da es keine Seife gibt. Also entschuldige
bitte die Schrift. Auch wird der Brief recht durcheinander sein, da
sich alles neben mir unterhält u. ich sehr oft weggerufen wurde.
Dir u. all den Deinen herzliche dankbare Grüße!
Deine Nessi.
Brevkort från
Märta till Stefan den 6 juni 1947, från Stockholm till
Salta
6. 6. 47 kl. 21
Kära Du!
Jag hittade nyss en 10-öring utanför Centralen. Den ska Du
få. Hoppas jag hittar pengar åt Rolf o. lilla Erik också.
Fick just i kväll ett kort fr. morb. avsänt i går m.
Brit. Museum på o. gratul. till bröllopsd. Nu ha vi varit
på bio o. hört Moldau, det var så vackert.
Pappa har best. en stuga åt oss, alldeles egen stuga, som heter
TROLLEBO o. som Atlas Diesel bygger åt oss, men den är inte
färdig förrän 1948, 1 okt. Men det blir väl rart.
Dom ska bygga 16 såna små hus. 200 kr inkl. värme.
Nacka byggn.nämnd däremot sa, att härute finns det inget
att hyra. Det är bara Atlas D. som bygger åt sina anställda.
Nu har jag skrivit till morb. också. Jag glömde blommorna
på tåget, så jag fick hämta dom sen hos konduktörn.
Jag såg på bio, hur kungen kom hem o. småprinsessorna
kysste honom O. Sibylla log så rart.
Sov gott och var lika snälla som vanligt!!
Mamma
Brev från
Sibylle Zenker till Märta den 7 juni 1947
Dresden, den 7. VI
Meine liebe Märta,
Eben erst habe ich die Büchse mit dem Milchpulver aufgemacht.
Es ist so herrlich, daß ich Dir gleich noch einmal schreiben und
danken muß. Milch - wie lange habe ich keine Milch getrunken!
- die gibt's für uns doch überhaupt nicht mehr. Das ist ja
ein Hochgenuß! Habe nochmals Dank!
Montag schon will meine Schwester zurückfahren. Da umschließt
mich wieder die Einsamkeit. Gut, daß ich sie ertragen kann.
Ja, - ich brauche sie oft sogar; wenn sie auch eine sehr herbe Freundin
ist. Warum das Schicksal nur gerade mich zu solchem Alleinsein bestimmt
hat! Aber das sind unnütze Fragen, die einem so am Abend kommen.
Entschuldige! - Else hat viel für mich gearbeitet: gewaschen, geflickt,
gestopft u. s. w. Nun ist wieder alles in Ordnung. - Hier gehen wieder
einmal allerhand wilde Gerüchte um. Ich glaube sie nicht. Mich
kann ja auch nichts mehr treffen. Aber "Frieden", "Ruhe"
ist noch lange nicht.
Ein Glas mit herrlichen roten Rosen steht vor mir. Ich habe fast immer
Blumen im Zimmer. Eine Schülerin ist Gärtnertochter! Auch
von Elisabeth - [oläsl.] Du Dich noch
an diese [oläsl.] von mir? - bekomme
ich welche, wenn ich sie in ihrer Gärtnerei i. Radebeul besuche.
- Auf der Post sagte man mir, daß man Briefe bis zu 1 Pfund nach
Schweden schicken kann. Hast Du einen Wunsch, den ich Dir erfüllen
kann? Überlege was mal!
Eine Kollegin von mir, die 70jährige Frau Busch, ist Tochter einer
Schwedin. Sie erzählte mir auch heute von Schwedenpaketen.
Gute Nacht! Grüße alle Deine Lieben von mir. Recht von Herzen.
Deine Sibylle.
Brevkort från
Gerd till Märta den 16 juni 1947
D. 21. 5. 47. Gratuliere nachträglich zum 12 jährigen Jubiläum!
Hörru Du!
D. 16. 6. 47. Da taucht es wieder auf, das gute Stück. Nein, was
ich gestern für eine schöne Abend-Radpartie gemacht habe!
Nie hätte ich vom Auto aus gesehen daß Karl-Gustaf Kungsråg
II angepflanzt hat. Außerdem habe ich die schöne Upsala-Tochter
getroffen. Ich fuhr so langsam, daß ich passend zum 20.45-Zug
kam. Das Rad habe ich für Blomberg - Strömsta hinterstellt,
ich habe keinen Zettel bekommen. Schönen Dank für gestern,
meine Kleine, es war hübsch, aber im Handumdrehen vorbei. Heute
bin ich todmüde und zu garnichts zu brauchen, vielleicht macht
es die drückende Wärme. Als ich gestern heimkam lag ein Brief
von Mutti da, das war hübsch. Hält die Luft noch in Stefans
Hinterreifen?
Ins Bett, die Motten warten. O wie will ich mich breit machen!
Grüße die ganze Doppelfamilie!
Dein Gerd.
Brevkort från
Gerd till Märta den 17 juni 1947
17. 6. 17h.
Tüchtig! tüchtig! Hast Du das wirklich in der kurzen Zeit
übersetzt? Da wird der kleine Överby aber froh sein, wenn
er garnichts mehr zu tun kriegt. Und Pyk erst! Es war aber sehr unvorsichtig
zu schreiben "ich habe es gern gemacht". Denn das soll
nicht das letzte Mal gewesen sein!
Ach Kleine, wenn Du nur wüßtest, wie warm es auf einem 200
pfundigen Dieselmotor ist. Es muß weiß Gott kein Vergnügen
sein, Maschinist auf einem Afrikadampfer zu sein!
Gestern kam ich leider zu spät heim, als daß ich noch auf
die Post hätte gehen können (obs. meine grammatikalische Meisterschaft!).
Nein, nun muß ich zu PUB laufen und meinen Schal umtauschen. Leb
wohl, meine kleine Liebste!
Dein Gerd.
Kopia av brev
från Märta till Firma Bjerkes byggen den 20 juni 1947
Salta Gård, Enköping d. 20. 6. 47
Ingeniör Gate
Stockholm
Åberopande mitt telefonsamtal med Ingeniör Gate, ber jag
få anmäla mig som sökande till en 3-rumsvåning
vid Firma Bjerkes byggen i Gubbängen.
Min make är ingeniör hos Atlas Diesel med 12000 kr. årsinkomst.
Vi ha tre barn och f. n. hyr min man ett möbl. rum och jag bor
med barnen hos mina föräldrar, godsägare af Sillén,
Salta, Enköping.
Min man är tysk medborgare och har sedan i julas varit i Sverige,
och då vi inte på tre år på grund av kriget
haft ett eget hem, skulle vi med största tacksamhet ta emot ett
ev. erbjudande att få hyra hos Eder. Jag har talat med Eder kusin
Britt-Maja Bergman, som väl känner vår familj och som
lovat lägga in ett gott ord för oss.
Med utmärkt högaktning
Märta Zenker f. af Sillén
Salta Gård, Enköping, tel. Svinnegarn 8
Juli
1947
Brev från
Elisabeth Zenker till Gerd den 3 juli 1947
Herrn Gerd Zenker, Stockholm, Schweden, Södergatan 2
von Elisabeth Zenker, Dresden A21, Ermelstr. 13 d. 3.7. 47
Mein alter guter Bester!
So eine arge Stief-Rabenmutter wie Du Dein eigen nennst! denkt doch
viel zu spät an Deinen hochgeehrten Geburtstag u. Du bist am 11.
ganz ohne Liebesgruss. Wie schön aber, dass Du doch à la
Högfeld am Sonntag darauf gefeiert wirst mit här kommer
pappas vänner små. Kennst Du das lustige Högf.-Bild?
[Kanske
den här?] "Er" liegt noch in süssem
Morgenschlaf, aber die zärtlich-grausame Meute steht startbereit
mit allerlei Lärm erzeugenden Instrumenten - im nächsten Moment
wird der Paukenschlag ihn entsetzt hochfahren lassen! Das ist was für
Muttern, d. h. das Bild um Gottes willen nicht zum 15.I. 48 ausgeführt
etwa! Nun lass Dir also zuerst recht von Herzen alles Gute wünschen
für dieses Lebensjahr, Gott behüte Dich und Deine Lieben u.
erfülle Euch recht viele Wünsche, die Ihr gewiss reichlich
habt in Hinblick auf eine freundliche gemeinsame Zukunft. Nord, Süd,
Ost, West, toHus is best! Möchte Euch bald so ein behagliches
Zuhaus für Euch in St. beschert werden.
Die blauen Bogen sind nun dem Ende nah, sie schliessen fast mit einem
Knalleffekt, den Du wohl schon via Hinsnoret weisst? Ab 20. Juli kann
ich meine Abfahrt erwarten, es kommt noch ein Telegramm mit d. Tag.
Was sagst Du nur? freut Ihr Euch denn ein bischen? oder heisst's gar:
Unvermutet wie zumeist kommt die Tante zugereist. Herzlich hat man
sie geküsst, weil sie sehr vermöglich ist! Ach wär
sie doch! so aber kommt eine ganz arme Kirchenratsmaus an ohne roten
Heller, obwohl sie aus einer roten Gegend kommt. Seid nur ein bischen
lieb zu mir, ich hab doch nachts grässliche MinKos [Minderwertigkeitskomplexe?],
hier so alle Selbständigkeit aufgegeben (bei 90 M. monatlich zwar
büschen [sic] kümmerlich) aber
eben doch ein freier Vogel und nun in alle Ewigkeit, ja, sicher bis
ans Grabeloch in Stora Tuna Euch allen zur Last fallend, je schneller
die Jahre entfleischen u. die Zähne ausfallen. Und am Tage dann
ist meine Erwartung u. Freude riesengross! Ich habe es doch so über
alle Massen gut, Helene u. ihren Vogelbauer nach 8 Jahren u. last not
least Dich u. Märta nach 2½ u. 3½ Jahren in d. Arme
fallen zu können.
Die Reise ist siedender Neidpunkt für Schweitzers u. Hertha! Sie
wird auch sicher extra schön, so ein Autobus aus den 7 magern Jahren
in die 7 fetten zu fahren! Dass ich auch Dänemark durchkreuzen
darf! Wenn auch ohne "röd gröd och floed" oder wie
es auf dänisch heisst. Denn zu essen u. trinken muss man sich für
30 St. mitnehmen. Brot u. Tee ist das Gegebene, davor mach ich mir keine
Sorgenfalten aber! die Reise nach Berlin mit 1 Centner Gepäck davor!
graust mir, wenn mich auch Hertha geleiten will. Man muss doch irgendwo
nächtigen, aber Tante Gabi kann nicht 2 aufnehmen u. was macht
man mit dem ungefähren ZentnerKabinenKoffer? Wie einfach war früher
alles, so mit "Fahrn wir, Euer Gnaden?" Ich hab jetzt schon
Durchmarsch, wenn ich schon an den Platzkampf im Zuge denke! Halte den
Daumen, dass ein gnädiges Geschick Mutter u. Koffer in den Autobus
richtig wiedersetzt, von da an atme ich auf unter den, ach so höflichen
(wie ungewohnt für unsre Ohren jetzt!) Flügeln des Swedish
Red Cross. Was dann kommt - mag es Strapaze, Quarantäne etc. heissen,
wird nur eine Märchenerzählung für Deine Mutter u. ich
schlüpfe wieder mal in Frau Aja [Goethes Mutter]
hinein u. sage: ja meint ihr nur, ihr hättet die Welt gefressen!
Wüsstet ihr, was die Frau Rot heute alles erlebt hat! -
- -
Für Deinen Frack kann ich noch nicht mal gerade stehen, ich glaube,
mein leiblicher Tand u. Plunder füllen 50 Kg schon aus. Sonst müsste
mich Henning ja gleich "auf neu" polieren! Heute hab ich mir
schon 1 Goldzahn setzen lassen vom letzten zus. gekratzten Schmuck!
Auf glückliches baldiges Wiedersehen freut sich soo
Deine Mutti
Brev från
Otto och Nanna Schweitzer den 3 juli 1947
Mein lieber Gerd! Ottos lakonischen Zeilen will ich auch
noch meine so guten und so vielen Wünschen für Dich Bruderherz,
mitsamt Famile, hinzufügen. Ein so grosses und inhaltsreiches und
uns "teures" Geburtstagsgeschenk wie wir es Dir in der Person
von unserm Muttchen schicken, das will uns schwer abverdient werden.
Das kannst Du nur durch "regen Briefwechsel" gut machen. Da
ich aber darin schwarz sehe, bitte ich Euch, haltet Mutti eine immer
reich gefüllte Briefmarkenbüchse bereit. Bitten tut sie gewiss
nie darum. Das ist überhaupt ihr grösster - mir allerdings
verständlicher - Kummer, dass sie nichts verdienen kann und um
jedes kleinste Ding bitten muss; dass ihr nie mehr etwas ganz zu eigen
ist, kein Bett, kein Handtuch usw. - Armes Muttchen, schwer ist's für
sie, trotz aller Freude auf Euch. Gerade unser Muttchen, die so gern
so ganz unabhängig innerlich und äusserlich leben möchte!
- Wir geben sehr viel her, und mir wird's sehr schwer.
Augenblicklich frägt man sich auch - warum man alles
so betrieb. Aber Sonne und Wärme und Gartenerzeugnisse, lassen
einen die Verzweiflung oft verblassen, trotz des ewigen Hungers, den
man ohne Kartoffeln und mit nur sehr ungenügenden Nährmitteln
dauernd hat. Aber der neue Winter ohne Heizung also ohne Wärme,
in Finsternis und ohne genügend Kleidungsstücke kommt. Daran
denken darf man nicht, dann befällt einen eine furchtbare Angst.
- Aber eben - einstweilen geht es uns gut. Wir hatten fast ½
Ztr. Erdbeeren, der allerdings in unendlich viele Portionen in die Welt
stob. Jetzt sind die Johannisbeeren dran, die Mutti rührend pflücken
hilft. Sie wird gleich kommen. - Märta und Gunhild musst Du immer
wieder danken, dass sie uns wieder so halfen, es war gerade alles alle,
und als nun wieder Hoffnungslosigkeit kommen wollte kam wie vom Himmel
Helenes herrliches Paket. Vor Ende August oder besser Mitte September
wird es Kartoffeln zum Sattessen kaum geben.
Wir sind so glücklich einen Verleger zu haben, der
von sich aus gartenbauliche Dinge bei uns bestellt. Unsere Unkrauttabelle
(Text Otto, Zeichnung ich) bringt uns Geld, d. h. sobald sie nun in
Druck kommt, recht ordentlichen Ertrag. Nun bestellte er bei mir ein
Kindergartenbuch - Text und Zeichnung. Nicht einfach; denn man will
Kinder ja wirklich damit beglücken und nicht langweilen. - Jedenfalls
ist's aber so: Wenn's erst wieder bergauf geht, haben wir hier uns in
den 2 Jahren schon sehr den Weg geebnet. - Otto bekam vom Rat der Stadt
Dresden ein Dank- und Anerkennungsschreiben für seine aufopfernde
und aufbauwillige Mitarbeit!
Also lass mal von Dir hören, und Märta soll
viel von sich und den Kindern erzählen, man hat sie doch sehr lieb,
und rückblickend denke ich oft, wie schade es ist, dass ich in
den letzten 2 Jahren von Märtas Hiersein so dumm in der Arbeit
steckte, dass man sich kaum mehr um einander kümmerte, leider nicht
wieder gut zu machen.
So - nun noch eins, schickt Mutti in Quarantänelager
gleich Briefmarken, damit wir wissen, wie sie ankam, vielleicht siehst
Du sie schon vor diesem Brief! - Euch Allen, Dir - Märta - Stefan
- Rolf - Erik so sehr viele Grüsse!
Deine Nanna.
Brev från
Dipl.Ing. Gottfried Laube till Gerd den 4 juli 1947
[Anm.
Fam. Laube var pappa Gerds hyresvärd och granne i Klotzsche i Dresden
hösten 1944. /SZ]
Dipl.Ing. Gottfried Laube
Peine 28b, Lindenstr. 11
Deutschland |
4.7.1947 |
Lieber Herr Zenker! Wir haben uns zwar nur kurz 1944 kennengelernt,
da Sie in unser Haus in Klotzsche einzogen. Ich hatte damals mir überaus
beschränkte Zeit u. war überdies ziemlich nervenkrank nach
5 Jahren Soldatsein. Heute, nachdem ich
vor kurzem wunderbarerweise lebend aus französischer Gefangenschaft
zurückgehehrt bin, bin ich noch wunderbarer erfreulich
gesund an Leib u. Seele. Allerdings bleibt mir die endgültige Heimkehr
zu meiner Frau u. unseren 5 Mädels auf noch unabsehbare Zeit verwehrt,
was Ihnen nach Ihren eigenen Erfahrungen ohne Kommentar verständlich
ist. Ich kann trotz allen Erwägungen auch meine Familie nicht in
die englische Zone herüberholen, wo ich bei meiner Schwester ein
Unterkommen gefunden habe. Ich gebe unter garkeinen Umständen die
Hoffnung auf nach Klo. zurückkehren u. damit u. a. auch unser dortiges
Besitztum wenigstens teilweise für die Kinder erhalten zu können.
Ich habe ab u. zu über Ing [?]
Frau Müller bezw. meine Frau von Ihrem Geschick erfahren, das ich
so ziemlich genau verfolgen konnte. So habe ich Sie dann auch durch
meine Bünderbrüder Dipl.Ing.
Freude u. Gottfried Schmidt als TH-Verlagerte in Vilsbiburg aufgestöbert,
als ich Ihnen schreiben wollte, dann kam die be...
[oklart], mir sehr verständliche Ortveränderung
Ihrerseits. Was Sie nun vor allem in Hinblick auf Ihre Familie weiter
vorhaben entzieht sich noch meiner Kenntnis, würde mich aber sehr
interessieren u. a. auch im Hinblick auf die Erhaltung Ihrer Wohnung,
die auf längere Dauer, soweit ich mir bisher unter den jetzigen
Verhältnissen ein Bild machen kann, zunehmende Schwierigkeiten
machen wird. M. E. fühlen sich Ihre
jetzigen Untermieter immer mehr als ziemlich unleidige Herren Ihrer
Wohnung, die u. a. die entschädigungslose Benützung Ihrer
Einrichtung als selbstverständlich erklären. Das ist jedoch
ganz Ihre Angelegenheit. Hingegen haben sie u. a. auf mehrmalige, dringende
Vorstellung meiner Frau die Abgabe des kleinen Zimmers neben dem Bad
brüsk abgelehnt. Wir werden Ihre Abmachungen
mit uns u. Ihre Interessen auch in Zukunft vertreten. Sie werden aber
verstehen, daß mich mindestens aus diesem Grunde schon Ihre Dispositionen
interessieren. Ich muß versuchen mit allen Mitteln jetzt meiner
Frau, soweit mir möglich, alle zusätzliche Arbeit abzunehmen,
da Zeit u. noch verhandene physische u. psychische Kraft immer mehr
absinken u. nicht mehr ausreichen, um nur das kümmerlichste, kaum
tierwürdige tägliche Brot zu erwerben. Sie verkauft laufend
den Haushalt, um das allernötigste Geld zu haben. Die Zustände
sind grauenvoll u. verschlimmen sich langsam, aber stetig. Daran ändert
die undurchsichtig, ständig wechselnde Taktik der jetzigen Machthaber
garnichts. Als handgreiflichen Beweis habe ich es jetzt nach ungezählten
Vorbeobachtungen bestätigt gefunden - da ich seit vorgestern das
märchenhafte Glück erlebe meine Mutter u. älteste Tochter
bei mir zu haben. Ihre Berichte sprechen Bände, noch mehr aber
ihr Körper- u. Seelenzustand. Skelettartig abgemagert belaufen
sich ihre Untergewichte auf ca. 35 %. Vielleicht können Sie sich
ausmalen, was Herz u. Willen eines Vaters dazu sagen, wenn die Hände
trotz aller sog. Freiheit, die ich immerhin jetzt atmen darf, gefesselt
bleiben. Verstehen Sie deswegen meinen nachfolgenden Wunsch u. Bitte,
wenn ich selber mit allen Mitteln nunmehr versuche, meine Angehörigen
vor dem tatsächlichen Verhungern im kommenden Winter, wohl den
entscheidensten u. schwersten, zu bewahren. Ich bitte Sie darum möglichst
ab sofort, nicht mehr durch Ihre Mutter mit 48,- RM/Monat, sondern durch
Sie selbst mit Nahrungsmitteln Ihre Miete zu begleichen. Ich nehme an,
daß es Ihnen, wenn es schon vielleicht einige Schwierigkeiten
machen wird, möglich sein wird hochwertigen Lebensmittel wie Fleischkonserven,
Fett, Malz, Schokolade, Lebertran u. a. zu beschaffen. Ich darf ferner
annehmen nach meinen bisherigen Beobachtungen, daß die Transferierung
als Hilfspaket, evtl.
auch unter Zuhilfenahme des schwedischen Roten Kreuzes, ohne Zoll möglich
sein wird. Ich überlasse es Ihnen völlig, ob Sie es monatlich
machen oder, evtl. besser, für mehrere Monate. Sie müssen
mir das Paket an meine Anschrift hierherschicken, da die Russen bis
... [oklart]
keine Auslandspakete in ihre Zone lassen; genauso wie sie es untersagt
haben, daß ein einziges, hilfebedürftiges deutsches Kind
zur Erholung nach der Schweiz, Schweden usw. verbracht wird. Das internationale
Rote Kreuz hat sich z. B. nach Überprüfung unserer Verhältnisse
bereit erklärt Kinder von uns aufzunehmen; die Verwirklichung bis
jetzt bleibt unmöglich. Bitte legen Sie eine Inhaltsangabe mit
Aufrechnung bei.
Versuchen Sie bitte alles, um meine Bitte baldigst verwirklichen zu
können. Die Zeit drängt insofern, als alle Sendungen bis zum
Winterbeginn die allerbeste Hilfe darstellen. Sollte eine zusätzliche
Unterstützung z. B. durch schwedisches Rote Kreuz möglich
sein, wäre ich natürlich sonderlich dankbar. Mir fallen solche
Wege schwer, da ich sie im Besitze der Freiheit bisher weder als Privatmann
noch als Soldat gehen wüßte. Jetzt nach 7 Jahren Heimat-
u. Familienferne greift es nur zu sehr an's Herz, immer noch nicht an
Ort u. Stelle selber helfen zu können. Mir bleibt ja wahrscheinlich
für die Zukunft genau soviel oder auch wenig Hoffnung zunächst
offen, wie Ihnen selbst. Ihre Meinung, wie bereits gesagt, darüber
zu hören, interessiert mich persönlich sehr, und ich bitte
Sie um Ihre baldige Antwort. Hoffentlich verläuft Ihr Leben jetzt
wieder in geregelten normalen Bahnen, sodaß Sie sich beruflich
u. familiär gesunde Zukunftsgrundlagen schaffen können. Bei
mir ist es zunächst nur ein Tasten allerorts,
um noch einmal völlig von vorn anzufangen.
Ich grüße Sie mit Ihrer Frau Gemahlin und Kindern bestens
auch im Namen meiner Frau und Kinderschar, die nach wie vor unser größter
Segen sind u. bleiben werden.
Ihr Laube.
Brev från
Hertha Zenker till Märta den 8 juli 1947
Dresden, den 8. 7. 1947.
Meine liebe Märta!
Für Deinen lieben Brief zu meinem Geburtstag [4
juli] danke ich Dir sehr herzlich. Wie schön wäre
es gewesen, wenn Du auch dabei gewesen wärest, es gab sogar guten
Kuchen. Und ich hatte auch Zeit zum gemütlichen Beisammensein mit
Mutti, Nanna, Otto, Frau Dittner und einer guten Kollegin. Mit Frau
Schiedt bin ich leider nicht mehr in Verbindung, im Laufe der Zeit wird
so vieles anders. Seit 1943 wohnt ja Frau Dittner mit uns zusammen,
Du hast sie wohl gerade noch kennen gelernt, und ich habe mich mit ihr
herzlich angefreundet. Sie ist auch so ein armes durch den Krieg gestraftes
Menschenskind. Vom Mann fehlt jede Spur, ausgebombt, ihr kleiner Christian
starb 1945 innerhalb 2 Tagen, und die 9-jährige Brigitte ist Lungen
gefährdet, war lange Zeit in Krankenhaus, und "unsere kleine"
ist jetzt oben in Zinnwald bei Brigitte Volkmann geb. Kühn. Da
fehlt auch nur jede genügende Ernährung bei dem Kinde sonst
wäre sie gesund. Frau Dittner schneidert nun zu Hause und hilft
mir in meiner Praxis um zu leben. Solange ich auch so einigermaßen
gut verdiene, geht das auch ganz gut so.
Nun fährt Mutti nach Schweden, da bleiben wir allein und Erna
macht die Wirtschaft. Es wird mir natürlich sehr schwer, daß
Mutti fortgeht. Aber es ist schon besser so. Wir denken mit Grauen an
den nächsten Winter, ohne Kohlen, die Dunkelheit usw. Nein, unsere
Mutti ist bei Euch in Schweden besser aufgehoben. Zur Zeit sind wir,
schon seit einigen Wochen, ganz ohne Kartoffeln. Gemüse ist überhaupt
nicht zu bekommen, es ist schwer. Wenn Schweitzers nicht etwas aus den
Gärten hätten, dann wäre es furchtbar. Aber ich will
Dir nicht vorjammern, man kann es doch nicht beschreiben wie es in Wirklichkeit
ist. Es ist nur gut, daß Du Deinen Kindern satt zu essen geben
kannst. Ich habe oft Sehnsucht nach ihnen, sie werden nun schon so groß.
Gestern traf ich Frl. Pusinelli u. Frl. Sparmann in der Hebammenversammlung
v. F.D.G.B. Beide fragten nach Dir, vielleicht schreiben die Damen Dir
mal. Um Gottes Willen, Märta, sie sind beide ausgebombt. Ich bin
die Vorsitzende der Fachgruppe v. Dresden, da komme ich jeden Monat
mal mit den Hebammen zusammen.
Sonst habe ich viel viel zu tun, und ich führe nicht mehr ein
solches Bummelleben wie damals. Tag und Nacht reichen manchmal kaum
aus, und ich, wie wir alle, sind meistens schrecklich müde. Einige
Ferienwochen würden schon ganz gut tun, aber die kann man sich
nicht leisten. Heute kam ein Brief von Gerd an Mutti. Es ist sehr schön,
daß Ihr eine Wohnung gefunden habt. Dazu fehlen Euch Eure Sachen,
aber die nach Schweden zu kriegen, ist aussichtslos. Es hilft nichts,
da mußt Ihr wieder anfangen wie die Ausgebombten oder Ausgeplünderten.
Wie sich hier uns alles weiter entwickelt, weiß ich auch noch
nicht. Pläne machen kann man noch nicht.
D. 13. 7. Muttis Abfahrtstag rückt immer näher, mir wirds
schon karg. Wenn ich nur mitkönnte, nur für einige Wochen.
Nur um dieses Elend hier mal nicht zu sehen. Denkst Du auch manchmal
an mich? Erinnerst Du Dich auch noch an unsere gemeinsamen Badestunden
1939 an der Elbe? Erinnert sich Stefan noch an Dresden? Der Dürerplatz
ist ja ein Trümmerhaufen.
Schließe unsere Mutti ganz fest in die Arme u. sei herzlich gegrüßt
von Deiner Hertha.
Brev från
Helene Tiblin f. Zenker till Gerd den 9 juli 1947
Hinsnoret den 9/7 47
[I grått Hennings handstil]
Kära Vänner! Gerd!
Tack för brevet. Roligt att Harry har åter
fått sin vigör igen.
Ja, dieser Brief sollte eigentlich an unsre Freunde in Borås
gehen, aber dann merkten wir, daß diese jetzt in Dänemark
sind und da kann der Brief noch bis nächste Woche liegen. Du nimmst
es wohl nicht so genau, wenn unser Geburtstagsbrief an Dich so "slarvigt"
anfängt. Wir gratulieren Dir von Herzen zum 38 Geburtstag. Zu schön,
daß man nun so ohne weiteres an Dich schreiben kann 2 Tage vorm
Geburtstag und nicht mehrere Wochen vorher. Wie kommt es Dir dann vor,
jetzt Deinen Geburtstag in ruhigen Verhältnissen zu feiern? Es
muß doch zu schön für Dich sein, daß sich alles
nun so fein aneinander fügt mit deiner Stelle und nun auch schon
einer Wohnung. Möge dir alles weiter so gut gelingen und Du Dich
hier gut einleben, damit Du Dich nicht zurück oder in einen anderen
Weltteil sehnst! Ich bin glücklich Dich und Deine Familie so in
der Nähe zu haben, das kannst Du Dir wohl denken. Wir hatten es
doch hübsch zusammen das letzte Mal in Stockholm, nicht? Wenn Mutti
noch hier ist, komme ich sicher oft mal nach Stockholm. Es ist doch
fabelhaft, daß sie die Ausreiseerlaubnis schon erhalten hat. So
ganz traue ich ja der Geschichte noch nicht, die Russen können
wohl trotzdem noch Schwierigkeiten machen wenn sie fahren will. Aber
das schwed. Rote Kreuz hilft wohl so viel wie möglich. Daß
sie mit dem schwed. Autobus fahren kann ist ja auch sehr beruhigend,
da bekommt sie wohl auch zu essen. Wie lange sie hier in der Quarantäne
sein muß, weiß ich nicht, aber dann möchte ich sie
gern in Malmö abholen. Es dauert vielleicht bloß noch einen
Monat. Möge sie sich dann hier gut einleben und nicht zurücksehnen!
Wir haben jetzt eine schöne Woche mit Karin u. Irmeli verlebt.
Die Kleine ist zu süß, so ähnlich unsern Mädels
als sie Babys waren. Sie ist nun wieder ganz gesund. Leider fahren sie
am Freitag wieder nach Uppsala, weil Karin nun versuchen will etwas
früher nach England zu fahren.
|
Pfingstmontag Hinsnoret 1947.
|
Hier bekommst Du ein Andenken an die schönen Pfingsttagen, ist
es nicht ein hübsches Bild?
Kannst Du nun wieder besser arbeiten, seit es wieder kühler ist?
In der Nacht ist es ja besser so, aber wir sehnen uns nach der schönen
Wärme. Wir baden aber doch jeden Tag.
Du feierst wohl erst richtig in Salta, deshalb erwartet Dich unser
Paket dort. Die Süssigkeit sollst Du aber mit in Deine Einsamkeit
in Stockholm mitnehmen!
Alles Gutes, liebstes Bruderherz! 1000 Grüßen von uns allen.
Deine Helene.
[Hennings handstil:]
Ber att få gratulera på födelsedagen. Det var roligt
att få vara tillsammans ett tag i Sthlm. Hoppas ni kan få
flytta in i Gubbängen 15/9.
Det ska bli roligt att få hälsa på er i det nya hemmet.
Henning.
[Karin af Silléns handstil:]
Kära Gerd, Har den äran att gratulera! Du må tro att
vi är med och instämmer i "Här komma ---"
i våra tankar. Hoppas att glashjärtat blir till nytta i Gubbängen.
Ett gott nytt år önskar Erik, Irmeli och Karin.
Brevkort från
Gerd till Märta den 10 juli 1947
10. 7.
Du Gute! Schönen Dank für Deinen lieben Brief mit
Beilagen! Glücklicherweise habe ich die Anweisung auf der Rückseite
des Umschlages zu spät gesehen. Wie hätte ich es denn bis
morgen aushalten sollen?! Ich verspreche Dir aber, den Brief morgen
zur Feier des Tages noch einmal ganz langsam u. andächtig zu lesen.
Dann werde ich auch der Geschichte von S. A., R. P. und E. K. (oder
S. P., R. K., E. A., oder S. K., R. A., E. P.?) die gebotene Aufmerksamkeit
widmen. [Mamma brukade berätta sagor om "Stefan
Andersson", "Rolf Pettersson" och "Erik Karlsson"
för sina söner.]
Ja, was hast Du doch für einen alten Knawatzen [??]
zum Mann. Wie soll das erst in zwei Jahren werden? Ich glaube, dann
nehme ich Urlaub und entziehe mich allen Huldigungen indem ich mich
nach Lappland zurückziehe. Heute fühle ich mich so fein und
weltmännisch infolge der Bügelfalten in meiner neuen, noch
vollkommen unbepubsten Hose (bin mir leider über die Orthographie
nicht ganz sicher). Möge es ewig so bleiben!
Vielen Dank für den heutigen, heldenhaft ungeöffneten Brief.
Du hast recht, das Mädchen ist wahnsinnig unvorsichtig. Aber nicht
verflucht! Leider leider ist der Brief so konventionell, daß ihn
jeder lesen könnte, selbst die eigene Frau. Na ja, da kann man
nix machen. Der Regen ist gewiß gut für E's Knie! Weckt mich
morgen nicht zu zeitig mit eurem Gesang.
Ich grüße meine vier Lieblinge. Kuß!
Brev från
Cläre Immisch till Gerd den 13 juli 1947
Brev från
Erik af Sillén till Gerd den 15 juli 1947
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Brev från
Märta till Gerd den 15 juli 1947
Salta den 15. 7. 47
Kära du, nu fick jag en chock igen som Du kan förstå!
Förlåt, att jag bröt, men när det inte var nån
kvinnlig avsändare kunde det väl inte vara så farligt
att bryta. Ska aldrig vara så där nyfiken i Gubbängen,
där jag bara behöver vänta tills kvällen. Men tänk
nu får Du inte det här förrän i övermorgon och
sen, innan jag får veta! Är nu fru Laube den, som rår
om huset? Tror Du att Mutti har hållit henne underrättad om
Ditt liv och leverne? Det var väl inte nödvändigt. Nu behöver
man väl inte tillhöra Secret Service för att ha fullt klart
för sig varifrån Du kommit och vart Du tagit vägen. Och
tänk, att Schmidt lämnar ut Din adress utan vidare. Usch! Dom
tror väl alla, att det inte kan hända Dig något längre,
när Du är här.
Der rote Brief sieht ja aus wie Alarm. Mein Trost ist, daß
sie wohl glauben werden, daß Du der Russ. Zone gehörst!
Nu är det ju fruktansvärt synd om Laube. Nog ska
vi väl skicka paket till honom. Men vore det inte lika bra att säga
upp våningen, tror Du, att Laubes då finge förfoga över
våra möbler? Själva vån. har vi ju ingen glädje
av. Så mycket som 48 Mk. betalar väl inte Mutti? Ska vi skriva,
att vi ej kan binda oss att skicka för en viss summa i månaden,
men att vi gärna ska försöka hjälpa dem. Men att det
är ransonering här och att vi har många släktingar
och vänner, som vi också måste tänka på.
Skriv genast till mig om hans adr. är Peine el. Peure
(20B el. 206??) så ska jag skicka genast. Det går ju säkrare
fram till brit. zonen också. Det brukar ju gå på 14
dar. Och si så där! Vi får hem mjöl från kvarnen
när som helst. Köttkonserver finns ej att köpa. Men fisk.
Nicht wahr? Skulle han inte ändå försöka ta över
fam. till väster? Har han rymt ur fångenskapen? Skriv att jag
försöker att få mitt möblemang beschlagnahmt ss.
svensk egendom. - Man blir alldeles darrande av ett sånt här
brev både för chockens och deras nöds skull. - Men skriv
diskret och underteckna gärna (helst) Frau Märta Zenker. Eller
ska jag skriva. Vi kanske resonerar om det på lördag.
Skriv ett kort till 1. Faster, ett korrespondenskort
o. tacka. Och ring 2. Fru Westrell 105556. Ma. ringde o. bjöd
3. Ernst Tibblin till midd. på lörd. Men han kunde ej
komma. Men han bad återigen att Du skulle ringa för han ville
så gärna höra, hur Du trivs. Tel. 201193, Bankdirektör
Tibblin, och bost. = Strindbergsgatan 56, Tel. 625259 o. bjuda på
middag. Nu ska vi bara ha supé på lördag. Skynda Dig,
ifall Du måste åka buss.
I går var vi o. klippte pojkarna o. åkte sen
rutschbana på Åsen o. Ingeborg hade kaffe o. sockerdricka
med o. bjöd på. Så trevligt.
Må så gott min älskade! Ich liebe Dich!
Deine Märta
Brev från
Gerd (c/o
Widman, Stockholm)
till Märta den 16 juli 1947
Brev
från Märta till Gerd (c/o
Widman, Stockholm) den
17 juli 1947
Salta den 17. 7. 47
Kära Du, ja stanna Du. Nog är det tråkigt, men
det är ju viktigt att Du gör ett gott intryck. Och så
kommer Tant Rut och Nina hit på supén och över
söndan. Annars blir det bara de närmaste grannarna,
ej stadsbor. Far Du till skärgårn då?
Tänk, Stefan har ont i benen då och då. Och
särskilt i dag har jag hållit honom så stilla.
Han har suttit inne och lekt. Och i kväll haltade han så
och hade t. o. m. ont i själva höften. - Nu ska jag
bädda honom på verandan riktigt, åtminstone till
12. Kanske längre, om det går o. så ska jag ringa
och be att få komma till professorn på tisdag. Jag
är så ledsen. - Men på morgonen efter nattens
vila är han bättre.
Ja, så ska jag skriva till stackars Laube. Vet Du, jag
tror, att vi ej få kontraktet, förrän det gått
igenom priskontrollnämnden, så att summan, som vi betalt
kan fyllas i.
I går kväll kl. 21 kom farbror Axel från en
tjänsteresa m. sin byggnadsingeniör. Farbr. A. visste
ej vad jag hette, när han skulle presentera! - Och i kväll
var det en stilig agronom här, som jag bara såg genom
köksfönstret, som sa: Min faster Ellen Key! Så
det så.
I går var vi till sjön o. badade, kallt, o. plockade
5 liter skogshallon. Dom slår ärterna med slåttermaskinen
i dag och ha därvid klippt av benen på 4 harungar,
som dom sen fick slå ihjäl. Berätta det för
tanterna!
Jag är så bekymrad i kväll, så jag vet
just inte, vad jag ska skriva. Så roligt med Din portfölj!
Kostar?
Då ses vi inte, förrän den 26 då. Hoffentlich
alle froh! I morgon börjar Fredrik med fruntimmersveckan,
då brukar det alltid regna lite.
God natt sov gott och trevlig veckända.
Din gamla Märta. Kuss.
Vad säger Du om laboratoriechefen i Finspång? Har
skrivit Stefan Andersson-saga till lilla Karin på 3 ark
i går! [Kanske den
här?] Kyss igen.
Hur länge gäller Ditt uppehållstillstånd?
Kuss!
An Laube geschrieben: Vielen Dank für Ihren Brief. Die
Anschrift ist nach wie vor Dresden Ermelstr. Schreiben Sie aber
an mich, wenn Sie einen besonderen Wunsch haben usw.
Kuss von Märta Zenker
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Stefan.
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Rolf och mamma Märta.
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Erik framför "klätterträdet"
på Salta.
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Brev från
Curt Böhme till Märta den 17 juli 1947
Högalids sommergård, 17. VII. 47.
Märsta
[Anm. Han skriver dubbel-m
i "sommergård" genom att skriva enkelt m med ett streck
över på tyskt vis. Märta påpekar det för
Gerd med en pil och ett "Hm!". /SZ]
Liebe Frau Zenker!
Gulli hat so unheimlich viel Arbeit, daß ich ihr
gern helfe, zumindest ein Lebenszeichen zu geben. Sie hat sich über
Ihren lieben Brief sehr gefreut und dankt Ihnen recht herzlich dafür.
Sie teilt Ihre Freude, nunmehr eine Wohnung gefunden zu haben und wir
wünschen Ihnen viel Glück zu Ihrem neuen Heim.
Ja, es ordnet sich alles im Leben. Wir hoffen zuversichtlich,
daß es auch bei uns der Fall sein wird. Wo wir einmal unsere Zelte
aufschlagen werden, wissen wir nicht. Es hängt aber davon ab, ob
und wo ich eine Stellung bekommen werde. Vorläufig haben wir dafür
allerdings keinerlei Anhaltspunkte. Wir sind so glücklich, wieder
zusammen zu sein. Wer könnte das wohl mehr nachfühlen als
Sie, die Sie ja ebenfalls eine Trennungszeit haben durchmachen müssen.
Von Frau Aina Lochmann hat Gulli keinerlei Nachricht,
obwohl Gulli mehrfach geschrieben hat. Wissen Sie etwas von Frau Lochmann?
Hat sie Ihnen einmal geschrieben, oder sonst etwas von sich hören
lassen?
Hier ist es wundervoll. Allerdings ist Gulli von früh
bis abends vollauf beschäftigt. Aber - und das ist ja die Hauptsache,
- die Menschen, mit denen wir zu tun haben sind so prachtvoll u. es
herrscht eine Atmosphere des Friedens, daß wir mehr als zufrieden
sein können. Mir persönlich schmeckt das Essen ausgezeichnet.
Ich kann mich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnen, nun endlich
hier zu sein! Es ist eben das Paradies.
Wie geht es Ihnen und Ihrem lieben Gatten? Wir hoffen,
bald wieder von Ihnen zu hören.
Viele liebe Grüße
Ihre
Curt u. Gulli Böhme
Gulli möchte gern Frau Lochmanns neue Adresse haben. Dank
im voraus!
Brev från
Hertha Zenker till Gerd den 18 juli 1947
Dresden, den 18. 7. 1947
Liebe Gerd! [sic]
Du hast an meinem Geburtstag mir wieder so einen schönen Brief
geschrieben. Dafür danke ich Dir sehr. Auch ich grüße
Dich herzlich noch nachträglich zum Geburtstag, und ich wünsche
Dir in Deiner neuen Heimat recht viel Glück, gutes berufliches
Vorwärtskommen und Segen in Deiner Familie. Ich glaube gern, daß
Du nicht zum Baden kommst weil Du viel Arbeit hast. Von jeher bist Du
ja so ein pflichttreuer Mensch nach preußischen Muster. Alle gehen
zum Vergnügen und nur Du arbeitest. Aber das liegt eben in Dir,
da kannste nix machen. Daß Dir die schwedische Sprache noch Schwierigkeiten
bereitet, kann ich kaum glauben, denn Du warst doch schon so "firm".
Wunderbar ist es, daß Ihr wieder eine Wohnung gefunden habt. Mit
wie viel Liebe wird sie wohl eingerichtet werden. Es ist sehr schade,
daß wir nicht mehr zu Deinen Sachen nach Kl. können. Ich
habe es besonders auf unseren früheren Spielschrank abgesehen,
den ich dringend für meinen beruflichen Kram gebrauchen könnte.
Ja, und nun das Wichtige und Traurige. Heute kam ein Telegramm aus
Berlin vom Schwed. R. K., Abreise am 22.7. auf unabsehbarer Zeit
unmöglich wegen Grenzschwierigkeiten! Bums, da sitzen wir nun
da. Einerseits freue ich mich natürlich, daß Mutti hierbleibt,
denn die Trennung wäre mir auch nicht leicht gefallen. Andererseits
ist es schlimm. Die Aussicht auf den kommenden Winter ist grausig. Und
mit alten Menschen ist alles noch viel schwieriger. Außerdem ist
es jetzt, und es wird so bleiben, ernährungsmäßig katastrophal.
Seit Wochen haben wir keine Kartoffeln mehr, alles andere ist zu wenig.
Eine warme Mahlzeit am Tage ist Glück, schon wegen Strom. Wenn
Schweitzers nicht wären mit dem Gemüse - -. Ich habe eben
an Helene geschrieben, ob es möglich ist, jeden Monat mal ein Postpaket
zu schicken, nur mit den billigsten Nährmitteln darin. Anscheinend
gehen die Postpakete doch am sichersten. Ich weiß, daß das
eine große Bettelei ist. Aber da nun Mutti hierbleiben muß,
habe ich doch auch die Verpflichtung so zu schreiben, ich muß
sie doch einigermaßen gesund erhalten, damit sie später noch
nach Schweden fahren kann. Was wird noch alles werden? Es ist schrecklich,
daß wir so weit entfernt sind, und nie mehr eine Aussprache möglich
ist.
Ich habe noch gut zu tun, darum brauche ich mich für die nächsten
Monate noch nicht zu sorgen. Ich will mir nun Mühe geben, Dir öfters
mal zu schreiben, damit Du über unser Ergehen Bescheid weißt.
Leider kann ich nie über meine Zeit verfügen.
Für heute sei herzlich gedankt, ich grüße Dich u.
Märta recht herzlich.
Deine Hertha.
Brev från
Elisabeth Zenker till Gerd den 19 juli 1947
An Gerd Zenker, Södergatan 2, Stockholm, Schweden von Elisabeth
Zenker, Dresden A', Ermelstr. 13. D. 19. 7. 47
Mein lieber Gerd! das kommt davon, dass ich Dir keinen blauen Brief
mehr schicken kann, da hat sich das Glück gewendet! Als ich gestern
grad Deinen Frack schön in Falten legte u. mit Entsetzen die quellenden
Sachen betrachtete, die in die kleinen Koffer sollten, kam das Telegramm
v. Schwed. Roten + in Berlin: Transport d. 22. 7. auf unabsehbare
Zeit unmöglich wegen Grenzschwierigkeiten. Da stand ich nun
wie ein begossener Pudel u. konnte den Frack wieder in d. Schrank hängen.
Wie Du schon in Deinem letzten lieben frohen Brief ahntest, gab's viel
zu tun, ich war grad die ganze Nacht aufgeblieben und nun ganz umsonst
alles Hoffen u. Freuen u. Vorbereiten. Ich ging ja etwas schwermütig
herum hier bei d. vielen Abschiednehmen, Donnerstag war ich noch in
Freital, aber nun bin ich wieder tiefbetrübt, dass m. Helenchen
u. Du mir wie eine Fata morgana entschwunden seid. Ich hatte mir's doch
gar so schön ausgemalt, mit den Sommer noch in Hinsnoret zu erleben.
Otto, der seemännische Optimist ("das kann doch einen Seemann
nicht erschüttern") meint zwar, das Unabsehbar habe
garnichts zu sagen, beim Militär habe vieles so geheissen u. die
nächste Woche war's anders, aber es klingt mir doch recht bedrohlich.
Wenn nicht so ca 30 alte Weiblein mehr raus gelassen werden? Und warum?
freilich, 30 alte Weiber schwatzen mehr als 60 junge Männer und
das soll vielleicht verhindert werden? Bei meinem Fleischer, der sich
in lauter Trümmern wieder aufgebaut hat, steht gross an der Wand
gemalt: im Leben fängt man dann u. wann wieder mal von vorne
an. Wilh. Busch. Das versüsste mir immer das "Stehen",
nun also kann ich mir's ganz persönlich zu Herzen nehmen.
Und Euch gratuliere ich herzlichst z. neuen Anfang im eigenen Heim.
Endlich! nach 8 Jahren - eigner Herd (wenns auch Zentralheizung
ist) ist Goldes wert. Ich bin so glücklich, dass Ihr nicht
wieder als Untermieter anfangen müsst. Na, vielleicht kann ich
Euch doch da mal im Herbst oder Winter besuchen, hoffentlich.
Grüss alle Sonnabends in Salta! Tausend gute Grüsse von Deiner
Mutti
Brev från
Gerd till Märta den 19 juli 1947
Brev från
Märta till Gerd den 20 juli 1947
Salta den 20. juli 1947
"zwanzigsten Juli."
Kära lilla Du! Tack för brevet! Tänk i
lördags e.m. vid 5-tiden, så tänkte jag, få se,
om han ej har åkt hem i alla fall och kommer med bussen. Kommer
- kommer ej. Men tänk, Lene ringde i kväll att Mutti fått
besked från Berlin att fr. o. m. den 20 juli hålla sig beredd
att på telegrafisk order lämna Dresden när som helst.
Och hon hade skrivit Eure glückliche M. Så nu var
dom lite ovissa, hur dom skulle ha det och undrade, om jag visste, om
Mutti skulle få ligga i karantän. Det tror jag nog, att hon
måste, men det är ju ej säkert. Om det bara är
nån enstaka som kommer, kan dom väl ej ordna det. Så
nu skulle dom komma hit på fredag alla m. frk. B. också
och göra sin bilresa genast för att hinna med den. Karin och
A. Marg. stanna här. Sen reser dom nedåt Vättern och
Ingela och Lene o. H-g. fortsätter nånstans. På torsdag
är det Axels [Hakelius, 50 år]
födelsedag, kanske att dom kommer redan till den.
Tant Rut säger, att Karin var upprörd över,
hur lite fröken B. gjorde och att hon verkade bortskämd o.
lät Lene göra det mesta. Nina ska bo vid ett flygfält
6 mil norr om Oslo på vägen till Trondhjem. Det ärt
helt anlagt av tyskarna det där, även officersbost., bruna
trähus.
Jag känner mig så otillfredsställd i dag,
för att Du inte har varit hemma. Nu tröstar jag mig med, att
så här dags skulle Du i alla fall ha rest!
35 kr. kostar röntgen och 5 kr docenten för
Stefan. - Irmeli var så söt och gullig i dag.
Vad tar det åt Curt nu då? [Se
brevet från Curt Böhme av den 17 juli, som vidarebefordrades
till pappa Gerd med detta brev. /SZ] Jag skrev ju och kallade
honom Curt i förra brevet, hur ska jag göra nästa gång?
Ska jag fråga Gulli, vad som är meningen? Jag gör mig
såna förebråelser, att jag inte låtit Lochmann
sätta sig i förbindelse med Mutti! Tänk för Aina
att få en sån hälsning. Tror Du, att man kan telegrafera
till ryska zonen också? I så fall skriv ett kort till Aina
Lochmann adr. Fru Alva Pettersson, Borlänge. Det kan väl ej
vara farligt för vare sig Mutti eller Lochmann? Gör det då!
Har termometern hållit. Vad har Pyk och Camner sagt?
Skriv el. ring genast, så är Du snäll, så jag
får veta, om Du är riktigt antagen.
En enda kyss från Din Märta.
Brev från
Helene Tiblin till Gerd den 21-22 juli 1947
Hinsnoret den 21 juli 1947
Liebster Gerd!
Heute bekam ich 5 Briefe aus Deutschland auf einmal, ganz überwältigend,
dabei einen von Cläre, der auch einen an Dich enthielt. Hier schicke
ich Dir ihren Brief. Und vor allem schrieb mir Mutti eine Karte, die
letzte vor dem Wiedersehen! Vielleicht hat sie auch an Dich geschrieben.
Sie hat nun Bescheid bekommen, daß sie am 22. Juli von Berlin
abreisen kann mit dem schwed. Bus. Das ist also morgen! Die Reise dauert
wohl nur 2-3 Tage, aber dann schrieb sie selbst, daß sie 10 Tage
in einem Lager liegen müsse. Aber was wird das sein? Sicher in
der Nähe von Malmö. Das kommt nun ja ganz "querig dreinein"
mit unserer Autofahrt. Henning wollte doch sein neues Auto mit einer
Reise in Südschweden genießen. Wir hatten die Fahrt für
die erste Augustwoche geplant. Aber da Mutti nun schon nächste
Woche hier ist, haben wir nun gedacht, am Freitag nach Salta zu kommen
und die beiden Jüngsten dort zu lassen. Wir fahren dann mit den
Ältesten u. Ulla Berglund zum Vättern, damit sie was von ihrer
schwed. Heimat kennen lernen. Und wenn wir erfahren können, wo
Mutti ist, können wir sie ja dort unten aufsuchen. Ulla u. Mariann
& Ingela fahren mit d. Zug von Jönköping nach Hause. Wenn
wir Mutti dann in Malmö in den Zug setzen, könntet Märta
u. Du sie in Stockholm empfangen u. mit nach Salta nehmen bis wir zurück
kommen, denn eine so lange Autofahrt ist wohl zu anstrengend für
sie. Im Grunde finde ich es zwar scheußlich, daß ich sie
dann nicht selbst begleiten und gleich mit zu uns nach Hause nehme.
Aber Henning hat ja seine Ferien nur bis 15. 8. Und da ist es noch schwieriger
weg zu fahren, wenn Mutti grad angekommen ist, nicht. Und ganz einstellen
möchte ich die Reise nicht, wo Henning sich so darauf gefreut hat.
Und mich mitnehmen will er ja auch. Glaubst Du, daß Mutti das
versteht? Sicher.
Herrlich, daß sie nun einen schönen Monat mit in Hinsnoret
verleben kann. Da kann sie Beeren pflücken! Nanna u. Hertha schrieben
beide sehr traurig über Muttis Abreise, Nanna auch voller Besorgnis,
ob Mutti nicht Heimweh bekäme! Ja, möge alles gut gehen! Ich
hoffe, daß sie sich gut bei uns einlebt.
Hörst Du machmal Beethovens Violinsonaten im Radio, gespielt von
Jan Dahmen? Wunderbar. Da fühle ich mich nach Leipzig zurück
gesetzt!
Cläre schrieb an mich, daß Nessi noch in Kärnten ist.
Sie hatte es von Wolfgang gehört.
Ob Du nicht ein paar Tage Ferien bekommst, damit Du mal herkommen kannst
wenn Mutti hier ist? Das wäre schön!
1000 Grüße. Deine Helene.
Den 22/7. ½ 11 Uhr. Gerade hab ich mit d. Roten + in Sthlm gesprochen
u. die sagten, daß der Transport am 22/7 ab Berlin aufgeschoben
worden ist bis zur ersten Woche im August! Und dann 10 Tage in einem
Lager in Landskrona. Warum der Aufschub wußten sie nicht. Ob die
Russen Schwierigkeiten machen?
Brevkort från
Gerd till Märta den 22 juli 1947
Brevkort från
Gerd till Märta den 24 juli 1947
Dank für Deinen Brief, fleißiges Mädchen. Ja, min gamla
åsna, ich wunderte mich nur, wie Du wissen konntest, daß
mein Taschentuch so durchlöchert ist!
Nun ist die Schwiegermutter im Anmarsch! Hur känns det? Vorbei
mit der goldenen Freiheit für die Schwiegertochter! Ich bekam heute
die sensationelle Nachricht von Hel. 10 Tage Quarantäne ist ja
langweilig!
Hast Du mich beim 50 Jahrestag würdig vertreten? Hätte ich
selbst eine Glückwunschadresse verfassen sollen? Natürlich!
Man kann sich ja nicht immer nur auf seine Frau verlassen.
Cläre schrieb u. fragte nach dem Schicksal des großen Schrankes!
Die Woche ist ohne große Ereignisse verstrichen, ausser der ersten
lächerlich-feierlichen Sitzung des Wohnungsvereins.
Hoffentlich bleiben H + H bis Samstag bei Euch!
Muß lilla Märta.
Dein Gerd.
Brev från
Eric Oxenstierna till Märta den 24 juli 1947
Brev från
Hertha Ackermann till Märta den 24 juli 1947
Adr: Hertha Ackermann, Göttingen, Obere Karspüle
22
Göttingen 24/7 47
Meine liebe Märta,
dass Du an Deine Tante Hertha (vom Werrahof) so lieb gedacht hast in
Form? dieses herrlichen L.-Paketes hat mich tief gerührt! Sei sehr
herzlich bedankt, auch im Namen meiner uralten Mutter, die ganz besonders
von solchen Lebensmitteln abhängig ist u. sie hier fast nie bekommt.
Heute machte ich ihr einen schönen Pudding von der köstl.
Trockenmilch. Sonntags gibt's immer mal 1 Stückchen Kuchen - eine
besondere Delikatesse! Aber was das Paket auch enthielt - eins war so
bewillkommt wie das andere!
Ich habe manches Mal an Dich gedacht, liebe Märta, wie Du die
schwere Zeit allein mit Deinen Kindern, fern von Gerd, durchlebt hast.
Ein grosses Glück, dass Du noch Deine Eltern u. Kinderheimat Dein
Eigen nennst! Und jetzt ist es Euer alter Heimat u. bleibt es wohl auch.
Mutti aus Dresden schrieb mir manchmal von Euch - vielleicht seht Ihr
sie doch bald, ihr wäre es zu gönnen endlich wieder die Enkeltöchter
u. -Jungens zu erleben, zu geniessen, wenn ich auch etwas traurig bin
über langes Fernbleiben - ist Mutter uns ja immer ein Teil von
Onkel Rudi, - den Du ja auch noch gekannt hast.
Wie habt Ihr Euch Euer Leben i. Salta eingerichtet, liebe Märta?
Bist Du tätig im landwirtschaftlichen Betrieb oder ist Deine liebe
Mutter noch so rüstig alles allein machen zu können? Und Gerd?
Fand er etwas Passendes entsprechend seiner Begabung u. Ausbildung.
Am 13. od. ist es d. 12/7 dachte ich seines u. des ... - wie glücklich
wird er seinen Geburtstag im Kreis seiner grossen Familie gefeiert haben
- die 3 Jungens sind ja schon bewusste kl. Menschen. Der kleine Rolf
interessiert mich am meisten - möge er Dich so glücklich machen
wie mich mein kl. u. grosser Rolf, liebe kleine Mutter! - Wenn Du mal
ein Bildchen von den 3 hast - kriege ich wohl eins? Helenens Mädel
sind mir nun auch ein Begriff geworden - wie sehr ähnelt die Grosse
im Ausdruck der Grossmutter i. Deutschld.
Erinnerst Du Dich noch an die kl. Renate? Sie ist jetzt 15 Jahre, ein
tüchtiges Mädel, lernt Weben u. Kunststricken u. s. w.; die
2., Marlene, war 2 Jahre i. Dänemark (dort festgehalten bei d.
O...) u. hat wenigstens körperlich einen guten Grund bekommen.
Die beiden Kleinen, 8 u. 6 jährig, gedeihen d. Zeit entsprechend
u. sind niedliche blonde Mädchen. Werner ist noch in Amt u. Würden,
von den Engld. gehalten - hofftl. ist das von Bestand. Auch ihr Häuschen
durften sie behalten. Weniger gut erging es Rolf's Frau - ihr ist das
Haus enteignet worden, da das Grundstück seiner Zeit von einem
Juden gekauft wurde. Und unser Rolf hat doch Stein für Stein erarbeitet,
es ist bitter für unsere Uschi. Aber noch haben wir Hoffnung dass
ihren Kindern, Peter u. Heidi diese schöne Heimat erhalten bleiben
könnte.
Ich lebe nun schon 2 Jahre bei m. alten Mutter i. Göttingen, einer
völlig unzerstörten Stadt. Dieser Winter war durch Kälte
u. Krankheit sehr schwer, der schöne Sommer entschädigt uns
etwas. Öfters fahre ich mal nach Hann.-Münden rüber -
es ist nun immer noch halt die Heimat - es waren schwere aber doch die
schönsten Jahre dort!
Nun, meine liebe Märta u. Gerd, seid herzlichst gegrüsst,
von
Eurer dankbaren Tante
Hertha A.
Bitte frdl. Grüsse Deinen lb. Eltern.
Brev från
Elisabeth Zenker till Gunhild af Sillén den 27 juli 1947
An Frau Gunhild af Sillén, Enköping, Schweden
von " Elisabeth Zenker, Dresden A21, Ermelstr. 13
|
D. 27. 7. 47
|
Liebe Gunhild!
Gerade hatte ich an meine liebe Schwester geschrieben, die 4 Tage bei
mir zu Besuch war und so besorgt, uns nicht zu viel "wegzuessen",
- dass zwar alle Büchsen leer seien, dass aber der liebe Gott noch
immer wunderbar weitergeholfen hat, da kam die Karte, dass ich auf der
Post ein Paket aus Schweden abholen könne. Welch frohe Ueberraschung!
Unbeschädigt konnte ich Eure guten hochwillkommenen Gaben in Empfang
nehmen u. danke Euch vom ganzen Herzen dafür. Ihr könnt Euch
ja vielleicht gar nicht vorstellen, wie Ihr uns damit wieder ein Stück
vorwärts helft im so mühseligen Kampf ums tägliche Sattwerden.
Hätten wir Schweitzers nicht mit Gemüse, das nun mit Eurem
schönen Mehl oder Bohnen gekocht werden kann, so wäre ich
- seit Wochen ohne Kartoffeln - ganz ratlos, was kochen.
Und nun gar zur Ermunterung der kostbare Kaffee u. Butter u. gute Seife
für die spröde Haut, alles mit Dankbarkeit begrüsste
Sachen wie auch das nahrhafte Knäckebrot. - Ja, diese Freude entschädigte
mich so für die bittre Enttäuschung, die ich 4 Tage vor der
ersehnten Abreise nach Schweden hatte. Ich war gerade beim Packen, als
das Telegramm kam: "Transport auf unabsehbare Zeit unmöglich
wegen Grenzschwierigkeiten". Wie hatte ich mich gefreut und
wenn es auch schwer war, von vielen Lieben hier auf lange Zeit Abschied
zu nehmnen, so überwog doch die Sehnsucht nach den schwedischen
Kindern u. Enkeln, sie endlich wieder einmal umarmen zu können.
Nun heisst es sich bescheiden u. hoffen, dass es doch einmal möglich
sein wird, ehe die Zeit dahinfliegt u. ich immer älter u. unnützer
werde. Denn ich möchte doch nach Kräften noch helfen u. mit
arbeiten können in Haus u. Garten. - Nanna meint, Du habest etwas
geahnt von der vereitelten Reise, denn Du schriebst in Deinem Brief
an sie in Bezug auf der Reise: "Hoffentlich ist es nicht zu
spät". Aber vielleicht meintest Du bloss, weil der Sommer
gar so kurz ist.
Nun werde ich das schöne Hinsnoret wohl nicht in der frohen Ferienzeit
mitgeniessen können. Meine Gedanken eilen aber ebenso zu Märtha
u. Gerd, ich bin so glücklich, dass sie so schnell sich ihr eignes
Nest bauen können. Aber natürlich fühle ich auch sehr
mit Dir, liebe Grossmama Gunhild u. Elof, es wird wieder so still um
Euch und Du wirst das jahrelange schöne Zusammenleben mit Tochter
u. Enkeln schmerzlich vermissen. Aber zum Glück ist es ja keine
weite Fahrt zu einander, kein Luleå oder Malmö oder gar "zwei
tiefe Wasser" wie zwischen Helene u. mir. Viel, viel Arbeit
gibt's nun für Euch u. ich wünsche Euch, dass Ihr sie in guter
Gesundheit u. ohne allzuviel "Aufregungen" übersteht.
Für heute grüsse ich Dich u. all Deine Lieben herzlichst
und mit nochmaligem innigen Dank für Eure fürsorgende liebevolle
Hilfe als
Deine tillgivna
Elisabeth
Brevkort från
Gerd till Märta den 29 juli 1947 från Stockholm
29. 7
Märtalein! Ihr saht so über alle Maßen niedlich aus,
wie Ihr so nebeneinander auf der Bank saßest (saßt) und
Abschied winktet. Ich war längere Zeit der Mittelpunkt allgemeiner
wohlwollender Aufmerksamkeit. Überfüllter Zug, ich bekam aber
doch einen Fensterplatz - im Speisewagen, trank eine Tasse Kaffee.
Heute war ich auf Norrlandsgatan. Sie haben nur bis 17h
offen. Willst Du ihnen nicht lieber einen Brief schreiben? Würde
ich viel origineller finden als wenn ich versuche telefonisch zu verhandeln.
Anschließend war ich auf Artillerigatan, um zu sehen wie Onkel
Konstantin u. Tante Anna Zenker wohnen. Na scheußlich. Der Dürerplatz
war direkt vornehm dagegen. Lustiger Anblick, das Namenschild im Hausflur
zwischen allen Sven- und Karlsons! Vorm Haus stand ein Auto A-7411.
Fast wie Eau de Cologne! dachte ich. Und was sah ich kaum 10 Minuten
später? A-4711!! Zum abergläubisch werden. Soll ich nicht
anfangen in der Lotterie zu spielen?
Ja, das sind meine großen Erlebnisse. Und Deine? Bei Dir passiert
natürlich wiedermal nichts. Aber das ist ja bekanntlich das Beste,
was einem passieren kann, oder?
Einen lieben kleinen Kuß von Deinem Schnupfengerd.
Augusti
1947
Brev från
Margarete Wessner till Märta den 1 augusti 1947
Anm. Tante Wessner
var vår hyresvärd vid Dürerplatz i Dresden under kriget.
Närmare bestämt delade vi våning och kök med henne.
Hon beskrevs av Märta som en förtjusande rar men lite naiv
tant, som påminde mycket om ladyn (Katie Johnson) i filmen "Ladykillers".
När Märta tyckte, att det var bra att Göring hade talat
om hur allvarligt läget var efter slaget om Stalingrad, sade Tante
Wessner: "Aber das hätten sie ja nicht verheimlichen können,
das stand ja in der Zeitung!" Och en gång hade hon fångat
upp ett rykte och berättade glädjestrålande, att tyskarna
hade uppfunnit ett pulver som skulle få havet att stiga och översvämma
England!
Nichtewitz, d. 1. Aug 47
Liebe Frau Zenker!
Sehr überrascht und hoch erfreut erhielt ich am 12. Juli vom Leipziger
Lagerhof die Nachricht, daß ein Paket aus Schweden für mich
dort liege, der Zusatz in beschädigtem Zustand war allerdings
ein kleiner Dämpfer. Da ich für eine Fahrt nach Leipzig keine
Reisegenehmigung bekäme, das die Sache auch sehr verteuren würde,
denn in einem Zuge kann man nicht hin und zurück fahren, ließ
ich mir das Paket schicken. Am 19. konnte ich es dann in Arzberg (unserem
angrenzenden Nachbarorte mit Post) in Empfang nehmen. Unsere nächste
Stadt wäre Torgau gewesen, wir liegen eben sehr abseits, seit kein
Autobus mehr geht. Freudig überrascht war ich, daß die Bahnmauser
es immer hin noch gnädig gemacht hatten. Das ganze schöne
Mehl, mir das wertvollste, war noch vorhanden. Gestohlen waren die Makaroni,
Bonbon, das meiste vom Zucker, ein Schnitz vom Speck und leider auch
der Zwirn. Über alles Andere habe ich mich aber wirklich sehr gefreut.
War es doch in den jetzigen Notwochen mir hoch willkommen und brachte
gleich etwas Abwechslung in den jetzt recht eintönigen Küchenzettel.
Liebe Frau Zenker, haben Sie vielen herzlichen Dank für Alles,
besonders für Ihre Güte, daß Sie mich wieder bedachten
und erfreuten. Man schätzt ja jetzt Alles viel mehr als früher,
wo man die Sorge um das tägliche Brot gar nicht kannte. Jetzt ist
der Tag fast nur damit ausgefüllt. Ich gehe jetzt jeden Tag seit
3 Wochen Ähren lesen. Durch diese Möglichkeit bin ich immerhin
in besserer Lage als mancher Städter. Gersten- und Roggengrütze
mußten die fehlenden Kartoffeln ersetzen. Leider ist hier auch
fast alles Gemüse mißraten. Wir hatten seit Monaten keinen
Regen und Alles vertrocknet. Die eigenen Gärten haben, geben nichts
ab. Wir haben bis 37°6 gehabt. Alles sieht mit Sorge in die Zukunft.
Nun, liebe Frau Zenker, Sie werden von überall her das gleiche
Lied hören und können froh sein, daß Sie dieser Sorgen
enthoben sind. Sie sind recht niederdrückend. Ich hoffe, daß
bei Ihnen Alle gesund sind und auch Stefan wieder munter herumspringen
kann. Freilich haben Sie wieder unter der Trennug von Herrn Zenker zu
leiden. Ach, wir haben Alle so schöne Zeiten gehabt und wußten
es gar nicht so recht. Haben Sie meine Briefe erhalten? Wann mag das
Paket abgegangen sein? Das Einpackpapier war merkwürdiger Weise
gar nicht "beschädigt".
Ich mußte den Brief ein paar Tage unbeendet liegen lassen. Es
war Weizennachlese zu halten und Holz zu holen. So geht der Kampf ums
Dasein allem Anderen vor. Man muß schon immer abpassen, wenn ein
Feld leer wird, um bei den ersten zu sein. Radfahrer von auswärts
kommen in Gruppen, manchmal gleich 50, sitzen am Wegrand und warten,
bis das Feld frei ist. In einer halben Stunde ist es dann ganz leer,
die Ausbeute für den einzelnen aber recht mäßig. Am
Montag haben wir die ersten Kartoffeln bekommen, z. T. nicht größer
als Kirschen und nur die Hälfte, d. h. 4
für 11 Tage. Wenn es nicht bald regnet, wird auch aus den Winterkartoffeln
nichts werden. Ich glaube seit der Zeit des 30 jährigen Krieges
waren nicht mehr solche Zustände und Notzeiten in Deutschland.
Und doch hängt man immer noch an dem bischen Leben und wundert
sich, daß man es, wie ich mit meinen bald 74 Jahren, überhaupt
noch aushält.
Liebe Frau Zenker, ich würde mich sehr freuen, wieder einmal einen
Brief von Ihnen zu erhalten. Für heute schließe ich den Brief
mit nochmaligem herzlichen Danke. Bitte grüßen Sie Ihre Eltern;
dem Stefan auch noch einen besonderen Gruß.
Mit vielen herzlichen Grüßen
Ihre
Margarete Weßner
|
Märta och Gunhild på Stallgärdet
på Salta.
|
Brevkort från
Gerd till Märta den 10 augusti 1947
10.8.
Liebste!
Im Westen Nichts Neues. Der Hohe Herr ist viel auf Reisen scheint es.
Mein lieber Freund Dr. G. hält es für ganz sicher, daß
die Erweiterung bezw. Neuorganisierung bald bewilligt wird, aber über
den Zeitpunkt weiß er nichts bestimmtes. Jedenfalls werde ich
mit dem Direktor sprechen, sobald ich ihn erwische, um wenn möglich
eine feste Zusage zu bekommen. Für Munck habe ich mindestens noch
bis Ende Oktober zu tun.
Ich finde die Zeit vergeht so schnell, im Handumdrehen werde ich Dich
wieder bei mir haben! Ich komme zu garnichts, trotz aller meiner Zettelchen
lebe ich nur für Kompressorexperiment, Radreifenflicken, Kartoffelkochen
und Blumengießen. Nicht einmal an Erik habe ich geschrieben. Eben
habe ich eine Büchse Bohnen in Tomaten erstanden und meinen Käse.
Das wird prima schmecken Mensch. Nun habe ich die Ferienfilme entwickeln
lassen. Sie sind wirklich ein bißchen grau u. flau. Eben alles
ei mehr so ...
Sind meine Jungen lieb? Ist Erik mit in H.? Kuß mein Liebling!
Dein Gerd
Brevlapp
från Gerd till Märta den 12 augusti 1947
12.8.
Märtalein! Es sieht nach wie vor langweilig aus in Ulvsunda. Heute
fuhr ich nach U. hinaus und rückte Dr. G. auf den Pelz, telefonisch
hört man ja doch nichts Gescheites, und Överdirektörn
ist unmöglich aufzutreiben. Nun steht die Sache so, daß diese
"utredning" anscheinend noch keinen Schritt weiter gekommen
ist, im Gegenteil, jetzt ist die Rede davon daß vielleicht ein
Institut für Motorenforschung wo anders gebaut werden soll u. dieses
Inst. hier sich nach wie vor nur mit der Flugzeugzelle befaßt.
In diesem Falle wird hier nicht so viel erweitert, und wir müßten
von Stockholm weg wer weiß wohin ziehen. Es ist aber wie gesagt
noch nichts bestimmt u. kein Mensch ahnt, wann die Entscheidung fallen
kann. Dr. G. wollte versuchen, mich in einer "Wartestellung"
unterzubringen, z. B. als Maßknecht in einem Windtunnel, aber
da könnte ich nicht mehr bekommen als die dort angestellten Fachschulingenieure,
nämlich 500:- brutto inklusive Index, ungefähr 420 netto!
Über so etwas könnte man ja diskutieren, wenn es sich um höchstens
¼ Jahr handelte mit absolut sicherer Aussicht auf später,
aber so kommt es natürlich nicht in Frage. Nein, nun muß
ich Briefe schreiben und vielleicht Swedenborg besuchen, d. h. erst
wenn ich ihn um eine bestimmte Empfehlung bitten kann. In bezug auf
unser Bleiben in Stockholm sehe ich schwarz. Mist!
Ich habe so viel zu tun, Kleine. Nächsten Sonnabend mache ich
nichts, erst Sonntag früh fangen wir an. Sonst geht mir's gut,
ich bin garnicht magerer geworden. Ich bin nämlich ein vorzüglicher
Koch, viel besser als die Schuster bei Norma! Morgen bin ich zu Kark
eingeladen. Leb wohl meine gute liebe Kleine. Vielleicht rufe
ich gelegentlich mal an.
Kuß Gerd.
Brev från
Hertha Zenker till Gerd den 12-13 augusti 1947
Dresden, den 12. 8. 1947
Lieber Gerd!
Genauso schnell wie Du will ich auf Deine Karte antworten. Ja, wer
hätte das gedacht, daß die Grenzschwierigkeiten so schnell
behoben würden. Es ging uns dann fast zu schnell. Nun wirst Du
unsere Mutti schon längst in Deine Arme geschlossen haben, und
sie hat sicher viel erzählt. Ich wünschte, wir könnten
Euch allen erzählen! Bei Mutti wird bald wieder vieles verblassen,
und sie stürzt sich nun mit ihrem Temperament in das neue Leben.
Lieber Bruder Gerd, Du wirst zwar denken, "die kleine Schwester
unkt immer", aber trotzdem will ich schreiben; denke bei allem
was Mutti erzählt oder schildert eine Note schwärzer.
Ich muß gestehen, daß ich schon jetzt eine große
Sehnsucht nach meiner Mutti habe, und ich mir gar nicht vorstellen
kann, das sie so weit und solange fort ist. Aber - es ist ein großes
Glück, daß sie bei Euch ist. Die täglichen Ärgernisse,
Sorgen und die ewige Hungerei ist nicht schön. Jetzt eben ist's
wieder schrecklich. Keine Kartoffeln, kein Gemüse, noch keine Nährmittel
aufgerufen. Heute haben wir z. B. noch nichts gegessen. Da kannst Du
Dir nicht die allgemeine Stimmung vorstellen. Denn wenn der Mensch Hunger
hat, bekommt er schlechte Laune. Manchmal gings hoch her bei uns, lass
Dir von Mutti erzählen. Übrigens bekam ich einen ausführlichen
Brief von Mutti aus Landskrona aus der Citadelle. Ich kann mir vorstellen,
daß sie alles mit gutem Humor überstanden hat. Für Erlebnisse
"was zu sehen", für "Schillernde Ideen" war
sie immer zu haben, wie ich für "Menschen - Tiere und Sensationen"
bin! Nun hat sie schon Deine Söhne (wie das klingt) begrüßt,
wohl überhaupt die ganze schwedische Verwandtschaft. Wahrscheinlich
ist sie, ich nehme es an, in Hinsnoret und betätigt sich schon
im Garten, Ihre Lieblingsbeschäftigung. Aber ich bin begierig alles
zu hören und mit teil zu haben, schließlich bin ich ja Eure
kleine Schwester!
Was soll ich Dir noch schreiben? Schweitzers sind bis Ende der Woche
bei Ottos Bruder in Quedlinburg. Eigentlich wollte ich jetzt Urlaub
machen um den Garten zu bewachen, aber ich kann die Arbeit nicht im
Stich lassen, das kann ich mir einfach nicht leisten. Jetzt will ich
zu einer Wöchnerin gehen, Gärtnersfrei, ich hoffe, daß
da Tomaten oder Gurken "rausspringen". Ja, so ist man geworden!
Halte mir den Daumen, daß bei meinen Wöchnerinnen immer alles
gut abgeht, es gibt kaum mehr die richtigen Wehenmittel und Medikamente.
13. 8. Gestern wurde ich unterbrochen. Abend 22.30 kamen noch Leute
zu mir und wollten beraten werden. Mit einer Hebamme können sie
alles machen. Jetzt ists wieder so spät, ich bin wieder totmüde,
bekam heute wieder ein Kind! Was macht Deine Arbeit im fremden Land?
Oder bist Du nun eingewöhnt. Aber schließlich ist doch Heimat
- Heimat.
Braucht man in Schweden vielleicht Hebammen? Wahrscheinlich nicht!
Und wir Deutschen sind doch nicht gern gesehene Gäste!! Grüße
Märta und die Kinder. Ich schreibe schon wieder mal. Und Du mir
hoffentlich auch. Vergiß Deine kleine Schwester nicht. Gruß
u. Kuß von Deiner Hertha.
Brevkort från
Gerd till Märta den 21 augusti 1947 från Stockholm
21. 8.
Mein Liebling!
Ich danke auf das Allerweichste für deinen lieben Brief. Du är
en snäll flicka, det är vad Du är det.
Eben war ich bei der herzigen Frau Westell. Sie lächelte hold,
wohl in Erinnerung an ihre Schokolade. Der Mietkontrakt ist noch
nicht fertig, wird es voraussichtlich nächste Woche. Ich bekomme
ihn dann zugeschickt.
Gestern war ich noch einmal in Drottningholm, diesmal mit Eva. Es war
wirklich hübsch. Nur ein bißchen fatal, daß ich zum
Vergnügen der Parkbesucher die Erlebnisse von Mormors Moster und
Mosters Mormor so ausführlich und laut zu hören bekam. Wir
waren beide höchst zufrieden mit unserem Ausflug. Ich bringe Eva
also am Sonnabend mit, sie ruft vorher wohl noch an.
Deine Obsttüte war natürlich eine Katastrophe, aber dank
meinen überaus geschickten Manipulationen war der Totalverlust
nicht größer als 1 Apfel und 3 Bohnen, die aus der Strassenbahn
fielen. Meinen Apparat soll ich mitbringen? Das habe ich doch schon
vorige Woche getan. Oder meinst Du vielleicht den Vergrößerungsapparat?
Den hast Du doch!
Nein, Schluß für heute, höchste Zeit.
Kuß!
Dein Gerd
Brev från
Lene till Gunhild den 23 augusti 1947
Borlänge, den 23/8 47
Kära Gunhild!
Våra hjärtligaste lyckönskningar till födelsedagen.
Synd, att Du inte kan fira den uppe hos oss, det var ju så roligt
i fjol! Men nu är det ju sista gången Du har Märta och
pojkarna hos Dig, så alla kan sjunga för Dig och då
får vi ju finna oss. Hoppas Ni är friska nu allihopa, så
det blir en trevlig födelsedag.
Jag måste ge en förklaring till vårt paket, eftersom
Märta nu sätter bo igen, tror Du kanske att sakerna äro
till henne, men det är verkligen meningen, att det skall vara till
Ditt hushåll; hur det än är så behöver man
väl förnya lite då och då, eller hur?
Vi ha nu liksom två hushåll och flänga ut och in.
Henning har skolbarnen och en av oss vuxna med in varje kväll och
så kommer dom ut allt efter skolan slutar med tåg eller
bil. Då är det verkligen härligt att ha Mutti här,
så kan dock alltid 2 vuxna vara i Hinsnoret över natten.
Annars är vi ju så rädda!
Tyvärr vågar vi inte bada längre i Runn, inte ens hos
oss, då det har varit flera barnförl.fall, som tros hänga
ihop med vattnet i Dalälven. I år är det ju värre
än någonsin!
Tack för att Ni ringde till min namnsdag, det var så tråkigt
att jag ej var hemma. Hade kafferep först dagen efter i härligaste
väder. Hur var det på silverbröllopet och i kväll
på Kurö?
Många hälsningar till Er alla. Hjärtligt tack för
Märtas brev också. När skall dom flytta till Gubbängen?
Henning var nyss hemma på kaffe och hälsar med mig.
Din Lene.
Brev från
Märta till Gerd den 25 augusti 1947
Månd. Prinsens begravn. [Säkert
prins Eugens.]
Kära Du! Nu ska vi fara in till stan m. Karin o.
Irmeli. Ma. vart så glad åt boken. Av Lene fick hon bl.
a. en ask tjeckisk choklad. Av Erik en konservöppnare, som
det står Can Opener D.R.G.M. på, det bet. väl tyskt
patent. [Deutsches Reichsgebrauchsmuster.]
Och ett ex. av The Statesman and Nation, som är en kommunisttidn.
Nina har hastigt fått avbryta sin bröllopsresa, då
Kåre fått kommendering t. Amerika för 1 år o.
ska resa 3 sept. Då ska hon resa efter lite senare. Ma. far nog
till Hinsnoret på onsd. Tänk, en sån härlig dag
igen. Soffan är färdig i dag. Tänk, Tantes paket skickade
jag i november! Nu ska jag ta med kissprov till apoteket, hoppas vjag
ej har äggvita.
Hur har Jenny och Du det. Må så gott min lilla
älskade Gerd! Kuss + Liebe från Märta
Stefan heute mit der Schule auf Ausflug zu Karlssons i
Risberga mit Saft u. Kuchen.
Brevkort från
Gerd till Märta den 27 augusti 1947 från Stockholm
27. 8.
Meine kleine gute liebe alte Märta!
Na was Ihr aber auch für Dummheiten macht. Kannst Du Dir vorstellen,
daß ich beim Manövrieren in d. Garage einen Buckel
ins Auto machen könnte? Absurde Idee! Muß ich am Samstag
zu Fuß hinaus pilgern? Dann würde ich mit dem 17.55-Bus fahren.
Schreibe mir bitte, was ich tun soll, damitich nicht 2 Stunden unnütz
herumsitze.
Vielen Dank für das Telefonbestellen - heute riefen sie an u.
fragten nach meinen sämtlichen Vornamen. Auf Cirkelvägenhaben
sie noch kein Kabel, deshalb würde es wahrscheinlich bis Oktober
dauern. Wand- od. Tischapp.? Wand bitte, sagte ich. Es ist wohl doch
am besten, das Telefon draußen zu haben: 1) nah von der Küche,
2) ungestörter, wenn Besuch da ist, 3) sieht im Wohnz. nicht besonders
hübsch aus. Reicht es mit 3 Gesprächen täglich? Aber
jewiß doch, sagte ich und dachte an unsre schweigsame Ehe.
Wenn Du alle neun Freundinnen auf einmal einladen willst, mußt
Du eben schon drei Tage vorher damit anfangen.
Der Mietkontrakt ist noch nicht da. - Heute hat mich unser Nachbar
und Hausfreund Lars mit Gaben überschüttet: Pflaumen aus seinem
Garten (den er zugunsten des Atlas-Reihenhauses aufgeben will!), dann
Pervitin-Tabletten, und zuguterletzt legte er noch die Titel mit mir
weg. "Ich bin zwar 3 Monate jünger" sagte er.
Ich hätte ihn für mindestens 42 gehalten. Um die hohe Ehre
zu unterstreichen, sagte er daß er durchaus nicht mit allen auf
du ist.
Mit Tant Jenny vertrage ich mich großartig. Wir sind uns darüber
einig, daß wir sehr gut allein auskommen. Sie atmet wohl auf,
die Ärmste. Also - behaltet Eva noch ein bißchen, wenn's
geht! War der Namenstag heute ein Erfolg? [Rolf-dagen.]
- Hast Du schon eine Diagnose von der Apotheke bekommen? Du wirst doch
nicht?! Heute Brief v. Hertha. Von Mutti habe ich noch nichts gehört,
sie lebte in Dr. tatsächlich in größerer Nähe!
Sehr lieb! Immer Dein Gerd.
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Birger
Lindberg, Bern Kiendl.
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September
1947
Brevkort från
Gerd till Märta den 10 september 1947
10. 9. 47
Liebste!
Nun habe ich endlich den Kontrakt bekommen. Ich rief Frau Westell
an und fragte, wann die Wohnung fertig wird. Quarter Krumcirkeln
15. 9., Quarter Stångcirkeln 1. 10. Also! Schlüssel
kriegen wir draußen "förstås". Ich
war heute mittag in G. [Gubbängen]
(geschwänzt, keiner hat's gemerkt!), es war aber weit und
breit niemand Sachverständiger zu sehen. Die Wohnung ist
jetzt tatsächlich fertig. Kühlschrank eingebaut.
Kleiderhaken i tamburen (unter dem El-zähler). |
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Großes Wandschränkchen mit prächtigem
Spiegel im Bad! Keine Gardinenstangen. Badfenster (Scheibe):
43 x 122 cm. Soweit ganz schön. |
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Nun aber etwas häßliches: die Kinderbetten sind in 3-4 Wochen
nicht lieferbar. Bis dahin müssen wir uns also mit Evas Matratzen
behelfen. Können zwei darauf schlafen, glaubst Du? Können
wir für kl. Erik das Kinderbett mitnehmen? Oder soll er in der
Besuchssitze schlafen?
Sensation: Heute kam ein Ingenieur aus dem Konstruktionsbüro mit
einem Brief von List in D.Land! Er will allerlei Angaben u. Zahlen für
sein neues Buch haben. Wie wird er staunen, wenn er alles nach Listschen
Methoden ausgerechnet u. zusammengestellt bekommt! Ob er wohl weiß,
daß ich bei A-D bin? Vielleicht durch Oschatz.
Macht's gut!
Zenker.
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Karin och Margareta af Sillén.
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Oktober
1947
Brev från
Marianne Schweitzer till Gunhild af Sillén den 1 oktober 1947
Dresden, den 1. 10. 1947
Meine liebe Gunhild!
Dein so liebes Gedenken zu meinem Geburtstag tat so gut. Habe recht
vielen Dank dafür. Es tut uns so gut, zu wissen, dass es in einer
freudigeren Welt Menschen gibt, die herzlich an uns denken und an unserem
Geschick liebevoll teilnehmen. Leider, ach leider kam Dein angekündigtes
Paket nicht an, das mit so viel Freude und Erwartung ersehnt wurde.
Ich habe nun auch nicht mehr allzuviel Hoffnung, und wir sind Beide
so traurig darüber. Helene schickte auch ein Geburtstagspaket,
das kam am 24. 9. schon an, Ende August abgesandt. So konnte ich den
Geburtstagskuchen backen; aber ich wäre vielleicht nicht so üppich
und spendabel gewesen und hätte 750 gr. Mehl verbacken, wenn ich
nicht geahnt hätte, dass Dein angekündigtes Mehl nicht ankommt.
— Aber, Alle waren so glücklich über
richtigen Kuchen mit weissem Mehl und Milch, dass ich nun nicht denken
darf: 'Hätte ich nur gespart!'. Ihr könnt und könnt under
Leben nicht nachfühlen. Selbst Nessi und alle Anderen drüben
können es nicht.
Augenblicklich geht es uns, seit Mitte September, Allen wieder gut.
Seit daher haben wir Kartoffeln. Am Sonntag kamen nun bei allen Geschäften
die Kartoffeln bis Ende November an (pro Tag pro Person 1
[Pfund]). Teilweise mussten sie nachts noch abgeholt werden.
Wir hatten Glück, mein Kaufmann bekam sie am Sonntag Nachmittag
und wir bekamen unsre ½ 8 Uhr abends, ohne sehr langes Anstehen.
— Nun geben wir uns ja Mühe, wirklich nur
1 am Tag pro Kopf zu
verbrauchen, aber das ist so schwer, abends will ja auch etwas auf dem
Tisch sein, und Brot ist knapp. — Na, immer wieder
will man von der täglichen Misere schweigen, aber sie rutscht doch
heraus, und ganz jammervoll ist einem zu Mute, wenn einem solch herrliches,
Tag und Nacht geträumtes Paket wieder entschwindet. Sicherlich
waren herrliche Dinge darin. Etwa gar Fettiges und Büchsenmilch
(d. h. Trockenmilch)? ach und all die Herrlichkeiten überhaupt.
Seit wir zuletzt Butter sahen ist es 14 Tage her.
Aber Schluss, lieber Erfreulicheres, und Gott sei Dank gibt es auch
davon zu berichten. Heute fing Otto als Dozent in unserer alten Lehranstalt,
der höheren Staatslehranstalt für Gartenbau, an. Man berief
ihn vor Kurzem, wenn er das politische Unbedenklichkeitszeugnis der
Blockparteien bekäme. Da Otto, wirklich ganz uneigennützig,
seit 1945 überall mit zugriff wo es aufzubauen galt, sei es praktisch
in Sonntagseinsätzen, oder planend als Architekt, wurde ihm das
auch gegeben. Es ist eine rechte Anerkennung und Ehrung, die ihm zuteil
geworden ist, und wir sind sehr froh und dankbar. Otto lehnte eine direkte
Anstellung ab und nahm nur einen Lehrauftrag an. So kann er Freischaffender
bleiben, Architekt, Maler, Gartengestalter. Er hat sich diese Stellung
ja wirklich mit Fleiss und Können selbst erobert. Nun hat er 3
Tage in Pillnitz zu tun, aber es ist ja ganz nah und gut zu erreichen.
An Euch dachten wir in den letzten Tagen viel. Märta und die Jungens
werden Euch nun verlassen haben, und Ihr werdet es erst recht einsam
haben. Aber für Dich Gunhild, ist etwas mehr Ruhe wohl ganz gut,
und für Märta und Gerd freue ich mich doch so, dass sie eine
eigene Heimat gefunden haben. Ist Gerd eigentlich mit seiner Stellung
zufrieden? Lässt sie sich ausbauen?
Für Dich hoffe ich, dass Du in Elfriede Müller eine tüchtige
Hilfe bekommst. Sie ist einmal im Seidelschen Betrieb in der Betriebsküche
leitend tätig gewesen und da recht tüchtig gewesen, und sie
ist ein lieber Mensch. Sie ist ja auf der Landfrauenschule ausgebildet
worden, war auf einen Lehrhof, und alle im Landhaushalt vorkommenden
Arbeiten sind ihr vertraut. Hoffentlich klappt es mit ihrem Kommen bald.
Die kleinere Schwester kann keine haushaltliche "Fachausbildung"
nachweisen, nur eine gärtnerische, also bleibt sie hier. Elfriede
schrieb an das schwedische Konsulat und schickte die Papiere ein, ich
bat sie, Dir die Abschrift ihres Schreibens zu schicken.
Nun leb wohl, liebe Gunhild, hab noch so vielen, vielen Dank für
Deinen Brief und das verlorene Paket. Wieviel Mühe und Wert ging
damit auch verloren, hab 1000 Dank. Dir und Elof von Otto und mir viele
herzliche Grüsse.
Deine dankbare Nanna.
Brev från
Marianne Schweitzer till Märta den 1 oktober 1947
An Frau Märta Zenker, Stockholm, Södergatan 2IV,
adr. Wiedemann
von Frau Marianne Schweitzer, Dresden - A46
[Vi hade just fått våningen i Gubbängen.
Nanna skriver till Vidman-adressen, där pappa Gerd dessförinnan
var inackorderad hos tant Eva.]
Dresden, den 1. Oktober 1947
Kleinzschachwitzer Ufer 3
Meine liebe Märta!
Es ist äusserst praktisch, dass mein Geburtstag so kurz vor dem
Deinen liegt, und mein Dank für Deinen lieben Brief gleichzeitig
die Wünsche für den Deinen mit bringt. Also 1. viel, viel
Dank für Deinen so netten Brief. Es tut so wohl, so liebe Briefe
aus einer geordneten Welt zu bekommen, in der man doch nicht vergessen
wird. Ja und 2. alle nur denkbaren guten Wünsche gehen zu Dir,
die Du nun zum 1. Mal im wirklich eigenen Heim Deinen Geburtstag feierst,
in richtigen eigenen 4 Wänden. Wie freuen wir uns mit Euch. Gerd
hat's direkt gut, er braucht kaum zu überlegen, was er Dir schenken
soll, alles kannst Du brauchen, alles freut Dich. Zu schade, dass man
nichts schicken kann, vom wenig Verbliebenen gäbe ich Euch so gern
dies oder jenes ab. - Aber hab Dank für den Bilder-Wunsch, wir
werden ihn erfüllen sobald es uns möglich.
Jetzt kommt nun das Einwintern des Gartens und der Tiere. Otto ist
gerade beim Stallbau für unsre neue Eierfabrik, die morgen 2 Mann
- lies Hühnchen - hoch hier ihren Einzug halten werden - gegen
2 Kaninchen getauscht. Also, geht's gut, so werden wir doch Ostereier
haben. 2 werden wir gerade füttern können, hoffe ich. Die
Körnerfrage ist ein Problem, aber für's erste haben wir Gerste
und ich baue auch neue Gerste für übers Jahr an. Und irgendwie
wird Rat werden. Sie haben ja einen grossen Auslauf und können
tüchtig picken. - Eine Wollfabrik für unsre nächstjährige
Wäsche (Hemden usw.) sitzt in Form eines Angora-Kaninchens auch
im Stall, es soll Stamm-Mutter werden. Im übrigen haben wir noch
gegen 30 Klein-Chinchille. Manche schlachten wir selbst, die meisten
will ich gegen irgend etwas tauschen. Holz - Kohl - Obst - Körner.
Das ist ein Ausschnitt aus unsrer Landwirtschaft, die ein gut Teil unsres
Lebens ausmacht.
Sonst geht's uns passabel. Heute ist ein feierlicher Tag für uns.
Otto fing in der Pillnitzer Lehranstalt - an der wir Beide einst selbst
hörten, arbeiteten und uns verlobten, als Dozent an. Nachdem er
dafür ein pol. Unbedenklichkeitszeugnis der Blockparteien bekam
fängt es nun an. Die Berufung ist Anerkennung und Ehrung für
ihn, die mich so freut, er hat sie sich in seiner unermüdlichen
Arbeit wirklich verdient. Eine feste Anstellung nahm er nicht an, sondern
einen Lehrauftrag über 15-20 Wochenstunden. (Planzeichnen, Gartentechnik,
Feldmessen) So kann er Freischaffender bleiben, woran ihm gelegen ist.
Aber ein gewisses Fixum tut uns doch sehr gut und nimmt die Sorgen weg.
- Mit der zunehmenden Einwinterung hoffe ich auch wieder mehr an Schreibtisch-
und Reissbrettarbeiten zu kommen, um so mehr als der Verleger darauf
wartet. Der Garten frass mich doch fast auf, aber ich weiss nicht, was
wir - und viele Andere mit - ohne ihn gemacht hätten. Für
das Wintergemüse hätte ich gern noch frostfreie Tage und Nächte,
Chinakohl und Kohlrabi sollen noch wachsen.
Dass wohl wahrscheinlich das Salta-Geburtstagspaket verloren ist, ist
ein grosser Schmerz für uns. Aber ich habe wenig Hoffnung mehr,
Helenes, später abgeschickt, kam schon am 24., und in der Hoffnung
auf Eures, spendierte ich bissel viel aus ersterem, allein 750 gr. Mehl!
Na, es war aber jeder so dankbar und glücklich über richtigen
Kuchen mit Mehl und Milch! Die herrliche Büchsenmilch! Ihr müsst
denken, dass wir nie Milch sehen. - Das Herz dreht sich bissel um vor
Trauer um das Paket, Ihr könnt das garnicht nachfühlen. -
Wir amüsieren uns fast über Nessi's Entsetzen, die das erste
Mal ohne allzuviel Zusatz leben muss, wie wir seit 2 Jahren. Dabei geht
es ihr bedeutend besser, aber sie wurde eben aus - für unsere Begriffe
- dem Paradies - vertrieben, unsre Körper zehren nun schon 2 Jahre
von der Substanz.
Nochmals, alles alles Gute und sehr viel Dank
Deine - Eure Nanna
Ob Mutti bei Euch ist zum 26.? Dann soooo viel Grüsse!
[Ottos handstil:]
Liebe Märta! Auch von mir recht viele Grüsse und herzliche
Wünsche zum Geburtstag. Wie gern würde man mal zum Geburtstags
Kaffee kommen im neuen Heim. Vor einigen Tagen kam uns das Foto unter
die Augen, auf dem wir mit deiner Mutter im Rasen auf der Emser Allee
sitzen! [Se juni 1940.]
Herzliche Grüsse, alles Gute
Dein Otto
Brev från
Renate Zenker till Märta den 4 oktober 1947
Freital, am 4. 10. 1947
Meine liebe Tante Märta!
Zu Deinem Geburtstag schicke ich Dir die herzlichsten Grüße
und guten Wünsche aus unserem leider so entfernten Nest. Ach Du,
wir müßten uns mal wiedersehen! Wie schön muß
das für Großmutter gewesen sein. Das war vorher eine Aufregung
hier! Jeder hatte etwas anderes auf dem Herzen, was sie Euch erzählen
sollte, sie hätte sich eine lange Liste machen können. Ich
hoffe immer noch sehnsüchtig auf eine Schweden-Reise.
Ihr habt uns vor einiger Zeit ein schönes Paket geschickt, habt
vielen, vielen Dank! Es kam kurz vor meinem Geburtstag, und der hat
dadurch einen festlichen Glanz gekriegt. Ach, es ist schrecklich, daß
wir so viel Zeit jetzt brauchen für die Wirtschaft, man wird gar
nie fertig, immer muß man rumlaufen. Aber es gibt auch noch Schönes
hier, und man bekommt auch mehr Sinn für die kleinen Freuden. Ich
habe bis jetzt Herbstferien gehabt, und da ich zum Geburtstag etwas
Geld geschenkt bekommen hatte, konnte ich öfters ins Theater gehen.
Das Schönste war ein Sinfoniekonzert der Dresdner Staatskapelle
(Orchester der Bühnen der Landeshauptstadt Dresden) unter ihrem
Dirigenten Keilberth.
Das ist so ein wunderbarer Mann, er ist noch nicht lange hier, ist aber
schon sehr gefeiert. Es ist herrlich, Keilberth zu beobachten, wie er
ganz in der Musik schwingt und seine Leute ganz fest in der Gewalt hat.
Ich glaube, daß sie für ihn begeistert sind und gern unter
ihm spielen. - Das Konzert war sogar in Freital! Da ist jetzt der Goldene
Löwe, ein großer Saal als Theater eingerichtet. Sonst spielt
die Kapelle immer in Bühlau, das ist schrecklich weit.
Auch sehr schön war ein Farblichtbilder-Vortrag mit mikroskopischen
Farbaufnahmen. Das war erstaunlich! So eine Farben- und Formenschönheit!
Wir sahen Schmetterlingsstaub,
Steinschliffe, Algen und noch viel unter dem Mikroskop photographiert
und daneben ein expressionistisches Gemälde - die beiden waren
verblüffend ähnlich! Der Vortragende versicherte aber, daß
der Maler nie so eine Aufnahme unter dem Mikroskop gesehen habe. Das
ist doch interessant.
Bis zum nächsten Sommer muß ich noch zur Schule gehen, dann
mache ich das Abitur, hoffentlich wird's erträglich! Der Winter
wird noch mal furchtbar werden. Fest entschlossen habe ich mich noch
nicht, was ich dann tun will, vielleicht werde ich Bibliothekarin. Ich
hab mich neulich mit einer jungen Frau unterhalten, die erzählte
sehr begeistert davon. Es ist allerdings sehr schwer, zum Studium zugelassen
zu werden, die Universitäten und Schulen sind überfüllt.
Hoffentlich schaffe ich's! Ich muß aber erst 21 Jahre alt sein,
jetzt bin ich 18. Bis dahin hätte ich ja Zeit, nach Schweden zu
kommen!!
Seid Ihr jetzt in Eurer neuen Wohnung? Ist sie schön? Und geht's
Euch gut? Morgen ist Rolfs Geburtstag, und ich habe ihn solange nicht
mehr gesehen! Weißt Du noch, wie er immer sagte: "Ankan gehn!"?
Die ist nun schon lange tot.
Nun herzliche Grüße an Euch alle von Deiner Renate.
Brev från
Hertha Zenker till Märta den 6 oktober 1947
An Frau Märta Zenker, Salta Gård, Enköping - Schweden
Abs: Hertha Zenker, (10a) Dresden - A21, Ermelstr. 13I,
Sowj. Zone, Bundesland Sachsen, Deutschland.
Dresden, den 6. Oktober 1947
Liebe Märta!
Dies soll Dein Geburtstagsbrief werden - und was passiert, das Licht
geht aus. Eine Stunde Pause! Auf dem Chaiselongue habe ich gelegen,
und bin nun furchtbar müde. Jeden Abend beginnt das Spiel von neu
an, gegen 19 Uhr Licht aus, gegen 22 Uhr Licht an. Ab morgen soll es
besser werden. Tags über gibt es dann keinen Strom und abends soll
das Licht da sein. Eine Frage: wo und wann kochen wir. Was wir kochen,
ist ja noch ein anderes Problem. Heute, an einem wunderschönen
Herbstsonntag war ich noch bei Nanna im Garten und habe für die
Küche noch die letzten Tomaten geholt, sie sind leider durch die
letzten Frostnächte schon etwas angefroren.
Ich denke daran, daß Ihr in Eure neue Wohnung ziehen wolltet!
Gehört dazu auch ein Gärtchen? Es ist nicht schön zum
Winter in eine neue Wohnung zu ziehen, sie ist ja sicher noch etwas
feucht. Aber sicher kannst Du mal heizen, was ja bei uns ein besonderes
Problem darstellt. Am Dienstag kommt zu uns der Maler, denn ich lasse
die Küche machen, was hochnotwendig ist. Durch Muttis Weggang ist
die Wohnung ja ziemlich verlassen, wir hausen fast nur im Orient, weil
das Zimmer als Einziges nur die Sonne hat und dadurch am wärmsten
ist. Aber trotzdem möchte ich doch keine fremden Leute in der Wohnung
haben. Wie wird wohl nun Deine Küche aussehen. Ist sie modern eingerichtet
mit Wandschränken usw.? Du hast so hübsche Sachen hier, die
Du doch sicher gut gebrauchen könntest, wenn man sie nur verpacken
und schicken könnte.
Die Kinder werden selig sein mit ihrem Papa zusammen zu sein. Ist Stefan
jetzt in die Schule gekommen? Es wird ihm sicher die Schule nicht schwer
fallen, denn er ist ja von Anfang an so ein aufgeweckter Junge. Die
Kinder wachsen heran, Du merkst es kaum, und schon hast Du große
Söhne! Gerd wird froh sein, daß er wieder ein Stück
erreicht hat und mit seiner Familie wieder zusammen ist. Ein gestecktes
Ziel zu erreichen ist ja bei Euch noch immerhin möglich, wenn auch
mit vielen großen Mühen.
Wir wissen nicht was uns der nächste Tag bringt, wir werden fast
mutlos bei dem Kampf um das tägliche Einerlei. Ich habe immer noch
genügend zu tun, ich versorge meine Mütter und Kinder. Augenblicklich
habe ich etwas Ruhe, es sind weniger Geburten. Aber aus dem Hause zu
gehen um Entspannung zu suchen wage ich nicht, denn es könnte ja
jeden Augenblick eine Geburt gemeldet werden. So ist der Sommer dahin
gegangen ohne Urlaub, den ich so nötig gebrauchen könnte.
Vielleicht mache ich Ende des Monats eine kleine Spritztour nach Berlin
für wenige Tage. Dort kennt mich kein Mensch, und ich brauche nicht
an jeder Ecke stehen um die Mutti mit den Kinderwagen zu begrüßen.
Nun, meine liebe Märta, es wird Zeit, daß ich an Dich denke,
um Dir meine herzlichsten Grüße und Glückwünsche
zu senden. Meine guten Wünsche begleiten Dich in's neue Jahr. Grüße
meinen lieben Bruder, die Kinder drücke ich an mein Herz, Deine
Hertha.
Brev från
Susanne ("Suse") Zenker f. Tunder till Märta den 9 oktober
1947
Brevkort från
Märta till Gunhild den 29 oktober 1947
Kära Du!
Jag har ej fått klart för mig hur det blivit med Hultén
riktigt! Tack för brevet. Nu har det suttit en brevlåda här
på Gubbängstorg snart en mån. utan, att jag sett den.
- Vi ha fått 3,6 kilowatt! Alltså mindre än Ulla, fast
hon har ju lite större vån. Hoppas, det räcker fast
vi gå mot en mörk årstid. Trevligt hos Ulla B. i går.
Nu har jag nästa gång tid d. 4. Skicka recept på zebrakaka,
streuselk., gaffelk. etc.
Det kliar fortfarande hemskt. Var ska det sluta? Kicki har hört,
att soml. ej tål malbehandl. filtar. En av G:s ingeniörer
har beg. löneförh., har mindre än G. o. har fått
avslag. Då sa han genast upp o. ska sluta 1 jan. Då först
får vi tel., skrev dom igår.
Kuss Märta.
November
1947
Brev från
Agnes "Nessi" Kiendl till Gunhild af Sillén den 2 november
1947
Au b. Berchtesgaden 2. XI. 1947.
Sehr geehrte, liebe Frau af Sillén!
Vor einigen Tagen erhielten wir Ihr Paket von Oberaudorf nachgeschickt.
Ich möchte Ihnen nun herzlich danken, daß Sie wieder mit
so nützlichen Sachen an uns gedacht haben. Brauchen können
wir ja alles nur allzugut. Den Mantel habe ich gleich für Gerold
hergerichtet, der in seiner Windjacke schon recht fror. Den Pullover
habe ich zertrennt, um ihn für Gerold passend zu stricken. Die
schönen Stiefel sind uns allen zu groß, aber ich hoffe, einmal
eine Möglichkeit zu finden, sie nach Oesterreich zu schicken. Unser
Bern könnte sie so gut brauchen. So kommt uns Alles zu Statten.
Und besonders die gute Trockenmilch ist ein Schatz für uns bei
dieser sehr dürftigen Ernährung. Die Kinder waren beide krank
u. sind noch erholungsbedürftig, und man hat ja so gar nichts,
um sie wieder aufzupäpeln. Also haben Sie für alles unseren
wärmsten Dank.
Wir sind seit dem 15. Sept. hier in der Nähe von Berchtesgaden
in einem kl. Gasthäusl untergebracht. Zum 1. Oktober hatte uns
die Gemeinde eine Wohnung versprochen, aber immer zerschlug es sich
wieder. Nun hoffen wir auf den 15. November. Die Überfüllung
mit Flüchtlingen ist hier enorm u. dadurch alles doppelt erschwert.
Trotzdem sind wir glücklich, in diesem herrlichen Fleckchen Erde
zu sein, es ist ja die Heimat meines Mannes. Wir gehen jeden Tag in
den Wald zum Holz machen, das macht uns jetzt und im Winter warm! -
Burgl hat ¾ Stunde Schulweg, Gerold fährt mit dem Autobus
nach Berchtesgaden ins Gymnasium. - Die Sehnsucht bei uns allen nach
Kärnten und dem Eibishof ist noch nicht schwächer geworden,
aber man muß nicht zurückschauen, sondern aus der Gegenwart
das Beste zu machen versuchen. An die Zukunft denkt man besser gar nicht!
Unsrer Oma u. den beiden Großen in Kärnten geht es gut,
wenigstens müssen sie weder hungern noch frieren. - Meinem Bruder
geht es leider sehr schlecht, da sich sein Herzleiden arg verschlimmert
hat. Nach Hause kann er aber nicht, solange die R. dort sind.
Wie geht es allen Lieben in Schweden? Gar oft sind unsre Gedanken dort.
Wie gern möchte ich einmal alle wiedersehen u. Helene's u. Märta's
Kinder kennen lernen! Und wie geht es Tante Elisabeth? - Nanna schrieb,
daß Helene kein Mädchen hat. Da gibt es bestimmt genug Arbeit
für alle beide!
Bitte grüßen Sie alle Lieben sehr herzlich von uns allen
u. seien Sie nochmals bedankt von
Ihrer
Agnes Kiendl
Au b. Berchtesgaden
Oberb. (13a)
Gasthaus Bayrische Gemse
Von hier wird uns alle Post nachgeschickt, wenn wir eine Wohnung bekommen.
Brev
från Märta till Gunhild den 24 november 1947
Gubbängen den 24 nov. 1947
Kära Ni!
Var var ni i går kväll? Ää var så dålig
och morb. sa, att vi skulle nog ringa efter dr. Ervæus, så
han skulle komma o. ta hål på trumhinnan i dag. Så
till råga på allt elände fick jag 38,8, så Gerd
for in till Skeppsbron o. ringde, kl. 19,15 o. kom fram omedelbart.
Men i morse var jag bättre o. är nu feberfri, fast jag är
så täppt o. är faktiskt lite öm i örat jag
med. Har sagt återbrud till tvätten.
Ääs öra gick det hål på av sig självt
i natt. Han hade strumpa om så snällt och varet rann ut klockan
1. I dag har jag ej tagit feber på honom. Han känns ej het,
men ligger så matt och sover mycket. Här bifogar jag hans
brev till Dig.
Sa just till Stefan, att det vore roligt att prata med hans lärarinna
o. få höra, hur det egentligen går för dig: Ja,
då skulle hon tala om för dej, att jag var bäst på
provräkningen, sa han.
Ulla Carlowitz, stackare, ligger i halsfluss ensam. - Ringde till Dr.
Nordenfors i går, att jag ej kunde komma i dag o. att jag kanske
kunde sluta nu. Nej, det var då rakt inte värt, sa han.
Må så gott
Märta
Ja, Rolf följer väl med pa. hem. Kommer inte Du med också?
Stackars Ulla-Märta Aulén. Hon var ju själv faderlös
med sina bägge systrar när hon gick i skolan.
Brev från
Marianne "Nanna" Schweitzer till Gerd den 30 november 1947
Ihr lieben fünf!
Wie stattlich klingt das, Ihr Fünf! Das wird einem erst klar,
wenn es mal dasteht! Wie gern würden wir Euch alle Fünf einmal
sehen, ganz besonders die Jungens, die wir ja kaum mehr kennen. Denn
sie sind ja nun längst nicht mehr die Kleinkinder, die Stefan und
Rolf waren als sie weg fuhren. Märta Du musst recht viel und genau
von den Kindern erzählen, man möchte doch sein Patenkind kennen.
Es will einem ganz sonderbar erscheinen, dass man sich mit der kleinen
Bande nicht mehr verständigen kann. Wann fangen sie in der Schule
an, deutsch zu lernen? Oder gibt es diese Sprache nun überhaupt
nicht mehr als Schulfach? Ihr werdet nun in einer schönen Adventszeit
leben, die Ihr nach all den schwierigen Zeiten sehr geniessen werdet,
denker ich.
Mutti schrieb so froh über Eure hübsche Wohnung. Das freut
uns so. Habt Ihr eigentlich einm Stück Gartenland dabei? Wo spielen
die Kinder, sind die Strassen recht verkehrsreich? Wann muss Gerd früh
weg, wann kommt er abends? So viel wollen wir von Eurem Leben wissen,
damit die Gedanken um Euch nicht so im luftleeren Raum kreisen. - Ob
Ihr Weinachten zu Haus bei Euch feiern werdet, oder fahrt Ihr nach Salta?
Unser Euch zugedachtes Weinachts-Angebinde bringen dann die Seidel-Kinder
oder Elfriede Müller mit. Da die Einreisegenehmigung nun da ist,
geht es mii der Ausreisegenehmigung hoffentlich schnell. Die Kinder
freuen sich so sehr, und ich freue mich für die Kinder die es so
nötig haben, besonders Barbara, die mit ihren 14 ½ Jahren
im Wachstum bei 12 Jahren stehen blieb. Sie haben in ihrem jungen Leben
doch arg viel Leid durchlebt; den Vater verloren, den Bruder verloren!
Gerade die Seidel-Familie hatte ein so besonders schönes glückliches
Familienleben. Auch all das Schwere was die Mutter durchkämpft
geht ja an den Kindern nicht spurlos vorrüber.
Uns Beiden geht's soweit gut, und wir müssen dankbar sein. Wir
haben viel Arbeit, manchmal bissel zu viel, aber das ist ja doch auch
schön. Viel Arbeit ist allerdings ideelle Aufbauarbeit, ohne klingenden
Lohn, aber man lernt daran immer neu. Pillnitz macht Otto Freude und
Kummer - je nach dem, aber er ist gern drüben. Ganz einfach ist's
mit den jungen Leuten, die nicht Fisch nicht Vogel sind, nicht.
Gerd, denkst Du jetzt auch so oft und gern an die glücklichen
Weinachten zu Haus in Dresden und dann auf der Albertsstrasse? Die grosse
Tanne, die langen Geschenktische? Und dann nach der Bescherung sassen
wir immer, jeder vertieft in seinem Kalender oder Buch, knappernd um
den Tisch. Vater war dann so behaglich. Und die Zeit, als Ihr Euch mit
Decken Euer Plätzchen unterm Tannenbaum machtet, wo Ihr lagt und
laset und schmaustet? Ach, schön war's. Und wenn Mutti spielte
und wir sangen? - Schafft Euern auch eine so schöne Kindheitserinnerung
im Geschwisterkreis. Gerade in der Weinachtszeit erlebe ich sie immer
wieder so dankbar.
Ein recht, recht schönes, gesegnetes Fest wünschen wir Euch,
und ein gutes Jahr 1948 mit Gesundheit, Vorwärtskommen und Mit-Einander-Glücklichsein.
Ob es schon ein Wiedersehen bringt? Ich glaube wohl, doch noch nicht.
In herzlicher Geschwisterliebe denken an Euch
Eure Nanna + Otto
Märta, Du schicktest Otto einmal im Feldpostpäckchen Weinachten
nach Norwegen einen Julreiter aus Stroh, der steht jetzt, wie alle letzten
Jahre unter unserm Adventskranz und führt unsre Gedanken so oft
zu Dir und den Kindern! - Da fällt mir noch ein: Sollen die Kinder
oder Elfriede Müller von Deiner Wäsche etwas mitbringen? Dann
schreibe es schnell und schicke irgend eine amtl. Beglaubigung für
den Zoll, falls das nötig ist.
Ach Gerd eine Bitte: könntest Du wohl ein paar Architekten-Stifte
(ganz spitze Zwecken) bekommen und uns schicken? Das geht vielleicht
im Doppelbrief. Ottos verschwinden ganz nach + nach und fehlen so sehr.
December
1947
Brev från
Marianne "Nanna" Schweitzer till Gunhild den 1 december 1947
Marianne Schweitzer
Dresden A-46
Kleinzschachwitzer Ufer 3. 1. 12. 47.
Meine liebe Gunhild!
Das alte Jahr soll nicht zu Ende gehen, ohne Dir noch einmal von ganzem
Herzen für all die Güte zu danken, mit der Du uns beschenktest.
So ganz wirst Du garnicht erfassen, was Deine - Eure - Pakete aus einer
anderen Welt und die Briefe aus dieser Welt für uns bedeuten. Und
ich wünsche Euch von ganzen Herzen, dass Ihr da oben weiter in
Eurer abgeschlossenen Ruhe leben dürft. Gott schütze uns alle
miteinander vor einem neuen Krieg. Das wäre wohl das Allerfurchtbarste,
was uns treffen könnte. Jetzt hoffen wir trotz allem so sehr, dass
in London die Vernunft sich durchsetzt und dass wir wieder ein einiges
Deutschland werden dürfen, ohne die trennenden Zonengrenzen und
ohne "eisernen und seidenen" Vorhang! Aber es sieht oft recht
besorgniserregend aus, die Westmächte scheinen garnicht mitmachen
zu wollen.
Aber das ist ja kein Weinachtsbrief, entschuldige. Uns ist das Herz
jetzt nur immer gar so schwer und bitter. und doch, Advent ist auch
bei uns eingezogen. Rein äusserlich schon im Zimmerschmuck - Adventskreuz,
Erzgebirgsengel, Stern - und auch innerlich geht doch ein stilles Licht
auf. S'ist ein eigener Zauber um die Weinachtszeit, der geht mit einem
durch's ganze Leben, wenn man eine so glückliche Kinderweinachtserinnerung
hat, wie wir Zenkerkinder sie haben. Unser guter lieber Vater, der ein
ganz selten grosser und gütiger Mann war, schenkte sie uns in vollem
Masse, und wie sang und klang es die Weinachtszeit hindurch mit Mutti
am Flügel allabendlich. Muttis Musik ist aus unsrer Kinderzeit
nicht wegzudenken.
Jetzt bekamen die Seidelkinder vom schwed. Konsulat die Einreisegenehmigung
zugeschickt. Du kannst Dir kaum ihre Freude vorstellen. Hoffentlich
geht es nun schnell mit der Ausreisegenehmigung, so dass sie wenigstens
bis Ende Februar fortkommen, bis dahin bestenfalls hat Friedel (Frau
Seidel) Kartoffeln, wie wir auch. Wir bekamen noch keine oder besser
gesagt erst 1/4 der Winterkartoffeln. Was wir
dann ab Februar essen werden, wissen die Götter. 2/3 in der russ.
Zone hat sie alle die, die sie durch ihre Betriebe versorgt bekamen.
Die Grossbetriebe holten die Kart. mit ihren Fahrzeugen heran. Hertha
und Hans und Sibylle haben sie zum Glück auch. Aber der liebe Gott
hat uns noch immer geholfen und so wird auch dann Rat werden. - Jedenfalls
wäre es sehr gut, wenn die Kinder dann heraus wären. Ich habe
die Beiden herzlich lieb. Barbara spielt schon recht nett Klavier und
beide singen recht gut. Sie haben in ihrem jungen Leben schon recht
viel schweres Leid durchlebt.
Otto hatte für Dich ein Weinachtsangebinde hergestellt, das wir
Dir dann mit den Kindern schicken werden. Hoffentlich wird es bald etwas
mit Elfriede Müller, damit Du eine gute Hilfe hast. Barbara fasst
auch gut zu, Armgart die ausserordentlich klug ist und sehr schnell
auffasst muss man bissel anstellen, sie ist ein kleines aber liebes
Faultier. Leider stottert sie manchmal bissel, es ist aber nur durch
die Unterernährung und es ist auch nicht immer. Ich denke Du wirst
aber grosse Freude an Beiden haben.
Nun wünschen wir Euch von Herzen ein schönes, gesegnetes
Weinachtsfest und auch schon ein gutes, gesundes, friedliches Jahr 1948.
Euere dankbaren Nanna + Otto.
Brev från
Sibylle Tietze till Märta den 3 december 1947
3. XII. 47.
Meine liebe Märta,
Hab' schönen Dank für die Karte mit der Nachricht, daß
das Schälchen gut angekommen ist. Heute sende ich Dir nun als Weihnachtsgruß
das zweite, -leider ist es auch das letzte; ich besaß nur 2. Hoffentlich
macht es Dir ein klein wenig Freude. Ich denke jatzt in der Adventszeit
so oft an Dich. Wie schön feiert Ihr Weinachten! Und wenn ich an
meine eignen Adventsabende mit Lichtern, Engelsingen und Tannengrün
denke - ein verlorenes Paradies! Ich hoffe zum Fest wieder nach Görlitz
fahren zu können, am 20. schließen wir die Schale. Und wenn's
auch kein Weihnachten mehr für mich gibt, -so bin ich in den Feiertagen
doch daheim, und die liebe meiner Schwester umgibt mich. - Jetzt war
sie 14 Tage bei mir in Dresden. Im düsteren November ist die große
Einsamkeit zu schwer zu tragen. Ich bin dankbar, daß sie bei mir
war. Sie laßt Dich recht von Herzen grüßen u. Dir nochmals
viele Male für den Labetrank danken. - Doch nun genug von meinem
Eulendasein!
Du feierst das Fest zum 1. Mal mit all Deinen Lieben in der eignen
Wohnung? Oder seid Ihr in Salta? Was die Jungen für Augen machen
werden! Ich sehe es ja an meinen Kleinen in der Schule; die Weinachtsseligkeit
lebt selbst in unsern Kindern in dieser Notzeit unausrottbar. Überall
hängen die Adventskalender. Auch im Schulzimmer ist einer, u. täglich
wird ein Türchen aufgemacht. Und wie hübsch sind die Wohnküchen
geschmückt! Ich gebe doch wieder Gruppenunterricht in warmen Räumen,
die mir die Eltern zur Verfügung stellen. 10 verschiedene Wohnungen,
- alle blitzsauber, alle im Adventsschmuck, - und doch Not u. Elend
ringsum!
Wie hat sich Stefan in der neuen Schule eingelebt? Ich würde ihm
so gern mal ein deutsches Märchenbuch senden, aber erstens gibt's
keine; nur so armselig broschierte, dünne Heftchen, und zweitens
weiß ich nicht, ob Drucksachen mit Bildern über die Grenzen
gehen. Ich werde mich aber mal erkundigen. Schade, daß unsere
schönen Bücher alle verbrannt sind. Sie hätten noch viel
Freude anderen Menschen machen können.
Mein Haus ist nun fast ganz verschwunden; die ganze Ecke ist frei.
Ich war neulich in der Herz-Jesu-Kirche in einer Schubertmesse und ging
dann zu meiner Wohnung. "Und ihre Stätte kennet sie nicht
mehr!" Die Herz-Jesu-Kirche steht jetzt dem katholischen u.
dem evangelischen Gottesdienst abwechselnd zu Verfügung, weil doch
die Erlöserkirche völlig zerbombt ist. Das Wetterhähnchen
vom Kirchturm grüßt unverändert herab, das sah ich stets
von meinem Balkon aus. Das Einzige, was blieb! Ein "Anblick",
nichts Materielles. Aber je älter man wird, desto mehr weitet sich
ja das innere Panorama, und das äußere verliert an Wichtigkeit;
jedenfalls in meiner Lage. Also paßt der "Anblick" des
Konstante recht gut zum Gesamtbild.
Spricht Stefan noch deutsch? Wie hat sich Gert eingelebt? - Von Mutter
habe ich noch nichts gehört. Ihre Großmuttertätigkeit
wird sie ganz in Anspruch nehmen.
Und nun leb wohl. Verlebe das schönste Fest recht im Herzen froh.
Grüße alle Deine Lieben!
Ich bin von Herzen
Deine
Sibylle
Brevkort från
Märta och Elisabeth Zenker till Gunhild af Sillén den 7
december 1947
Gubb. den 7. 12. 47. [Poststämplat i Borlänge
den 8:e.]
Kära Du! Tack för det fina paketet. Vi har lagt det i kylskåpet
o. satt på, så äter vi det i morgon i stället,
vi hade redan sönd.middan i ordning. Skriv o. berätta om festen
o. toaletterna och Eriks brev. Har han ännu ej fått Stefans
brev m. nya adr? Vi hade inga blommor med t. Ernst. Ska vi skicka upp
några o. tacka för sist el. räcker det med ett kort?
Svara på det! Och Mutti, som just nu återvänder vill
veta, var Du har köpt det gråa mjuka garnet åt Stefan.
Jag är dålig efter sista sprutan i dag. Torsd. tvätt.
Då kommer Eva. Tack för kortet i dag o. Rolfs hälsning.
[Elisabeths handstil:] Förlåt
att jag glömde kortet vid Stockh. Centralen. 10 [el.
7 el. 70] dagar har jag varit i Enskede, mycket trevliga
o. glada dagar. Märta mår mycket bättre med pannan,
bara sprutan tycker hon inte om första dagen. Men så hjälpte
de i alla fall. Många hälsningar fr. Elisabeth.
Brev från
Märta till Rolf (6 år) den 8 december 1947
Gubbängen den 8. 12. 47
Kära ROLF!
Så här ser det ut när pappa och Stefan och Ää
och jag köper julklappar åt Dig. Gissa, vad det är i
paketen!
Vi har en sån fin adventsbricka med en liten röd tomte på
o. berg och sjö och skog. Tror Du, att Du och mormor kommer hit
någon gång före jul? På torsdag ska stackars
mamma tvätta och är så orolig för hur jag ska klara
det. Eva kommer hit till barnen. - I går hade vi så rart
och Ää tände två ljus. Först var pappa med
Mutti till tåget.
En dag var det en pojke, som heter Roger här hos Stefan och lekte.
Han har en bror, som heter Ramon. Roger sa, att Stefan är frökens
Gullgris. Och Lena, som bor Cirkelvägen 21 och som går i
1:a klass, säger att alla kallar Stefan för 1:a kliarn för
att han är så liten [men sattes i 2:a klass].
Stefan har tappat sin ena framtand och den andra guppar så, att
han ej kan äta hårt bröd.
Ää har varit så gnällig, men nu har Stefan lånat
hem en bok, som heter Gnäll Måns och nu är Ää
så snäll, för han vill inte att häxan ska komma
till Gubbängen. - Stefan har fått snuva och fröken sa,
att han borde ha varit hemma. Så gräsligt med punschen! Såg
Ni att Greta Lidholm gift sig? Är Karin Dahlbom i Västerås?
Måtte vi slippa betala 200 för tel. Vårt nummer blir
489437. Vad skriver Erik?
Eva o. jag ska gå på kungafilmen en dag. Atlas D. tjänstemän
har middag m. dans på Gillet Luciadagen. Bara damerna som är
anst. där. [Anställda, inte anständiga,
som jag först läste! /SZ] Smoking. Gerd vill tyvärr
inte gå för dom som han är god vän med ska ej gå
o. så är det ju smokingen. Jag säger, att han nog kunde
ha pappas, men han vill inte. Vad det kliar på min rygg just nu.
Stefan slutar visst redan den 18, men inte far jag från Gerd,
så tidigt. Kanske han kan resa ut själv, om det ej är
för mycket för Dig. Här regnar det. Har Ni snö?
Ja, må så gott o. säg, hur vi ska göra m. blommor
åt Ernst!
Brev från
Nanna till Gerd och Märta den 28 december 1947
Liebe Geschwister!
Das war eine recht grosse Freude als gerade am 24. 12. mittags Euer
- das heisst Gerd's lieber langen Brief kam. Er wurde aber erst auf
den Weinachtstisch gelegt und erst abends nach dem Bescheren gelesen.
Da drehte ich ihn erst um und um und suchte Märtas Handschrift
- ich Unersättliche. Und als wir dann den Schluss lasen und Gerd's
Sorge um Märtas plötzliche Erkrankung lasen, waren wir recht
erschrocken. An und für sich - geliebtes Bruderherz - war ich sehr
froh einmal von Dir wieder einmal einen Brief zu haben; denn es gibt
ganz wenig Leute die solch nette Briefe schreiben können.
Aber nun seid so gut und schreibt sehr bald wie es Märta geht.
Wir sorgen uns mit um sie. Ich möchte Euch ja dringend raten, den
Blinddarm heraus nehmen zu lassen wenn es sich wieder beruhigt hat.
Denn so ist's immer eine Angstpartie, Reizungen wiederholen sich immerzu
den ungünstigsten Gelegenheiten, und Märta schwebt doch immer
in einer Gefahr. Ich habe mich ja jahrelang, Otto monatelang mit solch
ungemütlichen Blinddarm herumgeschleppt. Beide wurden wir erst
nach der Operation richtig gesund, alle möglichen Beschwerden verschwanden
mit. Bei Otto war's in allerletzter Minute, da hatte sich der Blinddarm
ganz plötzlich dann recht hässlich benommen. In nicht gereizten
Zeiten ist die Operation ja nicht schwer, ich habe genau nach 3 Wochen
nach der Operation schon wieder geschwommen. Ich hatte so einen fabelhaften
holländischen Professor, det behauptete, dass man schon 1 Tag nach
seiner Operation so ziemlich alle Lagen wieder einnehmen dürfe,
selbst auf dem Bauch, wenn man es könne, seine Naht jedenfalls
sei zu. Wir bekamen auch schon am 1. Tag zu essen. Also wenn das nicht
alles Mut macht.
Nun aber sollt Ihr noch von unserm jüngsten Ergehen hören.
Wir haben's Weinachten gut gehabt. Zum Glück kam damals zu meinem
Geburtstag Gunhilds Paket zu spät, so konnte ich das Mehl, das
sonst draufgegangen wäre, sparen, ebenso Zucker, von Helene Margarine.
- So gab's sogar Stollen. Wir bekamen am 20. 12. noch eine Sondernzuteilung
von 1 Pf. Mehl richtiges, weisses und ! Pf. Zucker, das gibt nun Ottos
Geburtstagskuchen - mit Mohn. - Dann hatten wir ein recht ordentliches
Kaninchen, so dass ich für die ganze Fleischzuteilung Wurst nehmen
konnte, die mir kalte Abendbrote ermöglichte. Nun sind mit heute
die Schätze zu Ende gegangen - leider. Die rührend gute Gunhild
schickte 8 Pf. Kartoffeln, die leistete ich uns abends als Salat usw,
- leichtsinnig aber schön.
Wir waren zu Christvesper in der Versöhnungskirche wie vor - ach
ja so viel Jahren. Im Geiste sah ich Vater am Altar stehen. - Die Kirche
war brechend voll, und die Christvesper war schön. - Heimgekommen
zündeten wir unsere Kerzenstümpfchen auf dem sehr schönen
Baum an, den ein Bekannter uns verschafft hatte. Es war sehr schwer
einen zu erwischen. - Und sogar Geschenke gab's wieder. Ich hatte für
Otto einen russ. Kolchosroman gefunden, einen Kalender: Landschaftsaquarelle
und am 23. fand ich eine van Gogh-Mappe. War ich selig! Otto liebt v.
Gogh so. - Otto hatte einen Ganghofer-Roman (Berchtesg. Gegend), Holzuntersetzer,
eine Nadel für mich. - So ging's uns also recht gut.
Hertha war am 23. hier, dann seitdem nicht, obgleich sie eigentlich
kommen wollte, sicher war sie dienstlich verhindert. - Am 2. Feiertag
waren wir bei Wellers, wo's hübsch war, wie immer; auch Tante Rüger
war wieder viel frischer.
Politisch sind wir enttäuscht und deprimiert nach dem Londoner
Fiasco. Wie ersehnten wir die Einheit - und jetzt Bi- bezw. Trizonesien!
Ja - "denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um meinen
Schlaf gebracht!" - Was soll nun werden?
So, nun aber Schluss, das Abendbrot ist fällig und mit ihm das
Ende der feiertäglichen Genüsse. Also bitte, schreibt bald
über Märtas Befinden, ja?
Viel 1000 Grüsse
Eure Nanna + Otto.
Ansvarig
utgivare: Stefan Zenker, www.zenker.se
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ändrat eller kontrollerat den 1 januari 2015. |
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